Stefan Engel

Stefan Engel

Stefan Engel: Internationales Seminar zum System des Grundkurses »Die dialektische Methode allseitig erlernen«

Referat von Stefan Engel auf dem Internationalen Seminar am 5. August 2008

Von RW-Redaktion

Guten Morgen,

unser Thema heute ist das System des allseitigen Erlernens der dialektischen Methode in der Parteiarbeit der MLPD.


1. Ausgangslage

Wir haben vereinfacht zwei hauptsächliche Quellen, die den individuellen Menschen in der Klassengesellschaft prägen.

Das sind einmal die materiellen Klassenverhältnisse und zum anderen der Kampf zwischen der bürgerlichen und der proletarischen Weltanschauung.

Wir haben uns damit befasst, wie die Arbeiterklasse Bewusstsein bekommt.

Wir sind darauf gekommen, dass ein wichtiges Element, das man dabei untersuchen muss, die Frage der Denkweise ist, in der sich diese gesamte gesellschaftliche Auseinandersetzung widerspiegelt.

Wir sagen, dass das Bewusstsein innerhalb der Arbeiterbewegung im wesentlichen Ergebnis der weltanschaulichen Auseinandersetzung zwischen der proletarischen Ideologie und der bürgerlichen Ideologie ist, die sich innerhalb der Arbeiterklasse als Kampf zwischen der proletarischen und der kleinbürgerlichen Denkweise ausdrückt.

Ausgehend von der Erkenntnis Mao-Tsetungs über das objektive Gesetz vom Kampf zweier Linien haben wir versucht, uns mit der Frage des Kampfs um die Denkweise unter den Massen, innerhalb der Partei und innerhalb der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung genauer auseinanderzusetzen.

Wir haben vor allem dabei verschiedene Gesetzmäßigkeiten ableiten können, die uns eine Anleitung geben können, wie wir positiv auf die Bewusstseinsentwicklung und auch auf die Kaderentwicklung einwirken können.

Darum geht es beim Kampf um die Denkweise.

Ich glaube nicht, dass wir darüber streiten müssen, dass das Bewusstsein eine ausschlaggebende Rolle im Klassenkampf spielt.

Das bewussteste Element in der Arbeiterklasse ist die Partei.

Hier ist das Klassenbewusstsein am weitesten entwickelt, worauf sich natürlich die führende Rolle der Partei innerhalb der Arbeiterklasse gründet.

Das folgt auch der Erkenntnis, dass alles, was der Mensch tut, vorher durch seinen Kopf muss, mit einem bestimmten Bewusstsein durchgeführt werden muss.

Natürlich kann ein Mensch sich auch spontan entwickeln und sich treiben lassen von den gesellschaftlichen Verhältnissen.

Damit wird er aber nie zu einer proletarischen Revolution kommen.

Wir gehen davon aus, dass das Denken ein materieller Prozess ist und wie jeder andere materielle Prozess in der Natur und in der Gesellschaft Gesetzmäßigkeiten unterliegt, die da wirken und zu konkreten Ergebnissen im Denken, Fühlen und Handeln der Massen führen.

Da es sich beim menschlichen Denken, wie schon Friedrich Engels feststellte, um die höchstorganisierte und komplizierteste Materie handelt, hat es auch eine sehr komplexe Struktur, die sehr vielen komplexen Gesetzmäßigkeiten unterliegt.

Für die Idealisten ist das Denken etwas über der Materie Stehendes, etwas Übersinnliches.

Für die Materialisten ist das Denken selbst ein materieller Prozess, was dabei herauskommt, sind natürlich Theorien.

Im Kapitalismus ist der weltanschauliche Kampf zu einer sehr komplizierten Angelegenheit geworden

Was früher unter Philosophen diskutiert wurde, ist heute Gegenstand der täglichen Auseinandersetzung der Massen.

Das System der kleinbürgerlichen Denkweise ist zu einer der wichtigsten Herrschaftsmethoden des Betrugs im Kapitalismus geworden, um die Massen an das System zu binden, ihnen den Weg der Revolution zu versperren.

Wir haben festgestellt, dass dieses Problem heute nicht anders gelöst werden kann als durch die dialektische Methode.

Auch Mao Tsetung hat mit seinen Erkenntnissen die Bedeutung der Weltanschauung und überhaupt des ideologischen Kampfs in der kommunistischen Bewegung wieder vorangetrieben.

Er hat die große Bedeutung der dialektischen Methode erkannt -nicht nur für irgendwelche Führer, sondern für die Massen.

Wenn man die Kulturrevolution nicht von der politischen Seite, sondern von ihrem weltanschaulichen Charakter betrachtet, war sie eine von Millionen Menschen getragene Bewegung zur Erlernung und Anwendung der dialektischen Methode.

Wir haben festgestellt, dass die dialektische Methode der Kern der wissenschaftlichen proletarischen Denkweise ist.

Natürlich gibt es auch einen klassenmäßigen Kern, das ist der proletarische Klassenstandpunkt.

Mit dem Erlernen der dialektischen Methode als Kern der proletarischen Denkweise muss man ihre Grundlage, den proletarischen Klassenstandpunkt, festigen.

Denn der Klassenkampf ist heute so kompliziert geworden, dass er nur möglich ist, wenn die Partei bis zu einer bestimmten Stufe die dialektische Methode erlernt und beherrscht.


2. Der Dialektik-Grundkurs, seine Aufgaben, Ziele, Methoden und Mittel

Wir haben uns deshalb die Mühe gemacht und haben einen Kurs ausgearbeitet.

Dieser Kurs heißt: »Die dialektische Methode allseitig erlernen«.

Diese Kurse führen wir seit 1997 durch.

Jeder dieser Kurse hat zehn Lektionen.

Sie sind nach Semestern aufgebaut, angelehnt an das Programm der Hochschulen.

Wir haben mehr als 200 solcher Kurse seit 1997 durchgeführt und es haben an diesen Kursen über 6000 Leute teilgenommen.

Die Teilnehmer waren überwiegend Kader und Mitglieder der Partei, aber auch Arbeiter, Gewerkschafter, Frauen aus der Frauenbewegung, Jugendliche, Leute aus den verschiedensten Bewegungen und Selbstorganisationen, die spüren, dass sie eine Methode brauchen, um sich selbständig zurechtzufinden.

Auch Kader aus der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung haben schon an einzelnen dieser Dialektik-Kurse teilgenommen.

Jeder, der diesen Kurs besucht hat, merkt, dass er besser zurecht kommt, wenn er richtig damit arbeitet.

Ihr habt sicherlich auch Erfahrungen damit, wie man sich die Theorie aneignet.

Das ist an sich schon ein nicht unkompliziertes Problem, weil eben Theorie und Praxis etwas anderes ist.

