Bundestagswahl 2025
Gabi Fechtner bei "abgeordnetenwatch.de"
Wir dokumentieren alle Fragen und Antworten.
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Bendrick fragt:
„Hallo Frau Fechtner, was müsste gegen solche Messerattentate wie in Aschaffenburg unternommen werden und wie können wir gegen ihren Missbrauch durch ultrarechte Politiker und Faschisten vorgehen? „
Antwort von Gabi Fechtner:
„Lieber B.,
vielen Dank für die Frage aus Aschaffenburg bei Abgeordnetenwatch vom 31.01.2025
Der Attentäter von Aschaffenburg war dem deutschen Staatsapparat schon vorher auffällig geworden und wenn dieser richtig reagiert hätte, wäre dieses Attentat nicht passiert.
Darum ist es reine Heuchelei, wenn jetzt alle Politiker der bürgerlichen Parteien sagen sie müssten jetzt „etwas für die Sicherheit der Bürger“ tun. Wenn sie das ernst meinen würden, dann würden sie mal als erstes faschistische Parteien verbieten, faschistische Attentäter konsequent bekämpfen, bestrafen und aus anderen Ländern ggf. konsequent abschieben, statt ihnen Spielraum zu geben. Tatsächlich nehmen reaktionäre Kräfte von AfD, CDU usw. das Attentat zum Anlass erneut eine Hetzwelle gegen Migranten loszutreten, das Asyrecht weiter zu verschärfen und der faschistischen „Remigrationspolitik“ der AfD Wasser auf die Mühlen zu lenken.
Mag sein dass der Täter auch psychisch schwer krank war, aber wegen einer psychischen Erkrankung ersticht man nicht kleine Kinder. Die MLPD tritt ganz klar für das Recht auf Flucht ein und das Recht jedes Menschen, da zu leben, wo er leben will. Wir sind für das Recht auf Asyl allerdings nur auf klar antifaschistischer Grundlage.
Das bedeutet, dass wir nicht dafür sind, dass jeder jetzt nach Deutschland kommen kann. Das Recht auf Asyl darf nicht gelten für Faschisten, und religiöse Fanatiker. Es ist der Kapitalismus, der derzeit weltweit den Faschismus aufleben lässt und derart menschenfeindliches Verhalten und Egoismus hervorbringt. Der Missbrauch dieses Attentat ist wirklich unerträglich.
Jeder in der MLPD trauert wahrscheinlich mehr als ein AfD-Hetzer um ein marokkanisches Kind trauern kann. Zugleich wird jeden Tag in Deutschland eine Frau ermordet, in Gaza wurden je nach Region und Zeitraum zwischen 20 und 100 Kinder am Tag ermordet, hat die AfD für jedes dieser Kinder eine solche Kampagne gestartet? Wurde für jedes dieser Kinder Gesetzesvorlagen gemacht und wie von der CDU sogar die Zusammenarbeit mit der faschistischen AfD sehenden Auges in Kauf genommen?
Die Auswüchse solcher Anschläge, die übrigens in den USA in Form von Amokläufen vor allem von weißen, oft faschistischen Männern verübt werden, solch eine extrem menschenverachtende und egoistischen Denkweise werden grundsätzlich auch nur in einer neuen Gesellschaft, die frei ist von Ausbeutung, Unterdrückung und faschistischer Gefahr verschwinden.
Dafür kämpft die MLPD mit der Perspektive des echten Sozialismus und ist unsere Losung im Wahlkampf: Make Socialism great again!“
J. aus Erlangen fragt:
„Satiriker Böhmermann fordert uns ja inständig auf, unsere Wahlentscheidung von dem Verhalten gegenüber dem Verbot der AfD abhängig zu machen! Wie steht denn ihre Partei dazu und auch sie persönlich?“
Antwort von Gabi Fechtner:
„Hallo Herr Plack!
Diese Frage halte ich tatsächlich auch für ein wichtiges Kriterium, welche Partei man als antifaschistisch und fortschrittlich gesinnter Mensch überhaupt wählen kann, auch wenn es nicht das einzige Kriterium ist.
