Rezension zum RW 38

Rezension zum RW 38

Man wird ermutigt, sich selbst am Kampf um eine materialistische Naturwissenschaft zu beteiligen

Rezension zum Buch von Stefan Engel: "Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft"

Von Ingenieurin aus dem Ruhrgebiet

Mit viel Vergnügen habe ich das aktuelle Buch von Stefan Engel gelesen. Kenntnisreich und gut verständlich werden hier einige Dogmen der bürgerliche Naturwissenschaft auseinandergenommen. Zum Beispiel wenn es immer wieder heißt, der Mensch sei schon genetisch gesehen egoistisch, oder das ganze Universum sei aus einem unvorstellbar kleinen Punkt mit einem großen Knall entstanden.


Auch der Abschnitt zur Krise des Ingenieurwesens ist sehr erhellend. In diesem Beruf ist es gang und gebe, dass man möglichst schnell möglichst wirtschaftliche Lösungen für zunehmend komplexere Probleme aus der Hüfte schießen soll. „Da muss man ganz pragmatisch herangehen“, höre ich nicht selten von meinem Chef. Nur dumm, wenn diese Lösung dann haufenweise neue Probleme erzeugt oder nur kurze Zeit - wenn überhaupt - funktioniert. Der Pragmatismus wird zu unrecht als zupackend und problemlösend angesehen. Jeder ernsthafte Techniker, jede Ingenieurin oder jeder Facharbeiter weiß, was das in der Produktion für Probleme nach sich zieht. Wohin diese Denkweise führen kann, macht das Buch eindrücklich deutlich an der Entwicklung des Kältemittels FCKW: Neben der gewünschten Kältewirkung haben wir jetzt ein gewaltiges Ozonloch. Oder am Stuttgart-21-Projekt, was weder eine Verbesserung des Verkehrs mit sich bringt, noch die Sicherheitsvorschriften erfüllt oder die Umwelt schützt, sondern vielmehr Milliarden verschlingt und wohl nie fertig gestellt werden wird. Aber für die Grundstoffmakler muß der Rubel rollen!


 Besonders hat mich gefreut, dass sich das Buch mit Elon Musk beschäftigt, der doch vielen Ingenieuren als Vorbild gilt. Das ist sicherlich kein unfähiger Mensch, aber wie er seine eigenen Mitarbeiter mit seinen „Zukunftsvisionen“ manipuliert, um sie noch mehr ausbeuten zu können, sich dabei selbst rücksichtslos über Einwände der Umweltbewegung wie beim Bau seines Tesla-Werks in Grünheide hinwegsetzt und das alles mit dem Image eines selbstverliebten modernen Da Vinci, verdient doch gründlich zerpflückt zu werden.


Ganz treffend schreibt Engel über ihn: „Elon Musk ist reich, weil er seine besondere Begabung dafür einsetzte, effizient staatliche Gelder abzukassieren, seine Belegschaft und die natürliche Umwelt skrupellos auszubeuten, eine Welle der Spekulation für seine Aktien auszulösen und als Pionier bei Elektroautos und mittels dekadentem Zertifikatehandel Extraprofite einzuheimsen.“ (S. 108/109)


Wer meint, als Mediziner, Psychologe oder Ingenieur in diesem Buch negativ abgeurteilt zu werden, der irrt. Vielmehr freut man sich diebisch, wenn Denkweisen und Anschauungen, die einem selbst schon negativ aufgefallen sind, angegriffen und widerlegt werden. Man wird ermutigt, sich selbst am Kampf um eine wirkliche  materialistische Naturwissenschaft zu beteiligen, was nichts weniger bedeutet als den Kampf um den Sozialismus aufzunehmen. 100 Punkte für Stefan Engel!