Die Theorie kann nur Verallgemeinerungen, Gesetzmäßigkeiten vermitteln.

Die Praxis ist von vielen Zufälligkeiten bestimmt, die einen Schleier über den gesetzmäßigen Verlauf der Dinge legen.

Deshalb kommen wir mit einer dogmatischen Schulungsmethode nicht weiter.

Wir dürfen uns die Theorie nicht buchstabenmäßig aneignen und müssen immer wieder zur Praxis kommen.

Das ist natürlich ein allgemeines Schulungsproblem.

Diese dogmatische Schulungsmethode führt bei der Aneignung der dialektischen Methode direkt zum Desaster, zur Sophistik.

Die Dialektik verkommt zu einem Spiel mit Begriffen, wie das die Intellektuellen so gerne machen.

Sie reden gerne mit Begriffen, mit dialektischen Wortspielen, aber sie haben keine Ahnung, was die Dialektik wirklich ist, von den inneren Gesetzmäßigkeiten in der Natur und in der Gesellschaft.

Also haben wir uns überlegt:

Jeder Mensch in der Gesellschaft ist weltanschaulich geprägt.

Das bedeutet, er hat eine ganz bestimmte Denkmethode.

Natürlich ist diese Denkmethode in der bürgerlichen Gesellschaft vor allem metaphysisch geprägt.

Nicht nur, denn auch die Begriffe bringen dialektische Formen des Denkens hervor, aber natürlich nicht hauptsächlich.

Also haben wir eine Methode entwickelt, die dialektische Methode nicht über Referate anzueignen, nicht durch die Theorie über die Dialektik, sondern durch ein systematisches Streitgespräch um die vorhandene Denkweise der Kursteilnehmer.

Das heißt, das Wichtigste, was ein Kursteilnehmer mitbringen muss, ist, dass er sich aktiv an dem Kurs beteiligt und alles, was er im Kopf hat, auch sagt, dass er also seine Denkweise offenlegt und auch bereit ist, dass das kritisch diskutiert wird.

Dann diskutieren wir darüber, was er im Kopf hat, inwieweit das dialektisch ist oder metaphysisch.

Jeder muss erst einmal begreifen, dass er in diesem System nun einmal nicht von einer dialektischen, sondern von einer metaphysischen Methode geprägt ist.

Das geht natürlich bis zu den Marxisten-Leninisten, bis hin zu führenden Kadern, das ist nichts Unnormales.

Der Kurs macht nichts anderes, als dass er die konkreten Erfahrungen im Klassenkampf, im Parteiaufbau, in der Natur, in der Gesellschaft diskutiert und dabei die angewandte Denkweise in Frage stellt, die die Leute haben.

Das ist sehr wichtig, weil es natürlich eine Hilfe ist, die Denkweise zu ändern von einer metaphysischen Denkweise zu einer dialektischen Denkweise.

Natürlich muss der Schulungsleiter nach einem bestimmten System vorgehen.

Wir haben bisher zehn Semester, also insgesamt 100 Einzellektionen. (Mittlerweile sind es zwölfSemester und 120 Einzellektionen - Anmerkung der Redaktion RW, Juli 2023)

Man muss fünf Jahre die Kurse besuchen und hat dann 100 Lektionen gemacht, in denen man die ganze Bandbreite unserer Theorie und Praxis unter dem Gesichtspunkt der dialektischen Methode bearbeitet.

Es ist wichtig, dass die Teilnehmer nicht nur zuhören, sondern einen aktiven Selbstveränderungsprozess organisieren.

Sie bekommen am Anfang jeder Lektion immer einen Lernbogen, auf dem nichts draufsteht.

Jeder schreibt da seine Ansichten über die Diskussion auf.

Am Schluss der Lektion bekommt jeder die wichtigsten theoretischen Zusammenfassungen, das ist der Lehrbogen.

Der Lehrbogen gibt allerdings nicht die Diskussion wider, sondern nur gewisse Leitsätze, die man mitnimmt.

Dann kann man selbständig zu Hause das noch einmal bearbeiten, sich darüber auseinandersetzen und das Ganze bewusst auswerten.

Jeder, der ehrlich ist, wird merken, wo seine metaphysischen Schwächen sind.

Nur wer die metaphysische Denkweise überwindet, kann die dialektische Methode erlernen!

Bei der nächsten Lektion beginnen wir mit einer Wiederholung, diese vertieft das und wir begreifen das Problem wieder einen Schritt weiter.

Es ist eine sehr langwierige Methode, die aber verspricht, dass man wirklich seine Denkweise ändern kann.

Wir behandeln nämlich einfach Dinge, die jeder kennt.

Wir behandeln die Praxis der Genossen in der Kleinarbeit, wie sie im Wohngebiet, im Betrieb und der Gewerkschaft, unter der Jugend gerade arbeiten.

Wir wenden das auf aktuelle politische Themen und Aufgaben an, zum Beispiel die Entwicklung des Klassenbewusstseins während des Opel-Streiks 2004 oder die Vorbereitung der bundesweiten Großdemonstration gegen Hartz IV 2005 oder die Vorbereitung des 3. Internationalen Bergarbeiterseminars in diesem Jahr.

So kann auch jeder mitreden und der Schulungsleiter hat die Aufgabe, die Diskussion so zu führen, dass dabei die dialektische Methode bewusst gemacht wird, und dass bewusst die metaphysische Methode kritisiert wird.

Diese Kurse spielen also eine wichtige Rolle für die Organisation, für unsere Mitglieder, für unsere Kaderentwicklung, aber auch für das Zentralkomitee.

Ich führe diese Kurse zum Teil selbst mit durch und es ist eine sehr wichtige Erfahrung:

Wenn man diese Kurse durchführt, weiß man immer, was in der Organisation los ist.

Man hat sofort eine Analyse des Kampfs zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise in den wichtigsten Fragen, die momentan diskutiert werden und geklärt werden müssen.

So ist es nicht nur eine Schulungsmethode, sondern es ist zugleich für die führenden Kader auch eine Methode, die Organisation kennenzulernen, sofort die Probleme der Denkweise in der Organisation zu ermitteln und darauf einzuwirken.

Denn jede neue Situation bringt neue Fragen hervor.

Der Kampf zwischen proletarischer und kleinbürgerlicher Denkweise hat es an sich, dass er immer entfaltet wird, wenn es neue Probleme gibt.

Neue Probleme können immer nur durch einen qualitativen Sprung vorwärts in der Arbeit gelöst werden.

Und wie wir als Dialektiker wissen, setzt der qualitative Sprung die Entfaltung der Widersprüche voraus.