Das kapitalistische Gesellschaftssystem bedroht die Menschheit neben der sich ausbreitenden faschistischen Tendenz auch durch die wachsende Weltkriegsgefahr und die globale Umweltkatastrophe existenziell. Die MLPD als revolutionäre Arbeiterpartei steht für die Perspektive des echten Sozialismus als grundlegende Alternative dazu.
Die MLPD ist die einzige Partei, die als Partei geschlossen das Verbot der AfD und aller faschistischen Organisationen und Parteien fordert. Auch ich persönlich stehe voll hinter dieser Forderung. Das unterscheidet uns von allen im Bundestag vertretenen Parteien.
Bei Grünen, LINKE, SPD und auch CDU und FDP gibt es einzelnen Abgeordnete oder Vertreter, die sich für ein Verbot stark machen. Wir haben zu dieser Forderung auch ein Plakat. Vielleicht haben Sie es schon gesehen. Der faschistische Höcke-Flügel diktiert längst den Takt in der AfD. Alice Weidel bezeichnet den 8. Mai, den Tag der Befreiung vom Hitler-Faschismus als Tag der „Niederlage unseres Landes“. Das sagt man nur, wenn man sich den Sieg von Hitler gewünscht hätte. Alle Nachfolgeorganisationen der NSDAP könnten und müssten auf Grundlage des Potsdamer Abkommens verboten werden. Wehret den Anfängen! Doch stattdessen erleben wir derzeit, dass die AfD auch in den öffentlich-rechtlichen Medien nicht nur wie eine normale Partei behandelt wird, die man ertragen müsste, sondern inzwischen offen für sie und ihre Kandidaten Werbung gemacht wird.
Das ist wirklich empörend und alle Antifaschisten sollten dagegen auch Sturm laufen, mit Leserbriefen und anderen Protesten.
Wir verbinden das Eintreten für das Verbot der AfD mit einer intensiven Überzeugungsarbeit unter der Bevölkerung. Dazu haben wir das Plakat „Wer AfD wählt, wählt Faschismus!“ gemacht. Auch wenn kein AfD-Wähler mehr ernsthaft behaupten kann, dass die AfD eine harmlose Protestpartei ist, ist vielen dennoch der faschistische Charakter nicht bewusst und wir müssen die Demagogie der AfD entlarven, die sich als „sozial“ oder „Anti-Kriegspartei“ aufspielt. In Wirklichkeit ist sie eine Partei der Militarisierung und des Nationalismus und keineswegs allgemein gegen Waffenlieferungen, nur nicht gegen ihren Verbündeten Putin.
Es ist heute im antifaschistischen Kampf vorrangig, mit den von der AfD beeinflussten Menschen zu diskutieren, sie überzeugen und sie nicht der Demagogie der AfD zu überlassen. Nach den Abstimmungen letzte Woche muss man erweitern:
Wer CDU/CSU, FDP und BSW wählt, stärkt die AfD. Wer konsequent den Faschismus der AfD bekämpfen will, muss die MLPD unterstützen!“
Hans-Jürgen W. fragt:
"Warum stellt die MLPD keine Kanzlerkandidatin?“
Antwort von Gabi Fechtner:
„Lieber H.,
vielen Dank für ihre Frage. Die MLPD ist eine noch kleine Partei, die dringend gestärkt werden muss. Im Kapitalismus würden wir nicht zur Verfügung stehen, als Kanzler Dienstleister für die Monopole zu sein!
Für unsere Losung „Make socialism great again!“ treten wir mit voller Überzeugung ein und sind dann selbstverständlich auch bereit und in der Lage, in den Staatsgeschäften führende Verantwortung zu übernehmen.
Solidarische Grüße“
Seyran C. fragt:
„Welche Maßnahmen wollen sie einleiten, damit Frauen und queere Menschen vor Gewalt geschützt werden? Setzen sie sich für die Abschaffung des §218 ein?“
Antwort von Gabi Fechtner:
„Die MLPD setzt sich für den Schutz von Frauen und queeren Menschen vor Gewalt ein. Sie ist Aktivposten in der kämpferischen Frauenbewegung mit vielen anderen Frauenorganisationen „von Religion bis Revolution“. Dabei kämpfen wir um konkrete Reformen. Wir brauchen z.B. deutlich mehr Frauenhäuser – mind. 14000 Plätze aktuell – die vollständig vom Staat finanziert werden sollen, ohne Zuschüsse durch die betroffenen Frauen.
