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Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen.
Sie wurde zu einer Gesetzmäßigkeit des imperialistischen Weltsystems.
Das ist die auf wissenschaftlichen Analysen begründete These unseres gleichnamigen Buches „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“
Es gibt aber auch hierzu andere Positionen. Die Grüne Jugend fordert: „Höchste Zeit, den Wandel einzuleiten! Wir fordern gute Jobs in sauberen Branchen, eine echte Mobilitätswende und die strikte Einhaltung des 1,5-Grad-Pfads! Nur so kann das Klima – und damit unsere Zukunft – gerettet werden.“3
Kann es im Imperialismus eine „echte“ Wende oder Wandel geben, um unsere Zukunft zu retten? Die meisten hier werden das sicherlich ablehnen. Und trotzdem sind Illusionen in den Kapitalismus der Hauptgrund, dass viele Jugendliche Kampf und Organisierung noch nicht aufgenommen haben.
Zu Recht kritisieren wir Unverbindlichkeit oder Unentschlossenheit, sich zu entscheiden, zum Beispiel im REBELL mitzumachen oder organisiert das Leben auszurichten auf die Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung.
In letzter Instanz liegt dem die Überzeugtheit zugrunde, die Denken, Fühlen und Handeln bestimmt. Ist die Einsicht in die Notwendigkeit da, dass tatsächlich dieses System revolutionär überwunden werden muss und uns nichts daran bindet? Umgekehrt verhindern Unverbindlichkeit, Chaos oder Selbstbeschäftigung im Leben, solche klaren Gedanken zu fassen. Das System der kleinbürgerlichen Denkweise ist besonders darauf ausgerichtet, unter der Jugend die kleinbürgerliche Denkweise massenhaft zu verbreiten, damit sie sich nicht dem Kampf um den Sozialismus anschließt. Die bürgerliche Politik ist vor allem darauf erpicht, den Kapitalismus noch als das beste aller Systeme darzustellen, der eben reformiert werden müsse.
Schauen wir uns dessen Entwicklung genauer an: Mit dem Kapitalismus entwickelte sich zunächst die bisher höchste Stufe der Einheit von Mensch und Natur. Das war möglich durch die moderne Naturwissenschaft und die industrielle Produktion. Alles was der Mensch braucht, wird durch Arbeit und Naturstoffe errungen. Zugleich entwickelte sich mit dem Kapitalismus auch von Beginn an eine Tendenz, durch Zerstörung der natürlichen Umwelt, die Einheit von Mensch und Natur zu untergraben. Dass das zu einer globalen Umweltkatastrophe werden kann, hat schon Willi Dickhut in seiner theoretischen Arbeit erkannt und in den 1980er-Jahren vorhergesagt. Und tatsächlich, seit Beginn der 1990er-Jahre wurde mit der Neuorganisation der internationalen Produktion die Umweltkrise gesetzmäßig im Kapitalismus. Das heißt also, dass dieser Kapitalismus ohne Zerstörung der natürlichen Umwelt nicht mehr existieren kann.
Um dieses Problem zu untersuchen, müssen wir verstehen, worin grundlegend der unlösbare Widerspruch des Kapitalismus besteht: „Zwischen dem schrankenlosen Streben nach Erweiterung der Produktion, das dem Kapitalismus eigen ist, und der beschränkten Konsumtion der Volksmassen (beschränkt infolge ihres proletarischen Daseins) besteht zweifellos ein Widerspruch. Dieser Widerspruch liegt begründet in dem Hauptwiderspruch, dem Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem kapitalistischen Charakter der Aneignung.“4
Im Jahr 2022 hatte der Welthandel etwa einen Umfang von 32 Billionen US-Dollar (lt. Schätzung UNCTAD)5; das Bilanzkapital der 500 größten Übermonopole lag dagegen bei 160 Billionen US-Dollar und wächst Jahr um Jahr.
Quelle: https://multipolar-magazin.de/artikel/dollar-10-prozent-an-wert-verlieren, aufgerufen am 16. 7. 24
Das Kapital wächst um Vielfaches schneller als die Realisierung der Werte auf dem immer engeren Weltmarkt, um den immer mehr imperialistische Länder buhlen. Das hat inzwischen eine chronische Überakkumulation des Kapitals hervorgebracht. Das bedeutet, das Kapital kann aus Sicht der Kapitalisten nicht mehr befriedigend, also so dass es neue Maximalprofite hervorbringt, angelegt werden.
