Rezension zum RW 37

Rezension zum RW 37

...wichtiger Beitrag zur Aufdeckung und zur Abwehr des Opportunismus als wesentliche Ursache von Desorientierung und Fehlentwicklungen.

Rezension zum Buch von Stefan Engel: "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus" von Klaus Peters, dokumentiert aus der Zeitschrift „Gegenwind“ Nr. 404, Mai 2022

Von Klaus Peters, St Peter-Ording

Klaus Peters

St. Peter-Ording

Ausweg aus den Krisen


Publikationen, die unter der redaktionellen Leitung von Stefan Engel erscheinen, sind immer eine besondere Herausforderung für Leser und Rezensenten.   Einschlägiges Hintergrundwissen kann sich als hilfreich erweisen. Die aktuelle Herausforderung ist das im Januar erschienene Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“.

Das neue Buch des Redaktionskollektivs „Revolutionärer Weg“ knüpft direkt an den ersten Band „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und der Antikommunismus“ der in vier Teilen konzipierten Reihe „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise“ an. Zunächst muss ein außerordentliches Lob dafür ausgesprochen werden, derart aufwendige gesellschaftliche Analysen in der vorliegenden Form zu erarbeiten und zu veröffentlichen. Andere Analysen haben nicht diesen fundierten und marxistisch-leninistischen Hintergrund, blenden ihn meist völlig aus. Fundierte Analysen in dieser Form und Qualität mit nachhaltigem Veränderungspotential in Richtung einer gerechten Gesellschaft, der Überwindung der Ausbeutung von Mensch und Natur, gibt es sonst nicht. Die Autoren des vorliegenden Bandes beziehen sich also im Wesentlichen auf den dialektischen Materialismus, auf die grundlegenden Erkenntnisse von Karl Marx, Friedrich Engels und Wladimir Iljitsch Lenin.

Die herrschenden bürgerlichen Ideologien, insbesondere der Neoliberalismus in verschiedenen Ausprägungen, und eine größere Zahl verschiedener abweichender sozialistischer Strömungen, so der Trotzkismus, die Entwicklung in China oder die Positionen sogenannter Salonmarxisten und die der Partei Die Linke, werden untersucht und teils sehr heftig kritisiert. Als Beispiele aktuellerer krisenhafter Entwicklungen analysieren die Autoren einleitend ausführlich die Wirtschafts- und Finanzkrise, 2008 bis 2014, sowie die Covid-19-Pandemie. Folgen und Nebenwirkungen von Positivismus und Pragmatismus als Elemente des Opportunismus, der in verschiedensten Schattierungen auftritt, werden in insgesamt 18 Kapiteln herausgearbeitet.

Generell muss man sich bei begrenzten Ressourcen zweifellos immer wieder auf wesentliche Erkenntnisse konzentrieren, muss versuchen, Haupt- und Nebenwirkungen deutlich zu unterscheiden. Selbstkritisch wird durchaus hinterfragt, ob eine klare Positionierung Bündnisarbeit konterkarieren könnte. Eine offene Auseinandersetzung werde angestrebt, heißt es.

Aktuelle Bezüge und Vorsorge zur Vermeidung negativer Nebenwirkungen nicht nur auf die Menschen, sondern auch auf die Natur, sind unverzichtbar. An der aktuellen Entwicklung ist die Kritik jeweils festzumachen. Dazu ein besonders wichtiger Satz aus der Vorstellung des Buches durch Stefan Engel: „Der Opportunismus verschwindet nicht von allein, weil er durch den Imperialismus ständig neu produziert wird.“ Suboptimale Ideologien und der Opportunismus können letztlich nur durch Aufklärung dauerhaft überwunden werden. Über nicht verzichtbare Strategien und Taktiken ist weitgehender, gut begründeter Konsens anzustreben.

Zur Covid-19-Pandemie vertreten die Autoren eine recht stringente Strategie, das deutsche Regierungshandeln wird wegen der zahlreichen, verwirrenden Verlautbarungen und der Defizite bei den Maßnahmen aber  kritisiert. Missbilligt werden jedoch auch die von den Gewerkschaften zu verantwortenden Absagen von Demonstrationen zum 1. Mai. Von anderen Kritikern will man sich allerdings deutlich absetzen. Bezogen auf die neue Regierungskoalition wird die Kritik erfreulicherweise nicht auf die Klimapolitik, sondern auf die gesamte Umweltpolitik fokussiert. Auch der andauernde Hype um die Digitalisierung wird mit Recht als Ablenkungsmanöver entlarvt und deutlich kritisiert. 

Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Aufdeckung und zur Abwehr des Opportunismus als wesentliche Ursache von Desorientierung und Fehlentwicklungen. Die eigene kritische Bewertung gesellschaftlicher Entwicklungen, jenseits von Massenmedien, Parteiprogrammen oder sonstigen Publikationen, bleibt eine dauernde Aufgabe.


Stefan Engel: Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus, 268 Seiten, 2022, 17,50 Euro


Klaus Peters 1/2022