Willi Dickhut - Ein ungewöhnlicher Arbeiterführer und revolutionärer Theoretiker - Vorbild für die Jugend
Willi Dickhut, 1904–1992, Schlosser.
1926 bis 1966 Mitglied der KPD.
Aktiver Widerstand gegen den Hitlerfaschismus Arbeitertheoretiker, seit 1969 Aufbau der MLPD Mitglied bis zu seinem Tod
.
Willi Dickhut kam aus einfachen Verhältnissen. Er war gelernter Schlosser und Dreher, arbeitete jahrzehntelang in Industriebetrieben und war ein hervorragender Facharbeiter. Er gehörte zu den bewusstesten, revolutionären Arbeitern seiner Zeit.
Er verband das wissenschaftliche Niveau seiner Arbeit mit proletarischer Schlichtheit. Willi Dickhut führte zahlreiche Arbeiterstreiks, politische Kämpfe gegen Maßregelungen und nahm am Generalstreik gegen den faschistischen Kapp-Putsch 1920 teil. 70 Jahre lang war er Gewerkschaftsmitglied. Er entwickelte den Gedanken der positiven Gewerkschaftsarbeit und verwirklichte diese vorbildlich. Fester Bestandteil seiner Kleinarbeit waren Betriebszeitungen. Er initiierte diese in vielen Betrieben von, mit und für Arbeiter mit Witz, Humor und sorgfältiger Gestaltung und schrieb selbst hunderte Artikel.
Willi Dickhut war Vorkämpfer der Arbeit in Betrieb und Gewerkschaft als Hauptkampflinie der MLPD. Er verstand sie unter heutigen Bedingungen als »Schule des Klassenkampfes«. Willi Dickhut bezeichnete die Arbeit in den Gewerkschaften vor allem als ideologischen Kampf, mit dem die Millionen Mitglieder für den revolutionären Klassenkampf gewonnen werden können. Er stand dafür, dass die Gewerkschaften zu Kampforganisationen für die Verteidigung und Verbesserung der Lohn-, Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter werden müssen und kritisierte jede Art der Klassenzusammenarbeitspolitik. Klassenkampforganisation wiederum kann nur die revolutionäre Partei sein, deren Aufbau Herzensanliegen von Willi Dickhut war. Unter seiner Schriftführung entstand das Buch »Gewerkschaften und Klassenkampf«, die Nummer 11/12 aus der Reihe REVOLUTIONÄRER WEG, als Handbuch für die Arbeit in Betrieben und Gewerkschaften.
Willi Dickhut stand für die führende Rolle der Arbeiterklasse als einzig revolutionäre Klasse im Klassenkampf und Aufbau des Sozialismus und setzte diese auch im Neuaufbau der marxistisch-leninistischen Partei mit durch. In den 1970er Jahren organisierte er in der Vorläuferorganisation der MLPD mit einem zeitweisen Aufnahmestopp für Intellektuelle, dass sie eine wirkliche Arbeiterpartei wurde und auch von Arbeitern geführt wird. Willi Dickhut war immer eng mit den Sorgen und Nöten der einfachen Menschen verbunden. Allen Bestechungsversuchen widerstand er. So lehnte er ab, als die Amerikaner ihm 1945 als führendem Kommunalpolitiker eine noble Villa ehemaliger Faschisten anboten. Nach dem KPD-Verbot 1956 kehrte er selbstverständlich als Schlosser in die Fabrik zurück.
Willi Dickhut wurde 1926 mit 21 Jahren als junger Arbeiter Mitglied in der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands). Diesen Tag bezeichnete er als wichtigsten in seinem Leben. Willi Dickhut war nie ein Einzelkämpfer, sondern richtete seine Arbeit immer darauf, wie und wo er organisiert den besten Beitrag leisten kann. Er war einer der wenigen, der die Entwicklung der alten kommunistischen Bewegung dialektisch verarbeitet hat. 1928/29 konnte er acht Monate lang Erfahrungen als Facharbeiter in der sozialistischen Sowjetunion sammeln. Schon damals war er empört über Erscheinungen und Tendenzen des Bürokratismus im sozialistischen Aufbau. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Verbot der KPD 1956 war Willi Dickhut hauptberuflicher Kreissekretär der KPD in Solingen, Remscheid und Hagen, in der Landesleitung Nordrhein-Westfalen sowie in der Leitung der Kaderabteilung des Parteivorstands. Er führte in allen Stationen seines Lebens einen weltanschaulichen Kampf und war unversöhnlich gegen bürgerliche und kleinbürgerliche Abweichungen in der Arbeiterbewegung: so gegen Dogmatismus1, Revisionismus2 oder Reformismus.