Es ist die Aufgabe der dialektischen Methode, die Widersprüche so zu entfalten, dass sie sich kontrolliert entfalten, dass diese Widersprüche sich nicht auf antagonistischem Weg entfalten, sondern auf nichtantagonistischem Weg.

Das heißt, innerhalb der Organisation braucht es keinen antagonistischen Kampf um die Linie, sondern einen nichtantagonistischen.

Immer wenn wir nicht bewusst an die Probleme herangehen, entwickeln sich antagonistische Momente in der Parteiarbeit.

Man kann das Gesetz der Entfaltung der Widersprüche nicht außer Kraft setzen, sondern man muss sich bewusst machen:

Es muss hier eine Auseinandersetzung ausgetragen werden für eine neue Qualität der Arbeit.

Auf diese Art und Weise wird die Organisation diesen Schritt nach vorne machen.

Erkenne ich die Probleme nicht, entfalten sich die Widersprüche unkontrolliert und es entstehen antagonistische Momente.

Das kann bis zur Spaltung und bis zum Liquidatorentum gehen.

Das hat es nicht nur innerhalb der Partei gegeben, sondern auch innerhalb der marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung.

Wir kennen das von der Internationalen Konferenz.

Die Kunst dieser Konferenz besteht gerade in der richtigen Behandlung der Widersprüche.

Wenn hier Fehler passieren, entstehen antagonistische Widersprüche.

Aber wir kommen mit dem Antagonismus in der Internationalen Konferenz nicht weiter.

Weil es sehr unterschiedliche Bedingungen in den einzelnen Ländern, in den einzelnen Bewegungen gibt, muss es auch Widersprüche geben.

Was wir aber können, ist eine Methode zu finden, wie wir die Widersprüche so lösen, dass daraus eine Vereinheitlichung der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung herauskommt und damit die Kraft entsteht, die dem Weltsystem des Imperialismus wirklich etwas entgegensetzt.

Wir sind hier in dem Verlauf der Internationalen Konferenz weitergekommen.

Ihr habt vielleicht schon einmal ein Programm des Arbeiterbildungszentrums gesehen.

Das zentrale Kettenglied an diesem Programm sind diese Kurse.

Man merkt – und das ist sicherlich in den letzten Tagen sehr deutlich geworden - , dass in dem Maße, wie die Partei sich die dialektische Methode auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise zu eigen macht, sie in der Lage ist, die Partei weiterzuentwickeln, die Massen zu führen und auch möglichst Fehler zu vermeiden.

Wir sind mit diesem Dialektik-Kurs noch lange nicht zu Ende und es gibt noch viele weitere Anwendungsgebiete.

Doch zunächst erst einmal werden wir uns jetzt darauf konzentrieren, den REVOLUTIONÄRER WEG 32-34 zur Strategie und Taktik der internationalen Revolution auszuarbeiten, was natürlich auch die Zusammenfassung unsere Erfahrungen mit der Lehre von der Denkweise beinhaltet.

Es gibt zwei Formen der Kurse:

Wir haben Abendkurse und Wochenkurse.

Wir haben verschiedene Einrichtungen dafür, in Alt Schwerin, hier in Gelsenkirchen, in Stuttgart, in Berlin und in Truckenthal.

Der Abendkurs findet alle zwei Wochen zehnmal pro Semester statt.

Er dauert pro Abend jeweils eineinhalb bis zwei Stunden.

Die andere Form ist für Leute, zum Beispiel Jugendliche, die regelmäßig abends nicht die Zeit haben.

Sie können sich eine Woche freinehmen, zum Beispiel an Ostern in der Ferienzeit.

Da wird dann in einem Sechstagekurs ein Semester behandelt.

Zugleich sind diese Kurse auch eine Art der Einnahmequelle.


Aber es ist auch so, dass die Kursleiter mit am meisten gelernt haben von allen Teilnehmern, die dabei waren.

Die Kurse schulen auch die zentralen Kader.


Diese Kurse können bei uns noch nicht so viele Leute durchführen.

Sie wurden von der politischen Führung des ZK ausgearbeitet und immer mehr ZK-Mitglieder erlernen auch, diese Kurse durchzuführen.

Wir wollen künftig diese Dialektik-Kurse stärker mit der Anleitung und Kontrolle und der Kaderarbeit der Zwischenebenen durchdringen und sie sollen Stück für Stück in die Hand der Landesleitungen übergehen.

Es ist natürlich nicht einfach, solch einen Kurs zu führen.

Im Unterschied zu anderen Kursen, wo ich ein fertiges Referat mitbringe und weiß, was drinsteht, weiß ich in einer Diskussion, wenn ich zu einer aktuellen Frage komme, 50 Prozent nicht, was da abläuft.

Ich muss als Schulungsleiter das Thema beherrschen, damit ich es auch anwenden kann.

Es verlangt also die Beherrschung der dialektischen Methode auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise.


3. Die Vorstellung der einzelnen Kurse

Kommen wir jetzt dazu, wie die Kurse aufgebaut sind.

Es sind wie gesagt zehn Semester.

Die ersten drei Semester behandeln die Grundlagen der dialektischen Methode.

Das erste Semester beginnt mit der objektiven Dialektik in Natur und Gesellschaft.

Das ist der Einführungskurs, wo man die objektive Dialektik in der Wirklichkeit behandelt.

Alles, was existiert, ist materiell und alles, was materiell ist, funktioniert nach dialektischen Bewegungsgesetzen.


Wir wenden das vor allem auf die drei hauptsächlichen dialektischen Bewegungsgesetze an, die Engels in seiner Schrift »Dialektik der Natur« zusammengefasst hatte:

Im ständigen Werden und Vergehen (Negation der Negation) entstehen immer neue Formen, werden umgewandelt (Umschlag von Quantität in Qualität und umgekehrt) und lassen durch die inneren Widersprüche (Kampf und Einheit der Gegensätze) die Welt sich im unendlichen Prozess immer höher und höher entwickeln.

Wir behandeln also die Einheit dieser drei hauptsächlichen Bewegungsgesetze der Dialektik.

Das ist in einem Satz das, was wir in diesem ersten Semester ein halbes Jahr lang an verschiedenen Fragen diskutieren.


Das zweite Semester befasst sich mit der subjektiven Dialektik, das heißt mit der wissenschaftlichen Anwendung der dialektischen Methode, wie sie besonders von Marx, Engels und Lenin entwickelt wurde.

Das Niveau der Anwendung der dialektischen Methode sind Lenins Bestimmungen der Dialektik, die er in dem Konspekt zu Hegels »Wissenschaft zur Logik« herausgearbeitet hat.

Wie Ihr vielleicht wisst, hat Lenin 1915 nach dem Abschluss der Schrift über den Imperialismus an einem philosophischen Werk gearbeitet.

