Aber der Krisenabschwung ist diesmal nicht so abrupt wie beim letzten Mal im Jahr 2008 – oder?
Bisher führt das international koordinierte Krisenmanagement tatsächlich dazu, dass der Kriseneinbruch nicht so abrupt verläuft wie noch in der letzten Überproduktionskrise. Die Industrieproduktion in Deutschland ist allerdings auf das Niveau des Jahres 2016 zurückgefallen. Der weltweit abrupte Einbruch 2008, der sich Anfang 2009 verstärkt fortgesetzt hatte, war vor allem durch das Ausbrechen der Weltfinanzkrise und ihren Auslöser, den Zusammenbruch von Lehman Brothers, erzeugt. Diese Finanzkrise ergriff in Windeseile das Herz des kapitalistischen Bankwesens und kappte 2008 abrupt die Weltfinanzströme. Dies löste einen extremen, weltweit gleichzeitigen, tiefen Einbruch der Industrieproduktion aus. Mit der Politik des billigen Geldes, der Übernahme von Staats- und Unternehmensanleihen durch die Notenbanken, umfassende staatsmonopolistische Stützungsaktionen für Großbanken, neuen Regeln der Bankenregulierung und Unsummen von Geld für die Bankenstabilisierung haben die Herrschenden eine solche abrupte Entwicklung bislang verhindert. Dazu wurde das international koordinierte Krisenmanagement, das erstmals 2008 einsetzte, mit verschiedenen Modifizierungen fortgeführt. Aber selbst das brachte keinen wirklichen Aufschwung hervor. Der von Kanzlerin Merkel viel beschworene „selbsttragende Aufschwung“ erwies sich, wie von uns vorhergesagt, als Phantom des Wunschdenkens der bürgerlichen politischen Ökonomie. Die imperialistische Weltherrschaft hängt am Tropf dieses internationalen Krisenmanagements, das ein gefährliches Spiel mit dem Feuer ist. Allein die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit 2015 2,650 Billionen Euro an Anleiheschulden übernommen. Rechnet man diese von der EZB in ihre Bilanzen überführten Schulden von 2,650 Billionen Euro grob zu den offiziellen Staatsschulden der Eurozone14 hinzu, so kommt man auf tatsächliche Staatsschulden der Eurozone in Höhe von 12,51 Billionen Euro. Ab irgendeinem Punkt wird die relative Grenze der Staatsverschuldung aber zu einer absoluten werden. Das wird schlagartige Auswirkungen nach sich ziehen: von der galoppierenden Inflation bis hin zu Staatskrisen, wie wir sie 2010 in Griechenland oder in Argentinien erlebt haben. Zudem ist die Unternehmensverschuldung drastisch angewachsen. Der IWF fürchtet, dass bei einem Fortgang der Krise Unternehmenskredite im Wert von 19 Billionen Dollar „gefährdet“ sind, und hält das Risiko für größer als beim Ausbruch der letzten Weltwirtschafts- und Finanzkrise.15 Das Krisenmanagement hat durch die aufgeblähte Staatsverschuldung und die im Wesentlichen ununterbrochenen Niedrig- beziehungsweise Negativzinsen immer weniger Stellschrauben, an denen noch weiter gedreht werden kann. Allgemein wird es durch die verschärfte zwischenimperialistische Konkurrenz immer weiter unterhöhlt. Eine Neuauflage des international koordinierten Krisenmanagements in der Art, wie es nach der Krise 2008 aufgelegt wurde, ist heute aus ökonomischen und politischen Gründen kaum denkbar.