Zugleich kämpft die MLPD gegen die Ursachen der besonderen Unterdrückung der Masse der Frauen und auch queeren Menschen aufgrund ihres Geschlechts in der kapitalistischen Staats- und Familienordnung. In einer sozialistischen Gesellschaft ist die Befreiung der Frau dagegen Leitlinie und grundlegendes Ziel. Das schließt die Befreiung queerer Menschen von Unterdrückung ein.
In unserem Wahlprogramm schreiben wir: „Die LGBTQI (lesbian, gay, bi, trans, queer, inter) Bewegung gehört zu den Unterdrückten der Welt. Faschisten und reaktionäre Regimes haben sie als eines ihrer Feindbilder auserkoren, verbreiten Homophobie und Transphobie. In manchen Staaten droht Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts gar die Todesstrafe.
Der Kampf um sexuelle Selbstbestimmung ist heute Bestandteil der antifaschistischen Bewegung. Die MLPD steht auf der Seite aller Ausgebeuteten und Unterdrückten, was den Kampf um sexuelle Selbstbestimmung, gegen sexuelle Ausbeutung, Gewalt und Pornografie einschließt. Die MLPD kritisiert zugleich, wenn die sexuelle Orientierung ins Zentrum der Identität – des Denkens, Fühlens und Handelns – gestellt wird, anstatt klassenmäßige Orientierung und Wirken für den gesellschaftlichen Fortschritt.“
Die MLPD fordert:
- Schluss mit der Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen – ersatzlose Streichung des § 218 StGB!
- Kampf gegen alle Formen der besonderen Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen und Mädchen!
- Stopp der Diskriminierung und Homophobie als Teil der weltweiten Rechtsentwicklung – Für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, für die Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Beziehungen und von Transmenschen!
- Kampf der Prostitution, strenge Bestrafung sexueller Ausbeutung, Gewalt, Pornografie mit und Missbrauch von Kindern und Menschenhandel!
- Nulltoleranz für Sexismus und Pornografie.
- Anerkennung von Asylgründen aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung und eigenständiges Bleiberecht für ausländische Frauen!
Für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Gleichstellung der Frauen!
Für die Befreiung der Frau im Sozialismus durch die revolutionäre Überwindung des Kapitalismus!“
Luna M. fragt:
„Mir erschließt sich eine Sache nicht. Wenn die MLPD eine Revolution machen möchte, welchen Sinn hat es dann überhaupt an Wahlen teilzunehmen?“
Antwort von Gabi Fechtner:
„Hallo L.,
vielen Dank für die Frage, die zweifellos in der revolutionären und linken Bewegung nicht unumstritten ist.
Wie Du/Sie richtig schreiben, steht die MLPD für die revolutionäre Umwälzung der Gesellschaftsverhältnisse. Erst durch den Sturz der kapitalistischen Herrschaft und den Aufbau der sozialistischen Gesellschaftsordnung werden alle Formen der Ausbeutung und Unterdrückung der werktätigen Massen abgeschafft. Der Sozialismus kann aber nicht per Wahlen eingeführt werden. Das zeigen alle geschichtlichen Erfahrungen wie vor ca. 50 Jahren in Chile oder auch in jüngerer Zeit in Venezuela.
Eine Revolution ohne oder gar gegen das Volk, kann aber nie erfolgreich sein. Dafür muss man die Arbeiterklasse, insbesondere die entscheidende Mehrheit des Industrieproletariats gewinnen und eine revolutionäre Stimmung und Situation reifen. Wir erleben die tiefste Vertrauenskrise in die Regierung, die bürgerlichen Parteien, den bürgerlichen Parlamentarismus und seine Institutionen, zugleich sind die Wahlen für viele Menschen weiterhin noch die wichtigste politische Betätigung.
Die Wahlbeteiligung bei den letzten Bundestagswahlen und Landtagswahlen sind gestiegen. Wir nutzen den Bundestagswahlkampf, die besonders politisierte Stimmung in solchen Zeiten und die teils erweiterten Möglichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit, um massenhaft mit den Menschen zu diskutieren. Dass die Ursachen der Probleme in den kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten liegen – ob der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, die Armut und Arbeitslosigkeit, Weltkriegsgefahr oder Zerstörung der natürlichen Umwelt.