Er musste das abbrechen, aber es liegen seine Konspekte hierzu vor und es war klar, dass Lenin die Bedeutung der dialektischen Methode kannte und überzeugt war, dass ein neues Niveau der kommunistischen Bewegung auch mit der Beherrschung der dialektischen Methode einhergeht.

Diese Grundbegriffe der dialektischen Methode in diesem Kurs auf dem Niveau der Leninschen Elemente der Dialektik sind Gegenstand des zweiten Semesters.

Wir behandeln hier den Kampf und die Einheit der Gegensätze, die Negation der Negation, den Umschlag von Quantität in Qualität, Analyse und Synthese als Methode.

Das sind die hauptsächlichen Bewegungsgesetze, es gibt auch noch andere.


Dabei haben wir fünf Faustregeln zur Anwendung der dialektischen Methode herausgearbeitet:

Dialektische Denkweise

Metaphysische Gegentendenzen

1. Man muss sich alles bewusst durchdenken.

Der Trott, der davon ausgeht, dass es keine wesentlichen Veränderungen gibt.

2. Das bedeutet, sich die gesetzmäßige Grundlage des Problems klarzumachen, seine konkrete Entwicklungsgeschichte zu studieren, die Hintergründe und Zusammenhänge, Ursache und Wirkung usw. D.h. eine konkrete Analyse des zu lösenden Pro­blems.

Über den Daumen peilen bzw. Dinge nur „anzudenken” bedeutet, an der Oberfläche der Erscheinung stehenzubleiben, statt zum Wesen vorzudringen.

3. Man muss ein treffendes Urteil fällen, eine richtige Qualifizierung vornehmen.

Verschiedene Erscheinungsformen aneinanderreihen, ohne ihren Zusammenhang zum ganzen Prozess zu qualifizieren.

4. Man muss die praktische Konsequenz bestimmen, d.h. einen exakten Plan fassen.

Sich mit Erkenntnissen begnügen, so als sei die Theorie höher­stehend als die Praxis.

5. Man muss den Plan eisern durchführen und dabei selbst kontrollieren, ob er zutrifft, wie er eventuell verändert bzw. weiterentwickelt werden muss und welche Lehren zu ziehen sind.

Stur am Plan festhalten, auch wenn sich neue Entwicklungen ergeben bedeutet Idealismus und Schematismus, oder bei jeder Gelegenheit vom festgelegten Plan abrücken, was Pragmatismus bedeutet.


Das dritte Semester hat die Aufgabe, die Weiterentwicklung der dialektischen Methode seit Lenin zu behandeln und befasst sich mit der Lehre von der Denkweise, der Lehre von den Bewegungsgesetzen im Denken, Fühlen und Handeln.

Lenin hatte noch 16 Elemente der Dialektik, die Lehre von der Denkweise hat einige Hundert Elemente der Dialektik.

Heute haben wir international ein gesellschaftliches System der kleinbürgerlichen Denkweise, dessen zersetzende Wirkung auf das proletarische Klassenbewusstsein verschiedene grundlegende Bedingungen notwendig macht, um die Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise herstellen zu können.


Wir haben hier folgende Bedingungen für die Herstellung der Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise herausgefunden.

Nur im bewussten Kampf ist die proletarische Denkweise der kleinbürgerlichen Denkweise überlegen. In der Sphäre der Spontaneität setzt sich gesetzmäßig die kleinbürgerliche Denkweise durch, da diese durch das gesellschaftliche System der kleinbürgerlichen Denkweise von der vorherrschenden bürgerlichen Ideologie ständig neu reproduziert wird.

Man muss immer von der grundsätzlichen Seite an jede Frage herangehen und die Allseitigkeit der ideologisch-politischen Linie der MLPD ausspielen. Die kleinbürgerliche Denkweise dagegen reduziert sich willkürlich auf Teilerkenntnisse und spiegelt so die Wirklichkeit verzerrt wider.

Die proletarische Denkweise kann sich gegen die allgemeine Überlegenheit des gesellschaftlich wirkenden Systems der kleinbürgerlichen Denkweise nur durch strikte Konzentration der Kräfte auf die Lösung der Probleme durchsetzen, bei denen sie aktuell und im gegebenen Moment ihre konkrete Überlegenheit ausspielen kann.

Nur in der direkten Konfrontation ist die proletarische Denkweise der kleinbürgerlichen Denkweise überlegen. Letztere vermeidet die offene Auseinandersetzung, weil sie in der Form der Anpassung ihr geeignetes Medium hat.

Die proletarische Denkweise muss die kleinbürgerliche Denkweise angreifen, sonst dringt diese vor, verbunden mit zerstörerischer Wirkung auf die proletarischen Eigenschaften und Organisationsformen.

Gegen die Zersplitterung und Desorganisierung durch die kleinbürgerliche Denkweise verwirklicht die proletarische Denkweise nur systematisch und organisiert ihre Überlegenheit. Im System der Kleinarbeit der Partei kommt das konzentriert in dem allseitigen Wechselverhältnis von marxistisch-leninistischer Partei und Förderung der Selbstorganisationen der Massen zum Ausdruck.

Die Beherrschung der dialektischen Methode ist die ausschlaggebende Fähigkeit der Kader, den Kampf der proletarischen Denkweise gegen die kleinbürgerliche Denkweise zur Entscheidung zu bringen.


Wir haben als wichtigste Lehre des 3. Semesters die Aufforderung an die Genossen gestellt, jede Frage vom Standpunkt der dialektischen Methode zu behandeln und damit die Dialektik auch zum praktischen Handwerkszeug eines jeden Genossen zu machen.


Ab dem 4. Semester kommen die Anwendungssemester, wie das heute in der Arbeit gebraucht wird.

4. bis 6. Semester behandeln den Kampf um die Denkweise unter den Massen, im marxistisch-leninistischen Parteiaufbau und in der Vorbereitung der internationalen Revolution.

Wir beginnen im vierten Semester mit der konkreten Analyse der konkreten Situation auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise.

Die Klassiker des Marxismus-Leninismus haben immer die konkrete Analyse der konkreten Situation als »lebendige Seele des Marxismus« bezeichnet.

Sie haben das sehr stark auf die objektive Entwicklung bezogen, auf die Wirtschaftsanalyse, die politische Analyse.

Die Weiterentwicklung besteht darin, das wir das auch beziehen auf die Dialektik im Denken, Fühlen und Handeln der Massen, auf die Zusammenhänge zwischen objektiver und subjektiver Dialektik, in der sich in erster Linie der Kampf um die Denkweise widerspiegelt.

Natürlich ist der Kampf um die Denkweise eine Widerspiegelung der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung.

