Rezension zum RW 38
Ein weltanschaulicher Kompass im Dickicht der rasant wachsenden wissenschaftlichen Einzelerkenntnisse...
Rezension von einem Rentner mit 40 Jahren Berufserfahrung als Industriemechaniker zum Buch von Stefan Engel "Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft"
Das Buch ist wie ein weltanschaulicher Kompass im Dickicht der rasant wachsenden wissenschaftlichen Einzelerkenntnisse, auch wenn einem oft das Fachwissen in einzelnen Fragen fehlt oder einen gar etwas erschlägt. Das eigene Denken wird freier und das Buch gibt eine grundsätzliche Orientierung.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse haben mich mein ganzes Leben lang interessiert. Dabei drängten sich mir immer öfter widersprüchliche Fragen auf. In der Mikrobiologie gab es in den letzten Jahren beeindruckende Erkenntnisfortschritte, doch bei der Bekämpfung von Allergien oder Bluthochdruck beschränkt sich die Medizin lediglich auf die Bekämpfung von Symptomen. Die Bekämpfung von deren Ursachen, wie der dramatischen Zunahme von Feinstäuben und Nanoteilchen in der Umwelt oder wachsender Stress am Arbeitsplatz, spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Immer öfter werden in den Fabriken neue „hochmoderne“ Produktionslinien aufgestellt, die erst mal vorne und hinten nicht funktionieren und sich viele Facharbeiter fragen, warum ein Heer von Ingenieuren das nicht besser hin bekommt. Oft fällt dann gleich das etwas oberflächliche Urteil: „Na ja, was will man von dem Wasserkopf in den höheren Etagen erwarten?!“
Das Buch bleibt aber nicht bei einer oberflächlichen Kritik an der Profitmacherei und kleinbürgerlichem Konkurrenzgehabe als die offensichtlichen Mängel des wissenschaftlichen Arbeitens im Kapitalismus stehen. Das Buch weist sehr anschaulich nach, dass der Erfolg oder Nichterfolg wissenschaftlichen Arbeitens entscheidend davon abhängt, ob mit einer idealistischen oder dialektisch-materialistischen Weltanschauung Naturwissenschaft betrieben wird. Diese Auseinandersetzung ist so alt wie die Antike. Mit einer materialistischen Sichtweise kamen schon vor 2 500 Jahren die griechischen Philosophen Leukipp und Demokrit zu dem Schluss, dass es Atome geben muss, obwohl es damals noch gar keine Möglichkeit gab, diese nach zu weisen. Diese Herangehensweise wurde durch die ersten Verfechter des Idealismus Platon und Aristoteles wieder verworfen. Diesen mehr tausend jährigen Erkenntnisprozess haben Marx und Engels zusammengefasst und zu einer in sich geschlossenen Theorie des dialektischen Materialismus höher entwickelt. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind wichtig, aber noch viel wichtiger ist, mit welcher Theorie und Methode ich zu richtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen komme. Solche Fragen werden heute im gängigen Wissenschaftsbetrieb allgemein als „Ideologie beladen“ abgelehnt.
Das Buch öffnet den Blick dafür, dass eine sozialistische Weltordnung nicht nur die Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung befreit, sondern auch die Entwicklung der Naturwissenschaften von idealistischen Einflüssen. Erst dann kommen sie überhaupt wieder in die Lage zur notwendigen Lösung existenzieller Menschheitsprobleme, wie zum Beispiel der sich entwickelnden Umweltkatastrophe, beitragen zu können.