Daran ist die Ampel-Regierung gescheitert und werden es auch die künftigen Regierungen tun. Grundlegend wird sich daran erst im Sozialismus ändern. Deswegen haben wir „Make socialism great again“ auch als eine unserer Hauptlosungen aufgestellt.
Die Beteiligung an parlamentarischen Wahlen ist daher kein Widerspruch zu unseren revolutionären Zielen, sondern für Marxisten-Leninisten sogar unverzichtbar. Es wäre ein großer Fehler, die Massen bei den Wahlen nur bürgerlichen oder kleinbürgerlichen Kräften zu überlassen. Deswegen kandidieren wir als revolutionäre Arbeiterpartei.
Bei diesen Bundestagswahlen ist das umso wichtiger, deutlich zu machen, dass es einen Protest von links, einen fortschrittlichen Protest gegen die herrschende Politik gibt. Für uns steht nicht die Stimmenzahl im Vordergrund und wir machen den Massen keine Illusionen oder leere Versprechungen wie es für alle bürgerlichen Parteien typisch ist.
Wir heben mit unserem Wahlkampf auf Bewusstseinsbildung ab und dass sich die Menschen organisierten, in der MLPD, im Jugendverband REBELL, im Internationalistischen Bündnis und den fortschrittlichen Selbstorganisationen. Zugleich kämpfen wir natürlich um jede Stimme.
Denn jede Stimme für die Internationalistische Liste/MLPD stärkt den fortschrittlichen Stimmungsumschwung, eine gesellschaftsverändernde Bewegung und die Perspektive des echten Sozialismus!“
Dieter R. fragt:
„Warum unterstützt die MLPD völlig unkritisch die in allen gesellschaftlichen Fragen reaktionären palästinensischen Organisationen wie HAMAS und PLO?“
Antwort von Gabi Fechtner:
„Hallo Herr R.,
die MLPD unterstützt weder HAMAS noch PLO.
Was wir aber mit vollster Solidarität und von ganzem Herzen unterstützen, ist der Kampf des palästinensischen Volks für seine Selbstbestimmung, gegen den barbarischen Völkermord, gegen die Vertreibungspläne und seine jahrzehntelange Unterdrückung. Das palästinensische Volk hat natürlich das Recht sich gegen Besatzung, gegen Terror und Unterdrückung zu wehren, was auch im Völkerrecht so verankert ist.
Unkritisch waren wir dabei nie. Wir haben die Hamas als islamistisch-faschistische, maßgeblich von Katar finanzierte Organisation charakterisiert. Die bürgerliche PLO haben wir für ihren Verrat an den Interessen des palästinensischen Volks attackiert, weil sie in den Abkommen von Oslo und Camp David die Besatzung Israels akzeptiert haben.
Sie war früher fortschrittlich und beinhaltet ja auch sozialistische Organisationen. Gegen ihren Einfluss wurde die Hamas und andere islamistische Gruppen erst aufgebaut.
Unsere ausführliche, differenzierte Position haben wir in der Broschüre „Kampf gegen den drohenden Flächenbrand in Nahost. Was ist die Perspektive des palästinensischen Befreiungskampfs?“ und dem Artikel „Grundlinien der Positionierung zum palästinensischen Befreiungskampf“ dargelegt.
Zugleich begrüßen wir, wenn es Bestrebungen aufgrund des Drucks der Massen in Palästina und weltweit gibt, dass palästinensische Organisationen in einem fortschrittlich-demokratischen Sinne zusammenarbeiten gegen die Besatzung, den Krieg und für ein befreites Palästina.
Beste Grüße“
Ulrich A fragt:
"Können Sie sich eine Zusammenarbeit mit Reichen vorstellen, die ihr ganzes Vermögen verschenken und auch eine Reichensteuer fordern? Deren Denkweise geht m.E. zumindest in die richtige Richtung.
Grundsätzlich streben die Superreichen nach immer mehr Profit und die Weltmacht. Es gibt jedoch auch Reiche, die freiwillig ihr Vermögen verschenken bzw. an arme Menschen umverteilen möchten. Als Beispiel nenne ich folgenden Beitrag auf Manager Magazin (https://www.manager-magazin.de).