In dieser Analyse der konkreten Situation auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise haben wir zum Beispiel untersucht, welche Prozesse im Denken, Fühlen und Handeln der Massen sich im Opel-Streik abspielten, um darauf einzuwirken, welche Widersprüche in der Einheit von Partei und Massen sich entwickeln, wie die Arbeiter in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit und wie sie aber auch im Widerspruch zur Wirklichkeit stehen, wie die kleinbürgerlich-reformistische Denkweise und die kleinbürgerlich-revisionistische Denkweise unter den Arbeitern wirken, wie auch die proletarische Denkweise wirkt.

Diese konkrete Untersuchung diente uns als Grundlage für unsere Strategie und Taktik in der Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit.

Wir haben während des Streiks eine rasante Veränderung der Denkweise der Massen erlebt, die wir auch wieder ständig analysiert haben.

Wir machten täglich eine Analyse der Entwicklung der Denkweise der Opel-Arbeiter und machten dann abends um 23 Uhr eine Sitzung des ZK, um diese neuen Entwicklungen auszuwerten.

Wir sind auf die drei Gruppen innerhalb der Arbeiter gestoßen, die fortgeschrittenste Gruppe, die mittlere Gruppe, die rückständige Gruppe.

Diese Einteilung fußte auf der Einschätzung ihrer Denkweise.


Wir wissen natürlich, dass es in der Denkweise des Menschen nicht nur die proletarische Denkweise und nicht nur die kleinbürgerliche Denkweise gibt.

Das ist nur theoretisch.

Theoretisch kann man die kleinbürgerliche Denkweise getrennt fassen und auch die proletarische Denkweise.

Aber in der Realität gibt es das nicht.

In der Realität der Menschen gibt es nur den Kampf zwischen der proletarischen und der kleinbürgerlichen Denkweise.

Es gibt immer beides.

Es gibt auch keinen hundertprozentigen Kommunisten.

Jeder Mensch wird von jeder Denkweise, von der bürgerlichen, von der kleinbürgerlichen und von der proletarischen Denkweise beeinflusst.

Das spiegelt sich im Denken und Handeln bei jedem einzelnen Menschen in einer bestimmten Art und Weise wider.

Das kann ich nur mit der dialektischen Methode erfassen und nicht mit Schemen.

Wir haben die drei Gruppen der Arbeiter eingeteilt und konnten dann sagen:

Die fortgeschrittenste Gruppe mit zu Beginn 500 Arbeitern war der aktive Kern.

Sie konnten den Streik auslösen, sie haben ihn aber am Anfang noch gar nicht führen können.

Da kam sofort der reformistische Apparat und hat sich an die Spitze gestellt.

Also mussten wir den führenden Kern entwickeln.

Wir haben uns überlegt, wie die Arbeiter die Führung bekommen.

Auf welche Weise, unter welchen Bedingungen sind die einfachen Arbeiter diesen reformistischen Führern überlegen?

In der Produktion sind sie ihnen überlegen, in der hochentwickelten, hochorganisierten Produktion!

Dort sind die Arbeiter organisiert, in der Lean Production.

Da wird jede Schraube, jede Handbewegung der Gruppe aufeinander abgestimmt.

Die Arbeiter kennen sich, sie sind in derselben Schicht.


Also haben wir die Losung ausgegeben und gesagt:

Man muss den ganzen Streik auf die Schultern dieser Produktionseinheiten der Arbeiter legen, weg von den kleinbürgerlich-reformistischen Führern, auch den Linksreformisten.

Da war zum Beispiel der Vorarbeiter vom Türmodul, der das sofort begriffen hat.

Er hat sofort seine Leute angerufen:

»Kollegen, ab 6 Uhr haben wir hier Schicht.

Jeder muss kommen und sich ins Schichtbuch eintragen.

Wir übernehmen die Aufgabe der Sicherheit und Ordnung im Streik.«

Alle Arbeiter, die in der Produktion sonst immer die Türen am Auto einbauen, haben ab sofort selbständig die Verantwortung für die Sicherheit und Ordnung dieses Streiks übernommen.

Das heißt, jede Produktionsgruppe hatte eine feststehende eigenständige Aufgabe und so wuchs die Trägerschaft der fortgeschrittenen Gruppe von 500 auf etwa 3500 Leute an.

Es war auch nicht mehr möglich, denen diesen Kampf abzunehmen.

Am vierten Streiktag, als die Reformisten den Streik endgültig beenden wollten, waren sie überhaupt nicht mehr in der Lage dazu.


Das war so eine Analyse, die im ZK gemacht wurde, um die Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise zu organisieren.

Das war ausschlaggebend dafür, dass der Streik gefestigt wurde, dass die Initiative an die Produktionsarbeiter überging, dass die Reformisten isoliert wurden und dass der enge Schulterschluss mit der MLPD höherentwickelt wurde.

Denn jeder wusste, dass das die Taktik der MLPD ist.

Aber sie konnten dem nichts entgegensetzen, weil diese Taktik von den Arbeitern aufgegriffen wurde.

Die Arbeiter wollten ja aktiv sein.

Sie wollten nicht warten, bis irgendeiner ihnen sagt, was sie tun sollen.

Sie wollten ihren Streik selbst führen.

Das war ein sehr wesentliches Beispiel der konkreten Analyse.

Das lernen wir hier bezogen auf den Friedenskampf, bezogen auf die Jugendbewegung, auf die Frauenbewegung usw.

Das ist die Aufgabe, weil man das nicht richtig führen kann, ohne es konkret zu analysieren.


Das fünfte Semester befasst sich mit der Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise.

Böswillige Kritiker behaupten ja, die MLPD hätte die Revolution durch den Kampf um die Denkweise ersetzt und wäre damit auf die Methode der Junghegelianer im 19. Jahrhundert zurückgekommen, die meinten, die Welt müsse durch Diskussion und intellektuelle Spielerei verändert werden.

Die Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise ist keine Ersetzung, sondern eine notwendige Ergänzung der proletarischen Strategie und Taktik der Revolution.

Sie befasst sich insbesondere damit, wie sich das Bewusstsein der Massen entwickelt, wie sich das Wechselverhältnis von Partei und Massen im Verlauf des revolutionären Prozesses entwickelt.

Das ist auch nichts grundsätzlich Neues.

Das haben schon die Klassiker gesagt, Lenin, Stalin, Mao Tsetung, dass es nicht nur reicht, dass die Partei eine richtige Linie und eine richtige Strategie und Taktik hat.

Diese Strategie und Taktik der Partei muss zur Strategie und Taktik der Massen werden.

Erst dann wird diese Strategie und Taktik zur materiellen Gewalt.

