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Am 20. September wurde auch das sogenannte Klimapaket der Bundesregierung vereinbart. Es scheint unter den Leuten nicht gerade auf Begeisterung zu stoßen?

Das ist noch sehr höflich ausgedrückt. Bis in breite Kreise bürgerlicher Umweltforscher hinein wird von Fiasko, Versagen, Katastrophe gesprochen. Das ganze sogenannte Klimapaket ist eine Provokation gegenüber der Arbeiter-, Jugend- und Umweltbewegung und den breiten Massen. An Kanzlerin Merkels Rechtfertigung, Politik sei eben „das Machbare“, sieht man deutlich den Klassencharakter des angeblich so ideologiefreien Pragmatismus. Im Klartext geht es nur darum, was „machbar“ ist für eine Regierung, die sich als Dienstleisterin der internationalen Monopole versteht: Und das ist keinesfalls Umweltschutz auf Kosten von deren Profiten! Die kapitalistische Industrie wird durch das neue Regierungspaket sogar noch entlastet. Zum Beispiel durch Senkung der EEG-Umlage, umfangreiche Subventionen an die Autokonzerne und die Bahn AG. Die Kehrseite der Medaille ist die vollständige Abwälzung der Lasten der Umweltkrise auf die breiten Massen. Nur ein kleiner Bruchteil der veranschlagten 54 Milliarden Euro fließt wieder zurück zu den Massen: über die erhöhte Pendlerpauschale ab 21 Kilometer oder die Senkung der Mehrwertsteuer bei Bahnfahrten. Die Massen sollen so aufgebracht werden gegen weitere Umweltschutzmaßnahmen. Die CO2-Abgabe schröpft sie – die Kapitalisten können aber alles über die Preise auf die Verbraucher abwälzen. Durch diese Maßnahmen wird zugleich nicht ein einziges Gramm weniger CO2 ausgestoßen. Umweltpolitisch besteht Merkels „Machbares“ darin, mutwillig den Weg in die globale Umweltkatastrophe fortzusetzen – und dann auch noch die Massen dafür verantwortlich zu machen. Auch bei den Grünen, die bisher noch am meisten von der Umweltbewegung profitieren, hört grün sein immer da auf, wo die Profitlogik der Konzerne tangiert würde. Dabei erleben wir in den letzten Monaten eine dramatische Verschärfung der globalen Umweltkrise. Ende September warnte der Weltklimarat, die Erwärmung von Luft und Wasser laufe erheblich schneller ab, als erwartet. Unheilvolle Wechselwirkungen der verschiedenen Hauptmerkmale des Übergangs in die globale Umweltkatastrophe entwickeln sich. Sie drohen irreversible „Kipppunkte“ zu überschreiten. Hier ist eindeutig Katastrophenalarm angesagt! Dem müssen auch die Maßnahmen entsprechen. Und was macht die Regierung? Sie schwächt sogar ihr eigenes, völlig unzureichendes Klimapaket noch weiter ab. In diesem Kampf müssen sich die Umweltgruppen der MLPD an die Spitze stellen. Ihre Aufgabe ist es, den Kampf um das notwendige aktuelle Sofortprogramm zu entfalten –   als Schule   > des Kampfs um eine sozialistische Gesellschaft, mit dem Paradigma der Einheit von Mensch und Natur. Es wäre opportunistisch, die konkreten Umweltkämpfe der kleinbürgerlichen Umweltbewegung zu überlassen und damit Illusionen zu schüren, der Kapitalismus könne ökologisch ausgestaltet werden. Die Stärkung der Umweltgruppen der MLPD ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass sich das Umweltbewusstsein weiterentwickelt – mit der Perspektive eines gesellschaftsverändernden Charakters der Umweltbewegung.