Diet BASF-Nachfahrin Engelhorn ihat ihre 25 Millionen Euro an einen Bürgerrat gegeben, der über die Verteilung ihres Vermögens entscheiden sollte. Diese 50 Bürger wurden zufällig ausgewählt.
Das reichste Prozent der Bevölkerung besitze rund die Hälfte des Gesamtvermögens, sagte Engelhorn. „Ich habe ein Vermögen und damit Macht geerbt, ohne etwas dafür getan zu haben. Und der Staat will nicht einmal Steuern dafür.“ Zugleich kämen viele Menschen mit einem Vollzeitjob nur schwer über die Runden – und zahlten für jeden Euro, den sie mit Arbeit verdienten, Steuern. Dadurch sei die Demokratie gefährdet, sagte die"
Antwort von Gabi Fechtner:
"Lieber Ulrich A.
Grundsätzlich sind wir bereit, mit jedem Menschen zusammen zu arbeiten, der sich für die Verbesserung der Lage der „einfachen“ Menschen einsetzt, also auch mit Menschen, die ihre Vermögen verschenken. Wir versuchen dabei in der Zusammenarbeit auch zu überzeugen, mit zu kämpfen für eine Gesellschaft, in der Ausbeutung und Unterdrückung abgeschafft sind. Denn auch die größte gut gemeinte Spende ändert nichts an den kapitalistischen Verhältnissen der Ausbeutung von Mensch und Natur.
Nicht jeder, der aufgrund seiner Geburt oder Herkunft reich ist, muss sich automatisch für die Bewahrung der kapitalistischen Verhältnisse einsetzen. Bestes Beispiel ist sicher Friedrich Engels, der aus einer Fabrikantenfamilie stammte, und sich lebenslang für den Kampf für den Sozialismus engagierte. Ein solcher Wechsel des Klassenstandpunkts beinhaltet unserer Überzeugung nach eine positive Umerziehung zum freien Denken, Fühlen und Handeln im Sinne der Arbeiterklasse. Ich kann mir vorstellen, dass sich auch heute der eine oder andere Reiche aufgrund der Weltkriegsgefahr oder der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen Gedanken über die gesellschaftlichen Verhältnisse macht und dazu kommt, diese in Frage zu stellen. Und die akute faschistische Gefahr fordert Menschen bis in die Bourgeoisie heraus, sich für eine antifaschistische Einheitsfront einzusetzen.
Wir lehnen natürlich ab, wenn Kapitalisten und Superreiche ein paar Brosamen für soziale Wohltaten abtreten und das als Feigenblatt, um ihre Ausbeutung von Mensch und Natur fortzusetzen.
Viele Grüße, Gabi Fechtner"
Carsten M fragt:
"Mit der Drucksache 20/14717 hat die AFD einen Antrag vorgelegt, der die Finanzierung & Existenz von frühkindlicher Aufklärung ablehnt. Wie stehen Sie zum Thema: Sexualpädagogik & sexuelle Bildung?
Wir als Fachberatungsstelle beobachten zunehmend massive Verunsicherung zum Thema sexuelle Bildung – sowohl bei Erziehenden als auch bei pädagogischen und psychosozialen Fachkräften. Meinungen statt Wissen treffen auf Unsicherheit und Scham in Bezug auf Sexualität und die damit verbundenen Themen. Der von der AfD eingebrachte Antrag knüpft an die Narrative der vermeintlichen ‘Frühsexualisierung’ an, die seit Jahren propagiert und in diversen Medien befeuert wird. Dabei werden etablierte Konzepte der BZgA und WHO gezielt in Frage gestellt. Diese Vorgehen führt nicht nur zur Verbreitung von Unwahrheiten, sondern auch zu persönlichen Anfeindungen und Bedrohungen von Kolleg*innen. Dabei ist sexuelle Bildung essenziell, um Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung, ihrem Schutz vor Übergriffen und der Fähigkeit zu selbstbestimmten Entscheidungen alters- und entwicklungsentsprechend zu begleiten."