Er spürte und erkannte schon früh die Fehlentwicklung der KPD in den 1950er Jahren als Abkehr vom Marxismus-Leninismus, kritisierte bürokratische und herzlose Kaderbehandlung. Aus diesem Grund verfolgte er aufmerksam die Auseinandersetzung um die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung. Die damals noch Kommunistische Partei Chinas unter der Führung von Mao Zedong kritisierte den revisionistischen Verrat an der sozialistischen Sowjetunion nach dem XX. Parteitag der KPdSU 1956. Gegen diese Debatte liefen die Revisionisten in der KPD Sturm, im Einklang mit der SED-Führung in der DDR. Sie verboten Willi Dickhut, Material aus China zu bestellen und zu studieren. Die Führung der KPD schloss ihn und seine Frau Luise wegen seiner Weigerung das Material abzubestellen, aus der Partei aus. Er verlor bisherige Genossen und Freunde, von denen ihn nun viele schnitten oder gar übel verleumdeten. Doch Willi Dickhut blieb eisern. Mit dem Verrat am Sozialismus gab es für ihn keine Versöhnung.
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1 Denkweise, die starr an bekannten, allgemeinen Wahrheiten festhält und neue Entwicklungen nicht untersucht, neue Erfahrungen nicht auswertet.
2 Jemand, der den grundlegenden Widerspruch zwischen Kapitalismus und Sozialismus versöhnen will und sich dennoch als Marxist oder Marxist-Leninist
ausgibt.
Willi Dickhut hat den Marxismus-Leninismus verteidigt, schöpferisch angewendet und weiterentwickelt. 70 Jahre Erfahrungen in Klassenkampf und Parteiaufbau verarbeitete er in 33 Büchern, zig Broschüren sowie Hunderten von Referaten, Reden und Briefen. Vieles davon wurde übersetzt in acht Sprachen und in 57 Ländern vertrieben. Es war Willi Dickhut nicht in die Wiege gelegt, einmal Bücher zu schreiben. Er eignete sich eisern und diszipliniert unter schwierigen Bedingungen die nötigen theoretischen Kenntnisse an. Sein Wirken war davon durchdrungen, den Marxismus- Leninismus auf die drängenden, zu lösenden Fragen der Zeit anzuwenden und ihn dafür weiterzuentwickeln. Ihm ging es darum, der Arbeiterklasse und den breiten Massen eine Orientierung zu geben. Er verabscheute den Dogmatismus, den Marxismus-Leninismus als reines Buchwissen einzubimsen, ebenso wie Verflachung und Oberflächlichkeit. Er prägte den Stil, dass auch theoretische Ausarbeitungen kurz, konkret und verständlich sein müssen.
Willi Dickhut wies die Entartung der alten KPD ab 1956 wissenschaftlich nach. Erst dann sah er die Legitimation, sich – mit immerhin schon 65 Jahren an den Aufbau der marxistisch-leninistischen Partei neuen Typs zu begeben. Aber er stellte dafür Bedingungen: Erstens, dass die neue Partei eine klare ideologisch-politische Linie hat beziehungsweise deren Erarbeitung ins Zentrum stellt. Sie sollte nicht nur allgemein auf dem Marxismus-Leninismus beruhen, sondern ihn auf die konkreten heutigen Verhältnisse anwenden und weiterentwickeln. Zweitens, dass sie sich strikt auf die Arbeiterklasse ausrichtet. Es entstand das theoretische Organ REVOLUTIONÄRER WEG. Willi Dickhut übernahm die Leitung der Redaktion 1969 und führte sie bis 1991 für die Nummern 1 bis 24. Seit 1992 – ab der Nummer 253 – wird die Redaktion REVOLUTIONÄRER WEG von Stefan Engel geführt.