Bei Strafe seines Untergangs muss also jedes imperialistische Land und jedes Monopol die Ausbeutung von Mensch und Natur so steigern, Märkte und Einflusssphären erobern, dass es im zwischenimperialistischen Konkurrenzkampf nicht nur mithalten, sondern letztlich die Konkurrenz vernichten kann. Zu einem Ventil dieser Überakkumulation des Kapitals für die Imperialisten wurde die Überausbeutung der menschlichen Arbeitskraft und der Natur als Quellen des Reichtums. Damit wurde die rücksichtslose Ausbeutung der Naturressourcen auf einem Niveau der systematischen und allseitigen Zerstörung der lebensnotwendigen Einheit von Mensch und Natur zu einem ökonomischen Zwang.
Die Kapitalisten suchen ständig nach neuen Möglichkeiten. Jetzt haben sie den Meeresgrund als neues Feld der Ausbeutung der Natur gefunden. Bislang haben sie davon noch die Finger gelassen, jetzt fangen sie an sich zu streiten und Kriege zu führen, wer Rohstoffe in der Tiefsee fördern kann. Oder sie diskutieren, wer im Weltall führenden Einfluss hat, Rohstoffe fördern kann oder die Satelliten im All beherrscht.
Umweltschutz gibt es im Imperialismus nur, wenn damit die Weltmarktstellung ausgebaut werden kann oder als Zugeständnis, wenn in einzelnen Fragen die Arbeiter- und Massenbewegung durch aktiven Widerstand Erfolge erkämpft. Die Lebenslüge, dass man kapitalistische Ökonomie mit Umweltschutz in Übereinstimmung bringen könnte, ist ein riesiger Betrug. Im Gegenteil, es ist gerade so, dass die kapitalistische Ökonomie dazu führt, dass die Umwelt ausgebeutet wird!
Ein Beispiel dazu: Die Steinkohlezechen in Deutschland wurden geschlossen, wozu die Bundesregierung erklärte: „Das Ende der Stromgewinnung durch Verbrennung von Kohle wird Deutschlands Anteil am CO2-Ausstoß erheblich reduzieren.“6 Sie haben also den Leuten erzählt, wir müssen die Zechen schließen und die Bergleute entlassen, weil wir die Umwelt schützen wollen. Oh, wie umweltbewusst! Mancher dachte, das sei positiv und ein umweltpolitisch nötiger Schritt – aber die Bergleute haben es damals schon durchschaut. Sie sind zum Kohlekraftwerk nach Datteln demonstriert und haben gefragt, warum dann die Kohlekraftwerke weiterlaufen. Da stimmte doch was nicht.
Aber was passierte dann? Statt die Energieversorgung in aller Konsequenz auf erneuerbare Energien umzustellen, wurden Kohlekraftwerke in Deutschland mit Kohle zum Beispiel aus Kolumbien, Russland oder der Türkei befeuert. Zu welchen Bedingungen wird dort aber die Kohle gefördert?
Nicht unter so sicheren Bedingungen, wie es in Deutschland erkämpft wurde, sondern sogar mit besonders extrem umweltschädlichen Methoden, mit Tagebau wie in Kolumbien, wo ganze Berge abgetragen werden, riesige Landschaften zerstört werden. Die Monopole haben das betrieben und hatten Interesse daran, die Kohle günstig zu holen. Aber auch die bürgerlichen Politiker als Dienstleister dieser Monopole haben hier interveniert und so telefonierte Kanzler Scholz vorletztes Jahr persönlich mit dem ultrareaktionären Präsidenten Ivan Duque und „orderte“ Kohle aus dem Bergwerk El Cerrejon. Deutschland brauche sie für die deutschen Kraftwerke, um weiter die Kohleverbrennung für die maximalprofitbringende Produktion auszunutzen.
El Cerrejon ist die größten Steinkohlezeche der Welt und im Besitz des globalen Rohstoffmultis Glencore aus der Schweiz. Seine Belegschaft hat Geschichte gemacht, als sie in dem bedeutenden Streik 2015 als erste Steinkohlebelegschaft für Umweltschutz und Arbeitsplätze kämpfte. Das griff kurz darauf die 1. Internationale Bergarbeiterkonferenz in Arequipa, Peru, wegweisend auf. Die Kohle wird fast komplett exportiert, auch nach Deutschland, zum Steinkohlekraftwerk Datteln.
