Briefauszug
Gabi Fechtner schrieb am 02.06.22 an einen Genossen aus dem Jugendverband REBELL:
Lieber (...),
Was du (…) schreibst, ist interessant (…) Das gilt insbesondere für das, was du zur „enttäuschten Anbetung der Spontaneität“ auswertest, dass du „bei Zuspitzungen in den Offensivmodus“ gehst und „wenn es dann (…) doch nicht so schnell vorangeht (...) die Krise der bürgerlichen Ideologie ('die scheinen immer wieder einen Ausweg zu finden') und unser strategisches Ziel skeptisch in Frage“ stellst.“
Es ist doch eine Gesetzmäßigkeit im Klassenkampf, dass der Gegner immer auch auf unsere Strategie und Taktik reagiert, wir diese nicht einfach eins zu eins durchsetzen können. Clausewitz sagt dazu: „(...) Kriegskunst hat es mit lebendigen und mit moralischen Kräften zu tun, daraus folgt, daß sie nirgends das Absolute und Gewisse erreichen kann; es bleibt also überall dem Ungefähr ein Spielraum (...). Wie dieses Ungefähr auf der einen Seite steht, muß Mut und Selbstvertrauen auf die andere treten und die Lücke ausfüllen. (…) Mut und Selbstvertrauen sind also dem Kriege ganz wesentliche Prinzipe (...).“
Zu diesen „Kräften des Gegners“ gehört heute das System der kleinbürgerlichen Denkweise als hauptsächliche Regierungsmethode, das auch als Reaktion auf unseren Einfluss ständig modifiziert werden muss. Es kann die Massen nicht mehr positiv binden und zielt deshalb auf ihre Verwirrung, entwickelt neue Formen der Manipulation der öffentlichen Meinung – heute in Form regelrechter Kriegspropaganda usw.
Fehlt es dir nicht auch etwas am proletarischen Kampfgeist, mit dem wir unseren Gegnern begegnen? Für mich stellen sich z.B. gar nicht solche Gedanken, immer gleich ins Zweifeln zu kommen, wenn neue Anforderungen oder manchmal auch sehr komplizierte Fragen aufkommen, sondern ich kämpfe darum, mir zu eigen zu machen, wie wir es in der Broschüre zu Willi Dickhut qualifiziert haben:
„Für ihn gab es niemals einen Grund für Skepsis in die Partei oder die Massen, sondern nur den Ansporn, die Argumente zu verbessern, die Parteiarbeit höher zu entwickeln, den Schulterschluss mit den Massen in der systematischen Kleinarbeit zu verstärken. Auch als er zeitweise in der eigenen, revisionistisch entarteten Partei fast alleine da stand, kannte er keine Niederlagenstimmung oder gar Kapitulation.“ (S. 17/18) (...)
Herzliche Grüße G.