Willi Dickhut hatte sich immer gefragt, wie der revisionistische Verrat vor sich gehen konnte, obwohl doch in der DDR und der alten KPD Hunderttausende Kader mit dem Marxismus-Leninismus geschult wurden. Er deckte den Zusammenhang von Dogmatismus und Revisionismus auf und entwickelte als eine Schlussfolgerung den Begriff der ideologisch-politischen Linie. Besonders wandte er sich gegen die Verdrängung des weltanschaulichen Kampfes durch kurzsichtige oder aktionistische, rein politische Beurteilungen oder Aktivitäten. Er prägte, dass die theoretische Arbeit und der weltanschauliche Kampf wiederum nicht abgehoben sein dürfen, sondern stets Anleitung zum politischen Handeln sein müssen. Der Schlüssel, um sich den Marxismus-Leninismus kritisch und selbstkritisch anzueignen und ihn schöpferisch anzuwenden, ist die Beherrschung der dialektischen Methode. Nur so kann das Wesentliche vom Unwesentlichen, grundsätzliche von zeitbezogenen Aussagen unterschieden werden, statt sie schematisch auf die heutige Situation zu übertragen. Nur so werden die allgemeingültigen Aussagen des Marxismus-Leninismus schöpferisch verteidigt, statt sie zu verbiegen oder infrage zu stellen. Diese schöpferische Arbeit mit dem System REVOLUTIONÄRER WEG ist bis heute der Garant für den proletarischen Charakter der MLPD. Mit dem Buch »Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion«, RW 7–9, erarbeitete Willi Dickhut den bis dahin fehlenden Nachweis, dass und wie in der Sowjetunion ökonomisch, politisch und weltanschaulich der Sozialismus zerstört wurde und welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind. Es war sein erstes Buch, das weltweite Ausstrahlung entwickelte.
Mit dem RW 16–19 erarbeitete Willi Dickhut 1977–79 sein Hauptwerk, die Analyse des staatsmonopolistischen Kapitalismus in der BRD. Er qualifizierte, dass sich das Monopolkapital den Staat vollständig untergeordnet hat, die Organe des Staatsapparates mit denen der Monopole verschmolzen sind und das Monopolkapital die wirtschaftliche und politische Herrschaft über die gesamte Gesellschaft errichtet hat. Seine Analyse gab in Inhalt und Methode eine Anleitung, wie die MLPD auch heute noch wissenschaftlich arbeitet.
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3 Bis zum Jahr 2022 hat die Reihe REVOLUTIONÄRER WEG 37 Nummern.
Willi Dickhut strebte mit großem Ideenreichtum danach, seine Arbeit immer entsprechend den Anforderungen der Zeit weiterzuentwickeln. Die Fähigkeit dazu erwarb er sich durch ein hartes Training der dialektischen Methode. Schon in der alten kommunistischen Bewegung kämpfte er gegen die Geringschätzung der Dialektik. Er trainierte sich früh und unter kompliziertesten Bedingungen im Faschismus im Verständnis und in der Anwendung des dialektischen Materialismus. Dafür stehen seine Studien »Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg« und »Materialistische Dialektik und bürgerliche Naturwissenschaft«. »Man muss den festen Willen haben, sich auf Gebieten zurechtzufinden, die einem vorher fremd waren. Indem man darin eindringt, stärkt man sich in der dialektischen Methode.« 4
Eine Grundlage für seine Schöpferkraft war, sich immer eine konkrete Analyse der konkreten Situation und der Denkweise der Massen zu erarbeiten. Trott war ihm fremd. Seine theoretische Arbeit durchdrang sich allseitig mit seiner praktischen Arbeit. Bei epochalen Ereignissen der Weltgeschichte war Willi Dickhut so in der Lage, mutig einen kühnen Plan zu entwickeln, diesen durchdacht zu verwirklichen und die Strategie und Taktik flexibel weiterzuentwickeln.
Eine Leitlinie und Anleitung, die er allen Genossen vermittelte, ist das dreifache Denken. Es bedeutet, alles erstens in die Tiefe, zweitens in die Perspektive und drittens in planmäßiges Handeln zu durchdenken und umzusetzen. So war seine Arbeit wirkungsvoll, weil sie immer bis in die praktische Umsetzung durchdacht war, statt Luftschlösser zu bauen oder abstrakte, schematische Anleitungen zu geben. Dadurch konnte er neue Erscheinungen und wesentliche Veränderungen herausarbeiten und richtige Prognosen treffen. So, dass die sozialistische Oktoberrevolution nicht mehr die Musterrevolution der Zukunft sein kann, sondern die internationale sozialistische Revolution vorbereitet werden muss.
Willi Dickhut war im demokratisch-antifaschistischen Wiederaufbau nach 1945 eine Zeit lang führender antifaschistischer Kommunalpolitiker in Solingen und Fraktionsvorsitzender der KPD im Stadtrat. Er galt als Architekt einer bundesweit Aufsehen erregenden Zusammenarbeit zwischen KPD und SPD Anfang der 1950er-Jahre. Willi Dickhut verwirklichte eine prinzipienfeste und zugleich flexible Bündnispolitik. Er behandelte die Frage der Denkweise nicht als moralisierende Instanz, sondern als Wissenschaft, um den Leuten zu helfen, mit der kleinbürgerlichen Denkweise fertigzuwerden und die proletarische Denkweise zu stärken. Er betonte, dass jede Aktionseinheit auf der Grundlage des Kampfes stehen muss.