Mehrfach wurde diese Zeche von kolumbianischen Gerichten für Umweltvergehen verurteilt, die Sonderberichterstatter für Menschenrechte und Umwelt der Vereinten Nationen empfahl die Schließung der Mine. Die linke Petro-Regierung wollte die Förderung herunterfahren.
Stattdessen wird unter anderem mit der Erhöhung der Exporte nach Deutschland, die Bundeskanzler Scholz in einem Krisengespräch angefordert hatte, diese Überausbeutung von Mensch und Natur weiter verschärft und ausgebaut. So viel zu dem angeblich so umweltfreundlichen Kurs unserer Regierung. Nicht zufällig sind die in den G20 zusammengeschlossenen stärksten imperialistischen Länder mit 81 Prozent die größten Verursacher der globalen CO2-Emissionen.
Heute ist ein weiterer qualitativer Sprung eingetreten: Die globale Umweltkatastrophe ist zu einer Gesetzmäßigkeit des imperialistischen Weltsystems geworden und setzt zur Rettung der Menschheit dessen revolutionäre Überwindung sowie den Aufbau des echten Sozialismus auf die Tagesordnung. Die dadurch in Gang gesetzten zerstörerischen und selbstzerstörerischen Prozesse entfalten eine verheerende Eigendynamik und beschleunigen den Umschlag in die globale Umweltkatastrophe zusätzlich.
Einmal gibt es das wie in Datteln, dass durch die Verbrennung von Kohle schädliche Gase ausgestoßen werden. Das sind Umweltverbrechen, die akut stattfinden. Aber es gibt inzwischen auch einen Selbstlauf, eine Eigendynamik, Wechselprozesse, die unkontrolliert ablaufen und die diesen Prozess noch anheizen.
Das ist beispielsweise beim Auftauen der Permafrostböden und beim Abschmelzen des Eisschildes an den Polen zu beobachten. Die globale Erwärmung hat das Abschmelzen des Polareises in Gang gebracht, was den kühlenden Albedo-Effekt abmildert – also die Rückstrahlkraft der Sonne. Je weniger Eis auf der Erde, umso weniger erhitzende Strahlung wird zurückgeschickt. Wenn man Eisflächen hat, werden 85 bis 90 Prozent der Sonneneinstrahlung vom Schnee reflektiert und gehen ins Weltall zurück. Wenn man das nicht hat, die Sonnenstrahlung direkt aufs Meer trifft, wird nur 10 Prozent reflektiert und der Rest bleibt in den Meeren und auf der Erde. Je größer also die Flächen sind, auf denen das Eis abgeschmolzen ist, um so größer ist dieser selbstbeschleunigende Effekt, der dadurch zusätzlich angeheizt wird. Deshalb sagen wir nicht, „Nordpol, Südpol, alles weit weg“ – sondern es ist ein Faktor, der auf die ganze Biosphäre und die Existenz der Menschheit zurückwirkt.
Quelle: www.eskp.de/klimawandel/sommerliches-minimum-meereis-arktis-935855, aufgerufen am 16. 7. 24
Es sind also Prozesse eingetreten, die nicht mehr rückgängig zu machen sind, sich gegenseitig beschleunigen und selbstzerstörerisch wirken. Niemand kann mal eben das Polareis wieder einfrieren. Oder anders gesagt, hier wirkt eine unerbittliche Gesetzmäßigkeit, die in Gang gesetzt wurde. Auch der Sozialismus kann nach heutigem Ermessen die Eisschmelze nicht stoppen. Aber: Die revolutionäre Überwindung des Kapitalismus wurde notwendige Bedingung, um irreversible Prozesse zu verlangsamen und noch nicht irreversible zu stoppen und umzukehren.
Genau deshalb stellt die MLPD das Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfs.
Genau deshalb stören sich auch die bürgerlichen Politiker, die Medien und Monopole so an diesem Buch. Sie haben, sogar bestätigt vom Bundesverfassungsgericht, versucht, dieses Buch antikommunistisch zu unterdrücken und zu zensieren.
Man muss aber auch sagen, dass dieses Buch nicht unterdrückt werden kann und schon voll in der Gesellschaft ist und viele Leute sich gerade jetzt bestärkt sehen, es weiter zu verbreiten.