Antwort von Gabi Fechtner:
„Lieber Carsten M.,
Die MLPD verteidigt die Rechte der Menschen aus der LGBTQI Bewegung. Im Wahlprogramm der MLPD zur Bundestagswahl heißt es dazu: „Die LGBTQI (lesbian, gay, bi, trans, queer, inter) Bewegung gehört zu den Unterdrückten der Welt. Faschisten und reaktionäre Regimes haben sie als eines ihrer Feindbilder auserkoren, verbreiten Homophobie und Transphobie. In manchen Staaten droht Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts gar die Todesstrafe. Der Kampf um sexuelle Selbstbestimmung ist heute Bestandteil der antifaschistischen Bewegung. Die MLPD steht auf der Seite aller Ausgebeuteten und Unterdrückten, was den Kampf um sexuelle Selbstbestimmung, gegen sexuelle Ausbeutung, Gewalt und Pornografie einschließt. Die MLPD kritisiert zugleich, wenn die sexuelle Orientierung ins Zentrum der Identität – des Denkens, Fühlens und Handelns – gestellt wird, anstatt klassenmäßige Orientierung und Wirken für den gesellschaftlichen Fortschritt.“
Wir haben dazu auch eine Reihe Forderungen aufgestellt. Deine Anliegen sind also berechtigt und wir solidarisieren uns mit euch gegen eine gesellschaftlich aufgeheizte Stimmung, ähnlich wie sie auch gegen Flüchtlinge geschürt wird. Wir treten dem im Wahlkampf sehr offensiv und kämpferisch entgegen.
Die MLPD macht eine aktive Kinder- und Jugendarbeit, um Kinder und Jugendliche zu selbständig denkenden und handelnden Menschen zu erziehen. Dazu gehört auch, Kindern und Jugendlichen zu helfen, mit den zersetzenden und selbstzerstörerischen Einflüssen des Sexismus fertig zu werden und wir treten für einen aufgeklärten und selbstbestimmten Umgang mit der Sexualität ein. Auf den Sommercamps unseres Jugendverbands REBELL gibt es Bildungsveranstaltungen und Gesprächsrunden zu Liebe und Sexualität.
Wir nennen es Lebensschule der proletarischen Denkweise, dass der Jugend geholfen wird, sich selbständig zu orientieren und gestärkt wird, für eine befreite Gesellschaft zu kämpfen.
Wir kritisieren in diesem Sinne auch Erscheinungen von Laissez faire oder Erziehung zur Selbstbeschäftigung und Individualismus, die auch in fortschrittlichen Bewegungen zum Teil eine Rolle spielen.
Fester Bestandteil unserer Jugendarbeit ist auch die systematische antifaschistische Aufklärung gegen die faschistische Verhetzung der Jugend, die heute von der AfD sehr demagogisch betrieben wird. Sie ist im Sinne ihres völkischen, rückschrittlichen Familienbildes gegen die frühkindliche Erziehung, verteufelt die Auseinandersetzung mit der Sexualität als „Genderwahn“. Wie verlogen ihre Moral ist zeigt, dass sie Sexualstraftäter in den eigenen Reihen und im Parlament zulässt, während sie wettert, man müsse deutsche Frauen gegen migrantische Messerstecher und Vergewaltiger schützen.
Solidarische Grüße, Gabi Fechtner“
Michael B. fragt:
"Sie lehnen Bestandteile der freiheitl. demokr. Grundordnung ab + wollen eine "Diktatur des Proletariats", ein Widerspruch zur pluralistischen Gesellschaft. Sie sind damit antidemokratisch.
Sie sind damit antidemokratisch, wollen aber in den Bundestag gewählt werden. Was sagen Sie dazu?"