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4 Besuch am 3. April 1986
Willi Dickhut stellte die Weichen, dass zusammen mit anderen und führend Stefan Engel ein wahres Kunststück gelang: nach dem revisionistischen Verrat der alten kommunistischen Parteien und aus den Wirren der kleinbürgerlichen ML-Bewegung der BRD eine marxistisch-leninistische Partei neuen Typs zu formen. Das war ein harter Kampf um die proletarische Linie, um die Orientierung auf die Arbeiterklasse und gegen Eitelkeiten einzelner selbsternannter Führer. Überheblichkeit und kleinbürgerlicher Führungsanspruch, Arroganz, Sektierertum und Massenfeindlichkeit, Opportunismus und Pragmatismus, Dogmatismus und Revisionismus waren unvereinbar mit einer solchen marxistischleninistischen Arbeiterpartei.
1982 konnte die MLPD gegründet werden. 37 Jahre lang führte Stefan Engel als Vorsitzender ihren Aufbau. Als wesentliche Schlussfolgerung aus dem revisionistischen Verrat erarbeitete Willi Dickhut mit seinen Büchern zur dialektischen Methode, so der Nummer 6 der Reihe REVOLUTIONÄRER WEG, Nummer 24 »Die dialektische Einheit von Theorie und Praxis«, der »Geschichte der MLPD«, der Nr. 15 der Reihe REVOLUTIONÄRER WEG »Kampf dem Liquidatorentum « und dem Buch »Sozialismus am Ende?« Grundlagen der Lehre von der Denkweise. Die zentrale Aussage lautet: »Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise kann eine proletarische Partei zugrunde gerichtet werden! Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise lässt sich der Sozialismus nicht aufbauen! Mit einer kleinbürgerlichen Denkweise kann man die sozialistische Gesellschaft zerstören!« 5. Die Lehre von der Denkweise wurde von der MLPD ausgehend von dem Buch von Stefan Engel »Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung«, der Nummer 26 des Theoretischen Organs REVOLUTIONÄRER WEG, schöpferisch weiterentwickelt, zusammengefasst und auf die heutigen Fragen angewandt. Die Frage der Denkweise hat seitdem noch erheblich an Bedeutung gewonnen. Die kleinbürgerliche Denkweise nimmt scheinbar eine kritische Haltung zum Kapitalismus ein, während sie ihn zugleich gegen jede gesellschaftliche Alternative verteidigt. Inzwischen macht sich die Regierung ein ganzes System der kleinbürgerlichen Denkweise als hauptsächliche Regierungsmethode zunutze. Damit fertigzuwerden ist die Grundlage, dass die Massen ihre Entscheidung für den Weg des proletarischen Klassenkampfs treffen.
Als Lehre aus der revisionistischen Entartung ehemals kommunistischer Parteien griff Willi Dickhut den Gedanken Lenins von der Notwendigkeit unabhängiger Kontrollkommissionen wieder auf. Nach diesem Vorbild baute er die unabhängige Zentrale Kontrollkommission in der MLPD auf und übernahm deren Leitung noch vor der Parteigründung von 1972 bis 1976. Er prägte das System der Selbstkontrolle der Partei: die Kontrolle von unten durch die Mitglieder, die Selbstkontrolle der Kader und die Kontrolle von oben durch die ZKK. Fest überzeugt war er davon, dass gerade die Leitungen und führenden Genossen unabhängig kontrolliert werden müssen. In der Leitung der ZKK entwickelte er eine ebenso konsequente wie helfende dialektische Kaderarbeit. Seine minutiöse Taktik im Kampf gegen das Liquidatorentum6 war eine Erziehungsarbeit dafür, dass die MLPD seit ihrer Parteigründung kein Liquidatorentum und keine Spaltung verzeichnen musste.
Willi Dickhut erzog die Genossinnen und Genossen, jede Tätigkeit als bewusste Anwendung der dialektischen Methode zu fassen. Stefan Engel entwickelte das unter anderem mit zwölf Semestern zur bewussten Anwendung der dialektischen Methode weiter. So hat sich die MLPD die Arbeit auf Grundlage der proletarischen Denkweise erkämpft.