Die Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise befasst sich mit diesem Widerspruch:

Wie wird unsere revolutionäre Strategie und Taktik, die in Deutschland sicherlich die Form des bewaffneten Aufstands und des bewaffneten Kampfs haben wird, zur Strategie und Taktik der Massen?

Das haben wir in diesem 5. Semester einmal angewendet auf die drei Etappen des Klassenkampfes:

Etappe der nicht revolutionären Situation:

Das System der kleinbürgerlichen Denkweise ist das Haupthemmnis zur Entwicklung des proletarischen Klassenbewusstseins der Arbeiterklasse und Hinwendung der breiten Massen zum Sozialismus.

Im Kampf gegen die Desorientierung durch den modernen Antikommunismus muss die entscheidende Mehrheit der Arbeiterklasse für den Sozialismus gewonnen und die breiten Massen in den Kampf gegen Monopole und ihren Staat einbezogen werden.

Im Kampf gegen die Desorganisierung (Reformismus, kleinbürgerlicher Antiautoritarismus, kleinbürgerlicher Feminismus) muss die MLPD Partei der Massen werden, deren Kern die Wechselbeziehung von marxistisch-leninistischem Parteiaufbau und Förderung der Selbstorganisationen der Massen ist.

Im Kampf gegen die Demoralisierung der Massen und ihrer Befähigung sich selbst zu befreien muss die MLPD die relative Isolierung in der Gesellschaft durchbrechen.

Etappe der akut revolutionären Situation:

Das System der kleinbürgerlichen Denkweise verliert massiv an Wirkung.

Die Arbeiterklasse muss die Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise im gesamtgesellschaftlichen Maßstab organisieren. Dazu muss die MLPD Massenpartei werden.

Die Selbstorganisationen der Massen nehmen Massencharakter an und revolutionieren in immer engerer Wechselbeziehung zur Partei ihr Denken, Fühlen und Handeln.

Die marxistisch-leninistische Partei muss die Massen für den Sturz der Monopolherrschaft als nächsten Schritt vorwärts überzeugen und dazu die Untauglichkeit des kleinbürgerlichen Parlamentarismus, kleinbürgerlichen Pazifismus und Reformismus unter ihnen verankern.

Etappe des bewaffneten Kampfs und des Aufstands:

Die Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise ist eine gesamtgesellschaftliche Realität.

Im bewaffneten Kampf übernimmt die marxistisch-leninistische Partei das Kommando.

Damit die Massen ihr folgen, brauchen sie eine unerschütterliche Überzeugung in die revolutionäre Sache bis zur Todesverachtung, revolutionären Optimismus in die sozialistische Zukunft und tiefstes Vertrauen in ihre Partei und höchste (militärische) Disziplin. Verzagtheit und kleinbürgerliches Abenteurertum (z.B. Putschismus) als letzte Rückzugsgefechte vor der Entscheidung müssen bekämpft werden und dürfen keinen Spielraum bekommen.

Die Partei muss nach der Machtergreifung die Überlegenheit der proletarischen Denkweise im Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise in der Diktatur des Proletariats durch das gesellschaftliche System der Selbstkontrolle organisieren und anleiten.



Wir haben festgestellt, dass die Leute fertigwerden müssen mit verschiedensten kleinbürgerlichen Einflüssen, die sie heute noch von dieser revolutionären Denkweise abhalten.

Wir haben diese Strategie und Taktik entwickelt in der Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, in der Frauenarbeit, in der Jugendarbeit.

Das sind die drei Felder, wo wir das auch bereits mit Erfolg praktizieren.


Das sechste Semester befasst sich mit der proletarischen Streitkultur.

Der Kampf um die Denkweise erfordert natürlich eine geeignete Methode des Austragens der Widersprüche unter den Massen, des Widerspruchs zwischen Partei und Massen, der Widersprüche innerhalb der Massen, der Widersprüche in den Selbstorganisationen der Massen, der Widersprüche zwischen den Selbstorganisationen der Massen und der Partei.

Diese Methode ist die Methode der proletarischen Streitkultur.

Sie ist nichts anderes als die bewusste Anwendung der dialektischen Methode zur Lösung von Problemen der Denkweise im Parteiaufbau, im Klassenkampf oder auch in der Frauenbewegung, in der Jugendbewegung usw.

Diese proletarische Streitkultur ist nicht nur die Methode zur Lösung von Widersprüchen, sondern wir haben damit auch eine Methode entwickelt, wie man führt, ohne dass die Leute sich bevormundet fühlen, in der Anleitung und Kontrolle der Partei, zwischen der Partei und den Massen, aber auch unter den Massen.

Es ist eine wissenschaftliche Methode der Überzeugung.


Das Kernproblem der proletarischen Streitkultur ist die richtige Behandlung von Widersprüchen.

Wir haben hier angesetzt an den Erkenntnissen von Mao Tsetung über den Antagonismus und Nichtantagonismus von Widersprüchen und ihre Verwandelbarkeit.

Das ist das eigentliche Problem.

Es gibt keine nur antagonistischen und keine nur nichtantagonistischen Widersprüche.

Es gibt immer Zwischenformen und jeder Widerspruch kann sich in einen anderen verwandeln.

Die proletarische Streitkultur ist eine Methode, wie »Widersprüche im Volk« - wie Mao Tsetung das nennt - also unter den Massen und innerhalb der Partei, als nichtantagonistischer Prozess organisiert werden und wie sich gleichzeitig der antagonistische Widerspruch zum Klassenfeind, zur Diktatur der Monopole, zum Staat verschärft.

Das ist ein dialektischer Prozess.

Während die Probleme unter den Massen auf nichtantagonistische Art und Weise gelöst werden sollen, wird sich in dem Maße, wie das gelingt, der Klassenwiderspruch verschärfen.

Hier gibt es mit die größten Probleme bei unseren Genossen, sehr vereinfachende Vorstellungen von Antagonismus und Nichtantagonismus.

Man muss sich voll in die Leute hineindenken, wenn man sie überzeugen will.

Die proletarische Streitkultur ist auf der Grundlage einer richtigen Streitkultur, einer richtigen Kaderanalyse eine ungeheuer wirksame Methode, die Menschen zu gewinnen, zu mobilisieren, zu entwickeln bis hin zu ihrer bewussten Selbstveränderung.