Antwort von Gabi Fechtner:
„Sehr geehrter Michael B.,
Die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ der BRD ist eine der Lebenslügen des Kapitalismus! Was wir doch erleben und was auch immer offener zutage tritt, ist die Diktatur der großen Konzerne und Monopole, des internationalen allein herrschenden Finanzkapitals, was der ganzen Welt und auch unserer Gesellschaft seinen Stempel aufdrückt. Die Hartz-Gesetze der damaligen Schröder/Fischer-Regierung wurden ihr von Peter Hartz, damaligem VW-Vorstand, in die Feder diktiert. Wer profitiert am meisten von der damit eingeführten Leiharbeit? Monopole wie VW. Das Wirtschaftsprogramm, mit dem Lindner/FDP die Ampel-Regierung zum Platzen gebracht hat, war eins zu eins von den Industrieverbänden abgeschrieben. Die Protagonisten in Aufsichtsräten und Vorständen der Konzerne und im bürgerlichen Politikbetrieb wechseln so oft hin und her, dass man Henne und Ei kaum noch unterscheiden kann. Die bürgerlichen Parteien sind Monopolparteien, die jeweilige Regierung ist die Geschäftsführerin der Monopole. Wenn es nach Milliardären wie Elon Musk ginge, würde auch in Deutschland der ganze „soziale Klimbim“ und die demokratischen Rechte und Freiheiten gleich mit abgeschafft und einfach durchregiert. Ich frage sie, was ist daran demokratisch??
Und einen Pluralismus, von dem sie sprechen, kann ich gerade bei den Wahlen nicht erkennen. Den Wählerinnen und Wählern wird hier in manipulativer Weise suggeriert, dass sie die Wahl haben zwischen CDU/CSU, SPD, den Grünen, FDP, Linkspartei und BSW. Als große Oppositions- und Protestpartei wird ausgerechnet die AfD gepusht, eine faschistische Partei! Alle anderen sind die „Sonstigen“, die man suchen muss. Demokratisch verbrämt wird diese Bevormundung der Wähler als „abgestufte Chancengleichheit“. Das sind keine freien Wahlen.
Die Diktatur des Proletariats im echten Sozialismus wird die Gesellschaft vom Kopf auf die Füße stellen. Nach dem Sturz der kapitalistischen Herrschaft herrscht nicht mehr eine kleine Minderheit über die Mehrheit, sondern die große Mehrheit, nämlich die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten bestimmen, was im Staat passiert. Produktionsmittel werden in gemeinsames Eigentum des gesamten werktätigen Volkes überführt. Alle Formen der Ausbeutung und Unterdrückung der werktätigen Massen werden abgeschafft. Die Diktatur des Proletariats ist nicht antidemokratisch – im Gegenteil verwirklicht sie die breiteste Demokratie für die Mehrheit der Bevölkerung. Sie muss und wird zugleich verhindern, dass die alte herrschende Klasse sich die Macht zurückholt.
Es mag paradox erscheinen, dass die MLPD im vollen Bewusstsein zu den Wahlen kandidiert, dass die Wahlen die Gesellschaft nicht verändern werden. Wir kandidieren gerade WEIL eine gesellschaftliche Alternative auf dem Wahlzettel stehen muss. Wir verteidigen die bürgerlich-demokratischen Rechte und nehmen sie mit unserer Wahlteilnahme in Anspruch in Verbindung mit der Kritik am bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parlamentarismus.
Mit freundlichen Grüßen, Gabi Fechtner“
Christoph K. fragt:
"Linksbündnis für erhöhtes Klassenbewusstsein?
Sehr geehrte Frau Fechtner, was denken Sie von einem Bündnis zwischen marxistisch-leninistischen (-maoistischen), anarchistischen (nach der Philosophie Kropotkins), reform-sozialistischen mit akzeptierender Haltung zu revolutionären Sozialisten und vielleicht sogar trotzkistischen Organisationen und Parteien zur Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für ein gesteigertes Klassenbewusstsein? Das Ziel aller dieser Organisationen ist es, eine klassenlose, staatenlose, geldlose Gesellschaft als absolutes Ziel zu erreichen, mit den einzigen ideologischen Differenzen für den Weg dort hin. Wir wäre es, wenn die MLPD eine passive Unterstützung für solche Organisation ausspricht, obwohl Sie glauben, dass eine anarchistische ö.ä. Revolution nicht erfolgreich sein wird? Bspw. das Aufzeigen von Solidarität für anarchistische o.ä. Demonstrationen, obwohl der Weg anders sein wird, kann man es als MLPD versuchen, da es niemanden Schaden würde und vielleicht doch funktioniert. LG"
Antwort von Gabi Fechtner:
„Lieber Christoph K.,
Die MLPD praktiziert eine Bündnispolitik der Zusammenarbeit auf der Grundlage des Kampfes. Mit der Leitlinie, das gemeinsame in den Vordergrund zu stellen und gleichzeitig unterschiedliche Positionen und Differenzen zu diskutieren, die Eigenständigkeit der einzelnen Kräfte zu respektieren, haben wir erfolgreich das Internationalistische Bündnis aufgebaut, was inzwischen aus 40 Organisationen besteht und von 40.000 Einzelpersonen unterstützt wird.
