Briefwechsel zum RW 38

Briefwechsel zum RW 38

Absolute Zeit und absoluter Raum im Widerspruch zu Einsteins Relativitätstheorie

Von RW-Redaktion

Liebe Genossinnen und Genossen!

Ich habe damit begonnen das Buch "die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft" zu studieren.

Ich beschäftige mich gerade mit der absoluten Zeit und absolutem Raum im Widerspruch zu  Einsteins Relativitätstheorie.

Zitat Seite 44  "zugleich entwickelte Einstein jedoch die falsche These, Raum und Zeit seien nur relative, erdachte Größen".

Anbei zwei Links die verdeutlichen, das unterschiedliche Zeiten an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Bewegungen und unterschiedlichen Gravitationskräften mit genauen Atomuhren festgestellt werden. So wie ich das verstanden habe, ist es Tatsache, dass die Zeit an anderen Orten mit unterschiedlichen Gravitationskräften und mit unterschiedlicher Bewegungsgeschwindigkeit auch unterschiedlich verläuft, mal schneller, mal langsamer als von der Erde aus betrachtet. Es ist ja sogar so, dass die Zeit auch an unterschiedlichen Stellen auf der Erde selbst unterschiedlich schnell läuft, allerdings sind hier die Unterschiede sehr sehr gering.

Ich möchte euch bitten mir zu erklären, wie ihr die These der absoluten Zeit mit der Tatsache in Einklang bringen könnt, dass eben diese mit modernsten Atomuhren gemessenen Zeit eben nicht überall dieselbe ist.

Diese E-Mail ist nicht als Kritik an dem RW gedacht, sondern mit der Bitte verbunden, mir und vielleicht auch anderen GenossInnen zu erklären, wie es sich nun verhält mit den relativen Zeiten und absoluten Zeiten.

Vielen Dank und viele Grüße aus Tübingen

Stefan Engel antwortete darauf:

Lieber F.,

Du äußerst in deiner E-Mail deinen Widerspruch zu der Aussage im Buch:Zugleich entwickelte Einstein jedoch die falsche These, Raum und Zeit seien nur relative, erdachte Größen." (Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft, S.44)

und schreibst:

So wie ich das verstanden habe, ist es Tatsache, dass die Zeit an anderen Orten mit unterschiedlichen Gravitationskräften und mit unterschiedlicher Bewegungsgeschwindigkeit auch unterschiedlich verläuft, mal schneller, mal langsamer als von der Erde aus betrachtet. ...

Ich möchte euch bitten mir zu erklären, wie ihr die These der absoluten Zeit mit der Tatsache in Einklang bringen könnt, dass eben diese mit modernsten Atomuhren gemessenen Zeit eben nicht überall dieselbe ist.“

Das Problem ist, dass Du der bürgerlichen These aufsitzt, die Atomuhren würden die absolute Zeit messen. Die absolute Zeit kann aber in dem Sinne nicht gemessen werden, genauso wenig wie der absolute Raum. Unsere Uhren, und Atomuhren sind die exaktesten, setzen konkrete Prozesse gleich mit einem bestimmten Zeitmaß. In den Atomuhren geht es dabei um die Schwingungsdauer eines Cäsium-Isotops, die Kuckucksuhr misst die Zeit an der Bewegung ihrer Zahnräder, die durch die Gewichte nach unten gezogen werden usw. Das sind also konkret stattfindende Prozesse, die uns helfen uns zeitlich zu orientieren – aber sie sind nicht identisch mit der absoluten Zeit. Man muss als dialektischer Materialist davon ausgehen, dass selbst Prozesse wie die Schwingung von Cäsium-Atomen, nicht überall im Universum und unter allen Bedingungen immer exakt gleich lange dauern. Wenn ich mit dem Fahrrad bei starkem Gegenwind für den Nachhause-Weg doppelt so lange brauche, heißt das ja auch nicht, dass die Zeit zu Hause schneller vergangen sei als sonst. Aber warum sollte dann ein Cäsium-Atom, dass sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in einem Raumschiff im Weltall bewegt, genauso schnell schwingen wie auf der Erde?

Willi Dickhut schreibt zur Definition der Zeit:

Die Zeit kennzeichnet das Nacheinander im Naturgeschehen, das Aneinanderreihen von Prozessen der sich bewegenden Materie und ist darum ein realer Faktor, absolut und wirklich.“ (Materialistische Dialektik und bürgerliche Naturwissenschaft, S. 290)

Der bürgerlichen Wissenschaft, die positivistisch immer nur im Konkreten und Messbarem verharrt, ist eine solche Definition jedoch fremd. So heißt es weiter bei Willi Dickhut:

Auch ist zu sehr die Zahl mit der Zeit vermengt. Zeit, da denken wir an das Zählen der Stunden, an die Uhr. Zählen ist Messen, und damit ist die Zeit zur Maßeinheit herabgesunken. Messen kann man nur Geformtes, Gewordenes, und das ist durch Veränderung entstanden. Ist die Zeit nun geboren, als sich die Veränderung der kontinuierlichen Materie zur konzentrier- ten vollzog? Ist die Zeit abhängig von der Veränderung oder unabhängig? Engels erklärt im »Anti-Dühring«:

»Eben weil die Zeit von der Veränderung verschieden, unabhängig ist, kann man sie durch die Veränderung messen, denn zum Messen gehört immer ein von dem zu messenden Verschiednes. (…) « (Marx/Engels Werke Bd. 20, S. 49)“ (ebenda)

Lieber F., ich hoffe die Antwort hilft Dir hier klarer zu sehen und ich wünsche noch viel Freude beim weiteren Studium des RW 38!

Herzliche Grüße,

Stefan