RW 36

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Rezension eines Kollegen aus Sassnitz zum Buch "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus"

Von Kollege aus Sassnitz

Buchbesprechung

Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“

Zuerst möchte ich den Autorinnen und Autoren unter Federführung von Stefan Engel herzlichst für dieses tolle Werk danken. Das Buch gibt einen tollen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der bürgerlichen/kleinbürgerlichen Denkweise im Kampf gegen den Kommunismus und die teils verheerenden Auswirkungen für die globale Gesellschaft. Dieser wunderbar zusammengefasste Abriss sollte ein Mahnmal für sämtliche fortschrittlichen, revolutionären und sozial denkenden Menschen sein. Ein Mahnmal, dass der Kampf für den echten Sozialismus weitergeführt werden muss. Nicht aus einem „Tradition“-verständnisses heraus, der berechtigterweise als revisionistisch gilt, sondern aus der Verpflichtung gegenüber der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung, die der Gesellschaft durch ihre Kämpfe als Vorhutorganisation der Weltarbeiterklasse zu großartigen Errungenschaften verholfen hat. Diese Errungenschaften wurden und werden jedoch seit jeher durch das Monopolkapital angegriffen und versucht niederzuringen. Doch durch die tapfere Beharrlichkeit der internationalen ML-Bewegungen wendet sich das Blatt und wir haben die realistische Chance auf eine welt-befreiende Diktatur des Proletariats.

Ebenso wird die Gefahr durch den anhaltenden Antikommunismus in einprägender Deutlichkeit aufgezeigt. Eine Gefahr die vor allem darin besteht, wenn es den fortschrittlichen Kräften nicht gelingt den Kampf gegen diese bürgerliche Denkweise fortzuführen und eine notwendige Gegenmacht aufzubauen.

In mir wird die ohnehin schon vorhandene Überzeugung der proletarischen Weltanschauung verstärkt und gleichzeitig der Wunsch geweckt den Marxismus-Leninismus sowie die Mao-Zedong-Ideen in ihrem Kern zu studieren und für den sozialistischen Aufbau im Kampf gegen die (noch) vorherrschende bürgerliche Ideologie anzuwenden.

Das Buch erweckt Lust die Schriften von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Zedong durch dialektische Methoden zu verinnerlichen und zur bewussten Anwendung für die Arbeiterklasse im gesamten gesellschaftlichen Leben anzuwenden.

Es besticht vor allem durch den wissenschaftlichen Ansatz, der durch die vielen Erläuterungen und Fußnoten deutlich wird. Jedoch wird der Lesefluss zu keinem Zeitpunkt gebrochen. Im Gegenteil, die Fußnoten und ausgewählte Zitate machen das Buch so lebendig, dass es sich wie ein guter Kriminalroman liest.

Vor allem die Fußnoten und die Verweise auf die Fachliteratur wecken in mir das Verlangen, die jeweilig zitierte Fachliteratur an entsprechenden Stelle aufzuschlagen, um nachzulesen und noch tiefer in die Materie und den Bezug auf das Geschriebene zu studieren. Evtl. ist das ein zu verfolgender Ansatz, um das Studium im Sinne der proletarische Denkweise zu intensivieren?

Das Buch und das gesamte Themenfeld haben in mir viele Gedanken und selbstverständlich auch Fragen aufgeworfen.

Um den Einstieg in die Diskussion bzw. Besprechung nicht zu überfrachten, möchte ich im ersten Schritt auf einen Punkt aufgrund des aktuellen Bezugs eingehen:

zu Kapitel I/ 3.15 – Antikommunistische Ausrichtung der sozialen Bewegungen

In diesem Kapitel wird die Steuerung der in Deutschland tätigen NGO's durch staatliche Förderung sowie durch internationale Übermonopole beschrieben. Darunter Bewegungen wie attac und Fridays for Future uvm.

Wie passt es zu dem Bestreben der Regierung durch seinen Inlandsgeheimdienst die Organisation wie attac die Gemeinnützigkeit absprechen zu wollen? Das steht doch im diametralen Gegensatz zu der wohl gleichzeitigen Finanzierung eben jener Bewegung.

Wenn gleich es abermals zeigt, wie wichtig die Präsenz unserer MLPD in den Massenbewegungen ist, um ein konsequent linkes Korrektiv darzustellen. Wobei mir das Wort Korrektiv nicht geeignet erscheint, da wir keine Korrektur am bestehenden System wollen, sondern einen radikalen Umbruch.

Zur Einleitung

Es ist wirklich toll wie scharf das Werk in seiner Analyse bereits in seiner Einleitung ist.