Die proletarische Streitkultur in der Partei verlangt vor allem die bewusste Anwendung der dialektischen Methode auf die Gesetzmäßigkeit des Vordringens der kleinbürgerlichen Denkweise in der Parteiarbeit in drei Stufen:

»Nach diesem Gesetz verläuft das Vordringen der kleinbürgerlichen Denkweise in der Parteiarbeit in drei Stufen:

  • Die erste Stufe berührt das Auftreten einzelner Merkmale der kleinbürgerlichen Denkweise in der täglichen Theorie und Praxis der Parteiarbeit. (...)
  • (...) kommt es zu einer Verfestigung und Kombination bestimmter Fehler, zu Fehlentwicklungen, dann bedeutet das die zweite Stufe des Vordringens der kleinbürgerlichen Denkweise. Die kleinbürgerliche Denkweise tritt jetzt als Tendenz auf.
  • »Werden prinzipielle Fehler ... gerechtfertigt und vertieft, kann die kleinbürgerliche Denkweise in der Partei vorherrschend werden. Das berührt den Übergang in die dritte Stufe des Vordringens der kleinbürgerlichen Denkweise: Die kleinbürgerliche Denkweise systematisiert sich zu einer kleinbürgerlichen Linie.« (zitiert nach Blaue Beilage, Rote Fahne 21/1999)

Den jeweiligen qualitativen Stufen des Vordringens der kleinbürgerlichen Denkweise entsprechen qualitativ unterschiedliche allgemeine und konkrete Methoden der proletarischen Streitkultur.

A. Proletarische Streitkultur in der ersten Stufe:

Die proletarische Streitkultur besteht in der demokratischen Entfaltung der Initiative der Mitglieder zur schöpferischen Verwirklichung der einheitlichen Beschlüsse der Partei. Sie zielt auf die kritisch-selbstkritische Aneignung und schöpferischen Anwendung der Linie, um Fehler zu vermeiden.

Beispiel:

Das wird im Handbuch für Gruppenleiter der MLPD wie folgt ausgeführt: »Im Mittelpunkt der Gruppensitzung steht die Beratung, Beschlussfassung und Kontrolle der systematischen Kleinarbeit, bezogen auf die gemeinsame Aufgabenstellung der konkreten Gruppe. Jeder muss wissen, was er zu tun hat.«

B. Proletarische Streitkultur in der zweiten Stufe:

Hier besteht die Aufgabe, eine prinzipielle Kritik und Selbstkritik zu entfalten mit dem Ziel, die kleinbürgerliche Denkweise zu stoppen, prinzipielle Fehler zu korrigieren und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht wiederholen. Die proletarische Streitkultur gewährleistet die grundlegende Einheit von Kritik und Selbstkritik und damit die Höherentwicklung der Partei.

Beispiel:

Wenn bei einem Genossen wiederholt Dogmatismus auftritt und dies sich trotz Hinweisen und Kritiken hartnäckig hält, muss dem auf den Grund gegangen werden. Die proletarische Streitkultur erzieht insbesondere zu einer prinzipiellen Selbstkritik. Dazu heißt es in einem Brief von Willi Dickhut:

»Eine dialektische Selbstkritik analysiert den Fehler, geht dem Problem auf den Grund, untersucht sowohl den Kern wie auch die Nebenerscheinungen, die Zusammenhänge, die Widersprüche, Ursache und Wirkung, die objektive und subjektive Seite, die Situation, die eigenen Kräfte und Gegenkräfte usw., kurz eine allseitige Untersuchung, um Fehler rasch und gründlich zu korrigieren und um Vorsorge zu treffen, dass er sich nicht mehr wiederholt (...)

Eine dialektische Selbstkritik bedeutet Selbstuntersuchung, inwieweit man die dialektische Methode beherrscht, denn alle Fehler und Mängel sind Verstöße gegen die dialektische Methode. Je besser man die dialektische Methode beherrscht, um so leichter kann man Fehler und Mängel erkennen und sie rechtzeitig korrigieren beziehungsweise erst gar nicht aufkommen lassen.” (Briefwechsel zu Fragen der Theorie und Praxis des Parteiaufbaus, S. 235/236)

C. Proletarische Streitkultur im Übergang zur der dritten Stufe:

Die kleinbürgerliche Linie muss zerschlagen, die proletarische Linie und Organisation verteidigt und die prinzipielle Einheit der Partei hergestellt werden. Hauptmethode ist die wissenschaftliche Polemik in Verbindung mit administrativen Maßnahmen, bis hin zur Anwendung des Ausschlusses als höchste Parteistrafe. Letztere müssen vor allem die subjektive Seite berücksichtigen, inwieweit auch subjektiv eine Feindschaft zur Partei entwickelt ist. Auch hier muss man sich vor Schematismus hüten.

Die wissenschaftliche Polemik muss den klassenfeindlichen Charakter der kleinbürgerlichen Linie überzeugend nachweisen, sie muss versuchen, dass der Betreffende von der kleinbürgerlichen Linie Abstand nimmt. Sie muss die kleinbürgerliche Linie allseitig und überzeugend zerpflücken und die Mitglieder gewinnen, selbständig die kleinbürgerliche Linie anzugreifen, sich tiefer die Parteilinie anzueignen und praktische Schlussfolgerungen für die Selbstveränderung der Parteiarbeit zu ziehen.


7. bis 10. Semester beschäftigen sich insbesondere mit der bewussten Anwendung der systemischen Denkweise.

Das siebte Semester heißt: »Wie man wissenschaftlich arbeitet«.

Damit meinen wir nicht etwa die Arbeit in einem biologischen Labor oder bei den Astronomen, sondern wir meinen, wie der Genosse seine Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit macht, oder die Genossin, die in der Frauenarbeit tätig ist oder die Genossen, die Jugendarbeit machen – wie die wissenschaftlich arbeiten.

Man muss die drei Seiten eines Zusammenhangs des wissenschaftlichen Arbeitens verstehen.

Wissenschaftliches Arbeiten hat drei Hauptelemente:

Das erste ist die Denkweise, mit der man an die Probleme herangeht, die proletarische Denkweise, die wir hier erlernen müssen.

Das zweite ist ein marxistischer Arbeitsstil und das dritte ist ein Organisationszustand, in dem alle diese Dinge ihre allgemeine Bedingung finden und sich entwickeln können.

Das heißt:

Denkweise, Arbeitsstil, Arbeitsorganisation als dialektische Einheit, als Basis des wissenschaftlichen Arbeitens.


Wir haben das dann im Kurs an den verschiedensten Fragen diskutiert, sei es, wie organisiert man eine Demonstration, wie baut man eine Bewegung auf, wie kommt man zu einer richtigen Auffassung, wie kommt man zu einer Analyse, wie kommt man zu einem theoretischen Organ – alle diese Fragen, die manchen Leuten noch etwas schleierhaft sind, schulen wir und helfen den Genossen, selbst daran teilzunehmen und auf eine wissenschaftliche Grundlage zu bringen.


Das achte Semester befasst sich mit der bewussten Anwendung der dialektischen Methode zur Organisierung der Selbstkontrolle der Partei.

Wir haben es Anfang des Jahres 2005 entwickelt, damit die gesamte Partei prinzipielle und wissenschaftliche Schlussfolgerungen aus der Krise der Zentralen Kontrollkommission ziehen kann.

