Presseerklärung

Presseerklärung

Stellungnahme des Deutsch-Kurdischen Kultur Verein e.V. Sindelfingen zur "Gedenkveranstaltung" an Erdbebenopfer

Diese Presserklärung zu diesem Thema veröffentlichte der Deutsch-Kurdische Kultur Verein e.V. Sindelfingen - deren Abdruck aber von der Sindelfinger Zeitung freundlich aber bestimmt abgelehnt wurde:

Von Deutsch-Kurdische Kultur Verein e.V. Sindelfingen

An die Öffentlichkeit und Presse

Wir sind Menschen aus Kurdistan, die im Kreis Böblingen leben und sich seit 2015 unter dem Dach des Deutsch-Kurdischen Kultur Verein in Sindelfingen versammeln und organisieren.

Wir haben hunderte Mitglieder, führen Integrationsarbeit und passen uns der Gesellschaft an, in der wir leben. Wir schätzen die demokratischen Rechte, die das Land uns bietet. Diese Rechte ermöglichen allen Völkern, Emigranten frei, in Brüderlichkeit und Sicherheit zu leben.

Während wir uns bemühen uns zu integrieren, aber auch unsere eigene Kultur zu bewahren und zu pflegen, stoßen wir natürlich auch auf Probleme. Wir setzen uns sehr dafür ein, diese Probleme zu überwinden und zu lösen.

Wir sind uns bewusst, dass die Gesellschaft bezüglich der Integration Erwartungen an uns stellt. Wir möchten jedoch betonen, dass die Integration nicht einseitig laufen kann und ein Entgegenkommen der Mehrheit Gesellschaft auch voraussetzt.

Auch, wenn wir weit weg von der Region entfernt sind, aus der wir kommen, beeinflusst uns das, was dort passiert. In der Nacht zum 6. Februar ereignete sich ein schweres Erdbeben in der Türkei, Kurdistan und Syrien. Zehntausende von Menschen haben ihr Leben verloren, Millionen von Menschen sind Obdachlos geworden.

Wir unterscheiden zwischen Religion, Nationalität und Geschlecht nicht. Alle Menschen, die bei diesem Erdbeben ihr Leben verloren haben und obdachlos geworden sind, sind unsere Brüder, Schwester, Nachbarn, Freunde und Bekannte.

Wir fühlen den Schmerz von allen in unseren Herzen.

An diese Stelle wollen wir uns an die Öffentlichkeit in Sindelfingen und in Umgebung wenden.

Nach dem Erdbeben fand ein Treffen mit unserer Gemeinde statt. Bei dem Treffen wurde besprochen, wie wir den Erdbebenopfern helfen können und es wurden Vereinbarungen getroffen. Aber die Vereinbarungen wurden nicht eingehalten. Das haben wir leider bei der Veranstaltung auf dem Markplatz in Sindelfingen festgestellt und gesehen.

Das Erdbeben ist eine Naturkatastrophe.

Sie unterscheidet nicht zwischen Menschen beim Töten und Verwunden. Aber leider wurde bei der Gedenkveranstaltung am 15. Februar auf dem Markplatz diskriminiert.

Es sollte für Tausende von Toten gebetet werden, dies wurde jedoch nicht getan, im Gegenteil, es wurde politische Propaganda betrieben. Es wurde auf dem Markplatz Rassismus betrieben. Die Gedenkveranstaltung wurde in eine politische Show verwandelt. Türkische Fahnen wurden getragen, rassistische Parolen wurden geschrien. Wir wollten jedoch ohne zu unterscheiden an Alle, die bei dem Erdbeben ihr Leben verloren haben, gedenken. Daran wurde sich nicht gehalten. Die Veranstaltung wurde in eine Gedenkveranstaltung des türkischen Nationalismus umgewandelt.

Dass unsere Gemeinde und unser Stadtrat tatenlos zuschauten, hat uns Kurden, Syrer und Araber tief verletzt und verärgert. Wir denken, dass diese Fehler in Zukunft sich nicht wiederholen dürfen. Wir möchten betonen, dass solche Verhaltensweisen das gemeinsame Vorgehen gegen den Schmerz und das Leid verhindern.

Wir, der Deutsch-Kurdische Kulturverein haben ein Zelt für Erdbebenhilfe in der Innenstadt von Sindelfingen gebaut und haben im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten Spenden gesammelt.

Wir bedanken uns bei Allen, die gespendet haben. Wir versprechen, dass wir ihre Hilfe an alle Menschen, die in Not sind, ohne zwischen Nationalität, Religion und Land zu unterscheiden, weitergeben werden.

Solidarität hält am Leben.

Deutsch-Kurdische Kultur Verein e.V.