Dort heiß es zu Recht in der Kritik der vermeintlichen linken bürgerlichen Parteien wie DIE LINKE bzw. die Grünen, dass der Ansatz und die Strategie einer Verschiebung der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse zu Gunsten der lohnabhängigen Klassen durch eine Orientierung aufs Mitregieren nicht erfolgreich sein kann. Ein Richtungswechsel wie er beispielsweise im Erfurter Programm formuliert ist, kann nur durch eine Veränderung der gesellschaftlichen Klassenverhältnisse erfolgen. Notwendig dafür ist das Zurückdrängen der bürgerlichen Leitbilder und Denkmuster der herrschenden Klassen. Laut Erfurter Programm steht die Linkspartei in grundsätzlicher gesellschaftlicher und politischer Opposition zum Neoliberalismus und der Kapitalherrschaft. Sie beruft sich auf der Mobilisierung von gesellschaftlichem Widerstand und möchte den Erfolg über eine Veränderung der Macht- und Eigentumsverhältnisse realisieren.

Was wir jedoch sehen und erleben ist ein Kurs der auf das Mitregieren abzielt. Dieses Mitregieren ist jedoch die Reinkarnation eines systemintegrierten Politikverständnis, wie es von den anderen parlamentsorientierten Parteien praktiziert wird.

Es zeigt die konzeptionellen Schwäche im Prozess einer Parteientwicklung. Hier wird ein Bewusstseinswandel von einer Klassen-, Oppositions- und Protestpartei hin zu einer regulativen Ordnungspartei aufgezeigt; zu einer systemtragenden Partei, die ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht hat. Aber sie ignoriert dabei fleißig die machtpolitischen Gegebenheiten und die Aufgabe, diese grundlegend zu ändern. Die gesellschaftsspaltenden Herrschaftsstrukturen, die Umsetzung profitorientierter Interessen monopolisierter Kapitalgruppen in der politischen Macht des Staates, bleiben ausgeblendet.

Aus eigener leidvoller Erfahrung gab und gibt es keinen Raum in der Linkspartei, in dem diese Erkenntnisse Platz finden, um linke Gesellschaftsstrategien für die Praxis schlussfolgernd in ein Handlungskonzept zu überführen.

Kapitalherrschaft wird nur noch als auswüchsige Einzelerscheinung thematisiert. Suggeriert wird, es müsse nur die Union und FDP aus der Regierung entfernt werden, dann könne der politische Richtungswechsel beginnen.

Über die anderen Bundestagsparteien – vor allem Grüne und SPD eingeschlossen - wurde oft kritisiert, sie würden sich devot den Wünschen der Wirtschaftsmächtigen unterwerfen: heute gehören die zwei angesprochenen Parteien angeblich zum linken Lager, das einen Richtungswechsel herbeiführen soll. (sic!)

Legt man dieses Selbstverständnis eben jener heutigen Linkspartei zu Grunde, erlangt man zu der Erkenntnis, dass Staatspolitik im Kapitalismus für sie als demokratischer Willensbildungsprozess erscheint, in dem das Agieren des Kapitals nur noch als ein bloßer Störfaktor wahrgenommen werden kann, der aber durch gesellschaftlichen Druck behoben werden kann.

Das ist illusorisch !!! Staatspolitik ist den Interessen den Finanzmonopolen und dem Kapital untergeordnet.

Diese beschriebene und festzustellende Entwicklung einer sich selbst als links schimpfenden Partei und dem innewohnenden ungebrochenen Geifern nach dem Mitregieren zeugt darüberhinaus von einer Verantwortungslosigkeit gegenüber den Gefahren, die der Kapitalismus über die Menschheit heraufbeschwört: die Zerstörung unserer Lebensgrundlage; durch Krieg, Klimaerwärmung, Erdverwüstung und Grundwasservergiftung. Nicht selten gleich mehrere Faktoren in einer Region unseres Erdballs zusammen – siehe die kürzlichen Flutkatastrophen in West- und Süddeutschland.

Das Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“ hat mir in der Aufarbeitung der eigenen Erfahrung mit dieser Art von fadenscheiniger linker Politik sehr geholfen und gibt mir Halt. Es tat gut zu lesen, dass ich so allein gar nicht mit meiner Meinung über die tatsächlichen politischen Verhältnisse in unserem Land stehe.

Das Werk zeigt auf, dass es in unserer Gesellschaft Bündnisse und Parteien braucht, die Analysefähigkeit besitzen und Kraft ihres Selbstverständnisses auch den Mut und Kampfwillen aufbringen, die Missstände offen und klar anzuprangern. Frei nach Rosa Luxemburg: „Zu sagen, was ist, bleibt die revolutionärste Tat.“ Mit dem unbedingten Zusatz zu ergänzen ist, dass aus Worten im politischen Klassenkampf auch immer Taten folgen müssen.