Wir haben hier also eine neue Ära der Dialektikkurse eröffnet: die bewusste Anwendung der dialektischen Methode auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise zur Klärung von ungelösten Problemen im Brennpunkt der Parteientwicklung.

Allein im Jahr 2005 haben über 600 Kader der Partei an diesem Kurs teilgenommen und er gab zweifellos wesentliche Impulse dafür, dass die ZKK im System der Selbstkontrolle mit der Basis als Hauptkraft und geführt vom Zentralkomitee ihre tiefe Krise überwinden und ihre Unabhängigkeit wieder zurückgewinnen konnte.

Wir haben mit der proletarischen Kontrolle und Selbstkontrolle eine grundlegende Methode gefunden, mit der die MLPD mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig wird.

Das allgemeine Wesen der proletarischen Kontrolle und Selbstkontrolle ist identisch mit der prinzipiellen Kritik und Selbstkritik.

Zugleich ist die proletarische Kontrolle und Selbstkontrolle eine Weiterentwicklung der prinzipiellen Kritik und Selbstkritik als Entwicklungsgesetz der Partei, weil sie nicht nur aus gemachten Fehlern lernt, dass sie sich nicht wiederholen, sondern ihre Ausrichtung zielt auf die Zukunft und die Vermeidung von Fehlern.


Die proletarische Kontrolle und Selbstkontrolle ist

die bewusste Anwendung der dialektischen Methode,

um mit der kleinbürgerlichen Denkweise

im marxistisch-leninistische Parteiaufbau fertig zu werden,

mit dem Ziel, Fehler zu vermeiden und

Kontrolle und Selbstkontrolle bildet eine dialektische Einheit,

wobei einmal die eine oder die andere Seite in den Vordergrund rückt.


Wir haben die proletarische Kontrolle und Selbstkontrolle dann angewendet auf das System der Selbstkontrolle der MLPD, auf die dialektische Wechselbeziehung von ZK und ZKK im System der Selbstkontrolle, auf die Kontrolle von unten und auf die Selbstkontrolle der Kader.


Das Wesen der Selbstkontrolle der Kader ist eine besondere Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise, selbständig mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertig zu werden.

Das umfasst drei wesentliche Seiten als dialektische Einheit:

  • Die revolutionäre Wachsamkeit deckt die kleinbürgerliche Denkweise allseitig auf, indem sie durch ständige Selbstüberprüfung die subjektive Denkweise in Übereinstimmung mit der objektiven Wirklichkeit bringt.
  • Um das Auftreten der kleinbürgerlichen Denkweise niederzuringen, muss die nötige Selbstdisziplin aufgebaut werden, wofür der proletarische Ehrgeiz im Kampf gegen den kleinbürgerlichen Ehrgeiz die entscheidende Triebkraft ist.
  • Die dialektische Kritik und Selbstkritik organisiert unaufhörlich die Bereitschaft und Fähigkeit zur Selbstveränderung entsprechend des unendlichen Prozesses der Weiterentwicklung des Kampfs um die Denkweise.


Das 9. Semester »Die marxistisch-leninistische Jugendarbeit« arbeiteten wir Anfang 2007 aus.

Es diente der wissenschaftlichen Lösung des wichtigsten ungelösten praktischen Problems der Jugendarbeit der MLPD.

Hier musste vor allem geklärt werden, dass die Verwirklichung der Lebensschule der proletarischen Denkweise unter der Masse der Jugend verlangt, mit dem modernen Antiautoritarismus fertig zu werden, was nur in einem allseitigen System der marxistisch-leninistischen Jugendarbeit verwirklicht werden kann.

Demgegenüber hatte sich in der Jugendarbeit der Partei eine Ignoranz gegenüber dieser bewussten Anwendung der dialektischen Methode auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise herausgebildet.

Dieser Kurs war eine wichtige Initiative zur Neuaneignung der jugendpolitischen Linie auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise und hat zweifellos eine nachhaltige Lösung des Problems der Jugendarbeit eingeleitet.

Als eine Anleitung für die systematische Jugendarbeit der Genossen haben wir in diesem Kurs auch die wichtigsten dialektischen Prozesse der marxistisch-leninistische Jugendarbeit als Massentaktik des Parteiaufbaus im System der Kleinarbeit grafisch dargestellt.


Mit dem Beschluss zur Reorganisierung der MLPD in Landesverbände und Kreise, bei der es sich um die bisher größte kader- und organisationspolitische Umwälzung der MLPD seit ihrer Gründung handelte, wurde es notwendig, die dialektische Wechselbeziehung von Zentralkomitee, Landes- und Kreisleitungen schöpferisch weiterzuentwickeln.

Das war zunächst etwas umstritten.

Es gab eine metaphysische Vorstellung, dass es sich bei der Reorganisierung um einen formellen Prozess handle, der nur für die Genossen der Zwischenebenen Veränderungen bringen würde, während das ZK vor allem Aufgaben abgeben könne und das System der Kleinarbeit an der Basis unverändert bleibe.

Deshalb haben wir Ausbildungsseminare unter unmittelbarer Führung der Politischen Leitung des ZK ausgearbeitet, um die Landesleitungstätigkeit auf der Grundlage der proletarischen Denkweise zu erlernen.

Wir fanden heraus, dass die Entwicklung der MLPD zur Partei der Massen an die Höherentwicklung der marxistisch-leninistische Kleinarbeit als System gebunden ist.

Dieses Seminar zum »System der marxistisch-leninistischen Kleinarbeit« werden wir nun auch als 10 . Semester unserer Kursreihe in der gesamten Organisation durchführen.


Das System der Kleinarbeit garantiert, dass in der tagtäglichen Parteiarbeit der MLPD alle fünf grundlegenden Seiten des Parteiaufbaus in ihrer dialektischen Einheit verwirklicht werden.

Wir haben in diesem Kurs die wichtigsten dialektischen Wechselbeziehungen herausgearbeitet, die wir im System der Kleinarbeit beachten müssen.


Wir wenden das im Verlauf dieses Kurses an auf die Dialektik von systematischem Parteiaufbau und der Förderung der Selbstorganisation der Massen, auf die Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit und Wohngebietsarbeit und ihre dialektische Wechselbeziehung, auf die Jugendarbeit, auf die Apparat- und Finanzarbeit im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Legalitätsduselei und auch auf das System der Selbstkontrolle der Partei, das der Garant der marxistisch-leninistischen Kleinarbeit auf der Grundlage der proletarischen Denkweise ist.


Soweit erst einmal zur Vorstellung dieser Dialektik-Kursreihe und ihres Aufbaus.

Vielen Dank.