Rezension zum RW 37

Rezension zum RW 37

Das Buch hat in dem ganzen Wirrwarr der Ereignisse eine befreiende Wirkung ...

Von Frank Mende, Metall-Arbeiter in Rente

Das Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“ ist erschienen als 2. Teil der vier bändigen Reihe „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise“.

Es spannt einen weiten Bogen ausgehend von der heute fantastisch anmutenden These des US-amerikanischen Philosophen Francis Fukuyama aus den frühen 1990er Jahren, mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sei das Ende der Geschichte erreicht, bis heute mitten hinein in das desaströse Krisenmanagement der Bundesregierung in der Covid-19-Pandemie, wo sich allgemeiner Katzenjammer bei den Herrschenden und eine offene Vertrauenskrise unter den Massen gegenüber der Regierungspolitik breit macht. Sehr offensichtlich sucht Geschichte nach neuen Antworten und Auswegen aus der ganzen Misere der gegenwärtigen Menschheitsentwicklung.

Gegen einen ganzen Strauß von wie Kometen aufsteigenden und wieder abstürzenden philosophischen Theorien, die mit immer kürzerer Halbwertszeit am praktischen Leben scheitern, positioniert sich das Buch in aller Klarheit auf der Seite der Arbeiterbewegung mit ihrem sozialistischen Ziel. Aber nicht nur das. Auch den Leser fordert es heraus, sich selbst zu positionieren. Das stellt angesichts sehr komplexer Fragen unserer Zeit eine echte Herausforderung aber auch eine große Chance dar.

Obwohl der gegenwärtige Ukrainekrieg im Buch nicht behandelt werden konnte, so gibt das Buch doch das notwendige Handwerkszeug in die Hand, einen Weg durch das ganze Dickicht aus Desinformation und psychologischer Kriegsvorbereitung zu schlagen.

Natürlich ist klar, dieser Krieg mit seinen barbarischen Folgen muss abgelehnt werden. Aber:

Soll man mit der Nato gehen, die selbst massiv hochrüstet, immer näher an die russische Grenze rückt und den Krieg dadurch regelrecht provoziert hat, die darüber hinaus selbst eine lange Geschichte barbarischer Kriegsführung hinter sich hat?

Oder mit Putin, der ohne Rücksicht auf Verluste Dörfer und Städte bombardieren lässt, um seine Rolle im Konzert der Weltmächte auszubauen anknüpfend an die Großreiche früherer Zaren?

Oder mit Selenskyi, der mit seiner Forderung nach Flugverbotszone nichts weniger als den Beginn eines 3. Weltkriegs fordert und dabei bereit ist, jeden Widerstand gegen seine kriegstreiberische Politik im eigenen Land niederzuknüppeln?

Folgt man der offiziellen bürgerlichen Logik, so muss man sich für einen dieser Wege entscheiden. Wenn überhaupt, so kann man nur noch aussuchen, welcher davon das kleinste Übel darstellt.

Das Buch hilft, sich auch in solchen scheinbaren Sachzwängen selbstständig zurechtzufinden. Das Buch fordert ein, jede Frage auf den inneren Gehalt des Klasseninteresses hin zu untersuchen.

Es ist natürlich parteiisch im Interesse der Arbeiterklasse und der breiten Mehrheit der Volksmassen, die diesen Krieg ablehnen und von einer tiefen Sehnsucht nach dauerhaftem Frieden erfüllt sind. Auf dieser Grundlage ergeben sich ganz andere, auf den ersten Blick oft überraschende Schlussfolgerungen. Der Weg des entschiedenen Kampfs für die eigenen Klasseninteressen muss eingeschlagen werden – nicht gemeinsam mit einer dieser Regierungen, sondern gegen sie alle! Sicher, solche Antworten sind nicht einfach, aber es sind die einzigen mit Erfolgsaussichten.

Mit der Vermittlung der Fähigkeit zur selbständigen Orientierung wird das Buch zu einem regelrechten Handbuch, um eine Politik im Interesse der Arbeiterklasse und der breiten Mehrheit und gemeinsam mit ihr zu organisieren.

Das Buch hat in dem ganzen Wirrwarr der Ereignisse eine befreiende Wirkung. Es hilft, aufkommende Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit aufzulösen. Indem es diese Ereignisse auf ihre tatsächlichen gesellschaftlichen Ursachen jenseits aller opportunistischen, sich den kapitalistischen Sachzwängen unterordnenden Ideologien zurückführt, eröffnet es den Weg, selbst aktiv auf den Werdegang der gesellschaftlichen Entwicklung Einfluss zu nehmen. Es vermittelt den notwendigen Optimismus und das Handwerkszeug für einen klaren Blick im Kampf für einen gesellschaftlichen sozialistischen Ausweg aus dieser ganzen dramatischen Entwicklung.

Dieses empfehlenswerte Buch macht auch recht neugierig auf die zwei noch folgenden Bände.