In letzter Konsequenz gelingt diese Einheit von Wort und Tat nur der MLPD – das macht mich stolz.

zu „Die Krise der bürgerlichen Ideologie“ im Allgemeinen und Schluss

Die Krise der bürgerlichen Ideologie wird meiner Ansicht auch und vor allem durch die Widersprüche und die offensichtliche Heuchelei des (neo-)liberalen und imperialistischen Anspruch die universellen Menschenrechte zu vertreten, sie vorgeblich zu verteidigen, offenbart:

Diejenigen die täglich nichtliberale Länder für ihren Umgang mit dem Individuum als autoritär und grausam beschimpfen, wenden die brutalsten Formen des Autoritarismus an. Immer dann, wenn die bürgerliche Ordnung in Frage gestellt wird, bricht sich polizeiliche und staatliche Gewalt bahn und werden gewaltsame Angriffe auf friedliche Demonstrationen bis hin zu Massenfolterungen durchgesetzt, um die repressiven politischen Ziele höchst effektiv zu verfolgen. Das jüngste Beispiel hierfür ist die Demonstration gegen des neue Versammlungsgesetz in NRW.

Diese Art Machtdemonstration gegenüber den revolutionären und kritischen Kräften setzt zugleich einen neuen Standard und weist den Weg zu einem neuen Modell für den Umgang mit politischen und sozialen Massenbewegungen als Problem der öffentlichen (klein-)bürgerlichen Ordnung. Diese Machtdemonstration soll in die neoliberale Politik als legitime Konfrontation mit den Protesten mittels entsprechender Gesetzgebung in juristische Form manifestiert werden, um jede Erscheinungsform von Konfliktausübungen zu erschweren und zu verhindern.

Die vom Staat ausgeübte Repression ist in der bürgerlichen Denkweise wichtig, weil sie hunderte Aktive im ersten Schritt sehr hart trifft, um gleichzeitig tausende bzw. Millionen zu erziehen.

Wir als revolutionäre Kräfte dürfen nicht den Fehler machen die Stärke des Gegners zu unterschätzen. Der Neoliberalismus steckt zweifellos in einer Krise, jedoch ist er keineswegs am Ende seiner Kräfte, wie mancherorts optimistisch geglaubt wird. Die Gefahr und Stärke des Klassenfeindes besteht in seiner Fähigkeit sich stets flexibel an jedweden Kontext anzupassen. In der Vergangenheit hat der Feind stets universalistisch reagiert, wird heute partikularisch auftreten und morgen beide Elemente vereinigen, um sich durch das Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ zu regenerieren. Durch die Bereitschaft sich scheinbar selbst zu kritisieren und womöglich reale Bedürfnisse punktuell zu befriedigen droht eine noch schärfere Wendung nach rechts. Daher muss es in der Gesamtanalyse immer um das Ziel eines Zusammenschlusses zu einer politischen Einheitsfront gehen – einer Hegemonie der Arbeiterklasse.

Die RW Redaktion antwortet:

Lieber Kollege,

vielen Dank für deine Rezension des Buches von Stefan Engel: „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“,...

Du hattest auch Fragen und Hinweise in deinem Brief aufgeworfen, zu denen wir Dir gerne schreiben wollen.

Zu Kapitel I.3.15 „Antikommunistische Ausrichtung der sozialen Bewegungen“ wirfst Du auf: Wie passt es zu dem Bestreben der Regierung durch seinen Inlandsgeheimdienst die Organisation wie attac die Gemeinnützigkeit absprechen zu wollen?“

Das herrschende internationale Finanzkapital darf man sich nicht als widerspruchsfreien monolithischen Block vorstellen. In der Frage ihrer gemeinsamen Herrschaft und ihrer Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiterklasse und der breiten werktätigen Schichten sind sie sich natürlich einig.

Weniger Einheit besteht aber z. B. in Fragen ihrer Herrschaftsform: Teile des international ausgerichteten und operierenden Finanzkapitals setzen auf das System der kleinbürgerlichen Denkweise und würden den NGOs auch etwas mehr Spielraum zur Verwirrung der Massen einräumen. So ist es in Deutschland besonders der reaktionäre Teil der CDU und die AfD die immer mehr darauf drängen, fortschrittlichen oder pseudo-fortschrittlichen Organisationen, wie eben auch Attac, die Gemeinnützigkeit zu entziehen.

Andere Teile des Finanzkapitals wie z.B. Orban in Ungarn setzen eher auf eine offene reaktionäre bis teilweise faschistoide Unterdrückung der Revolutionäre und auch gewisser Massenbewegungen und NGOs. Diese Teile treiben am Entschiedensten die Rechtsentwicklung der Regierung voran.

Herzliche Grüße,

RW-Redaktion