Auch zur Bundestagswahl haben wir unsere Liste geöffnet für weitere Bündnispartner, da ja in Deutschland Wahlbündnisse nicht erlaubt sind. So hast du vielleicht bemerkt, dass auch ein Genosse/Anhänger der trotzkistischen Gruppe Spartakist kandidiert.
Heute steht die Schmiedung einer antifaschistischen Einheitsfront mit den Arbeitern an der Spitze auf der Tagesordnung. Um eine gesellschaftsverändernde Bewegung aufzubauen und zu stärken, müssen wir diese Art der Bündnisarbeit auf gleicher Augenhöhe noch entschieden verbreitern und ausbauen und dazu auch uns selbst verändern. Wichtig ist uns dabei aber immer, dass wir uns an die Masse der Bevölkerung wenden. Wir – die linken, revolutionären, fortschrittlichen und antifaschistischen Kräfte - werden nicht stärker, wenn wir unter uns bleiben. Wir müssen massenhaft Menschen davon überzeugen, sich einer gesellschaftsverändernden Bewegung anzuschließen. Die Unterstützung anderer Gruppen und Organisationen machen wir immer konkret von den Zielen und der gegenseitigen Bereitschaft zur Zusammenarbeit auf Augenhöhe abhängig.
Wohlwollend könnte man sagen, wir haben mit den Anarchisten ein gemeinsames strategisches Ziel in der klassenlosen kommunistischen Gesellschaft. Zugleich ist der Weg dorthin, also die Strategie und Taktik und heute auch die Strategie und Taktik im Kampf um die Denkweise, ausschlaggebend. Unsere ideologischen Differenzen zu anarchistischen, revisionistischen und trotzkistischen Gruppen sind prinzipieller Art. Es herrscht gesellschaftlich sehr große weltanschauliche Verwirrung, da brauchen die Menschen eine klare Orientierung, eine gesellschaftliche Perspektive und einen Plan. Dafür müssen ideologisch Fragen offen ausgetragen werden. So ist es illusionär was die Anarchisten hoffen, direkt zu einer Gesellschaft ohne jede Unterdrückung der bisherigen Unterdrücker überzugehen. Das muss im Übergangsstadium des Sozialismus mit dem Ziel gemacht werden, die Klassen, den Staat, Grenzen usw. abzuschaffen. Unkritisch werden wir gegenüber dem Anarchismus oder Trotzkismus also nicht werden. Aber es gibt auch Ansätze der Zusammenarbeit. Lenin stand dafür, z.B. in der Zimmerwalder Konferenz mit Anarchisten gegen den imperialistischen Krieg und Opportunismus zusammen zu arbeiten. Die United Front wird eine daran erinnernde Konferenz gegen die heutige Weltkriegsgefahr organisieren, wo es auch Zusammenarbeit mit anarchistischen bzw. rätekommunistischen Kräften gibt. Auch im antifaschistischen- und Antikriegskampf und Umweltkampf wäre so eine Zusammenarbeit denkbar. In verschiedenen örtlichen Bündnissen und Aktionseinheiten wurde auch von autonomen Gruppen geschätzt, dass die MLPD jeglicher Art von Querfront zu jeder Zeit eine klare Absage erteilt. Immer wieder haben wir uns auch mit anarchistischen Gruppen oder Personen gegen staatliche Repressionen, faschistische Übergriffe oder Verhetzung solidarisiert.
Leider gibt es auch viele antikommunistische Vorbehalte die aus anarchistischen Gruppen gegen die MLPD verbreitet werden („autoritär“, „stalinistisch“ usw.) über die man mal gründlich und auf Augenhöhe diskutieren müsste. Wenn du also dabei mithilfst, die Zusammenarbeit zu verbessern freuen wir uns über jeden Hinweis.
Solidarische Grüße, Gabi Fechtner“