Leseprobe

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Stalin vernachlässigte den ideologischen Kampf gegen den Bürokratismus

»Stalin erkannte nicht, daß der ideologische Kampf gegen die Tendenz zur kleinbürgerlichen Entartung der Bürokratie eine fundamentale Aufgabe des Klassenkampfs im Sozialismus ist. Das geht auch aus seiner 1952 verfaßten Schrift ›Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR‹ hervor,wo er über den Widerspruch zwischen Hand- und Kopfarbeitern schreibt:

›Es ist klar, daß mit der Beseitigung des Kapitalismus und des Systems der Ausbeutung auch der Interessengegensatz zwischen körperlicher und geistiger Arbeit verschwinden mußte. Und er ist in unserer heutigen sozialistischen Ordnung tatsächlich verschwunden. Jetzt sind die körperlich Arbeitenden und das leitende Personal nicht Feinde, sondern Genossen, Freunde, Mitglieder des einheitlichen Produktionshollektivs, die am Gedeihen und an der Verbesserung der Produktion zutiefst interessiert sind. Von der früheren Feindschaft zwischen ihnen ist auch nicht eine Spur übriggeblieben.‹ (Stalin,Werke, Bd.15, S. 317/318, Hervorhebung durch Red. RW)

Bei einer so unkritischen Beurteilung konnten sich die kleinbürgerlichen Bürokraten in Sicherheit wiegen. Der Sozialismus hebt wohl die Ausbeutung der körperlich Arbeitenden durch Vertreter der geistig Arbeitenden auf und damit die ökonomische Grundlage des Antagonismus zwischen ihnen. Aber damit verschwinden keineswegs automatisch die bürgerliche Ideologie und die kleinbürgerliche Denkweise, durch die nicht nur die ›frühere Feindschaft‹ in veränderter Form fortlebt, sondern auch neue Konflikte entstehen.Wird die kleinbürgerliche Denkweise nicht durch die proletarische Denkweise überwunden, so gewinnt die kleinbürgerlich-bürokratische Schicht das ideologisch-politische Übergewicht. Dann verliert der Überbau seinen sozialistischen Charakter.«

Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung – Revolutionärer Weg 26, 1995, S. 102/103