Als dialektische Negation der Frauenarbeit der KPD entwickelte Willi Dickhut den Gedanken, überparteiliche Selbstorganisationen der Masse der Frauen zu fördern. Mit der Lehre von der Denkweise richtete die MLPD ihre Arbeit allseitig darauf aus, überparteiliche Organisationsformen zu fördern. In ihnen lernen die Massen mithilfe der Überzeugungsarbeit der Marxisten-Leninisten, ihre Sache in die eigene Hand zu nehmen, organisiert zusammenzuarbeiten und eine selbstständige Kraft im Kampf um die Befreiung der Menschheit zu werden. Das war eine Grundlage dafür, den marxistisch-leninistischen Jugendverband als Lebensschule der proletarischen Denkweise für die Masse der Jugend auszurichten. Das ganze Leben Willi Dickhuts durchzog, jüngere Genossinnen und Genossen und vor allem Arbeiterkader auszubilden: als Kaderverantwortlicher in der KPD oder im Aufbau der MLPD, wo er bewusst nie leitende Funktionen übernahm. Besonders die Jugend und die Kinder lagen ihm am Herzen.
Quellen & Links
5 Willi Dickhut, »Sozialismus am Ende?«, S. 22.
6 Liquidatoren sind kleinbürgerliche Kräfte in der Arbeiter- und Volksbewegung, deren Ansichten und Handlungen zu Zersetzung, Spaltung und zur Zerstörung der Organisationen der Arbeiterklasse beziehungsweise zur Umwandlung fortschrittlicher Bewegungen und Organisationen zu Stützen der Monopolherrschaft führen.
Willi Dickhut war sein Leben lang unbeugsamer Kämpfer, der niemals schwankte. Sein ganzes Leben stellte er in den Dienst proletarischer Prinzipien: von jedem Detail des alltäglichen Lebens bis zur Ausarbeitung der ideologischpolitischen Grundlagen oder praktischen Klassenschlachten. Willi Dickhut war von der tiefen Einsicht in die Notwendigkeit durchdrungen, das zu tun, was vom Standpunkt der Befreiung der Arbeiterklasse getan werden muss, unabhängig vom unmittelbaren Erfolg, seinem persönlichen Ansehen oder tiefen Niederlagen. Für ihn gab es keine ausweglose Situation.
Willi Dickhut leistete im Hitler-Faschismus, der brutalsten Form des Terrors und der Konterrevolution im Kapitalismus, an führender Stelle organisierten, illegalen antifaschistischen und kommunistischen Widerstand. Im KZ Börgermoor organisierte er aktiven Widerstand im Zusammenhang mit weltanschaulicher Überzeugungsarbeit unter den Gefangenen und Zersetzungsarbeit unter den Wachmannschaften. Willi Dickhut erkannte: Gegen die faschistische Propaganda und Demagogie muss vor allem Einfluss auf die Denkweise der Massen genommen werden. Willi Dickhut war erbitterter Gegner imperialistischer Kriege und richtete unter anderem mit seinem Buch »Krieg und Frieden und die sozialistische Revolution« (REVOLUTIONÄRER WEG Nr. 22) den Kampf gegen eine neue Weltkriegsgefahr aus. Für ihn gab es niemals einen Grund für Skepsis in die Partei oder die Massen, sondern nur den Ansporn, die Argumente zu verbessern, die Parteiarbeit höherzuentwickeln, den Schulterschluss mit den Massen in der systematischen Kleinarbeit zu verstärken. Auch als er zeitweise in der eigenen, revisionistisch entarteten Partei fast alleine da stand, kannte er keine Niederlagenstimmung oder gar Kapitulation. Selbst in faschistischen Verhören war er bereit, den Tod in Kauf zu nehmen, statt den Klassenkampf und seine Genossen an die Faschisten zu verraten. »Je schwieriger die Kampfbedingungen, desto bewusster, zielklarer und treffsicherer arbeitete Willi.«7
Willi Dickhut war ein messerscharfer Polemiker und setzte sich immer sehr konkret mit den jeweiligen Aussagen seiner Gegner auseinander, um sie dann restlos zu zerpflücken. Sein scharfer Witz und trockener Humor ging mit tiefem Einfühlungsvermögen und menschlicher Wärme einher. Willi Dickhut gab sich nie mit Mittelmäßigkeit zufrieden. Sein Motto war: Das Beste ist für die Arbeiter gerade gut genug! »Zuwider waren ihm Lässigkeit, Oberflächlichkeit oder Trott in der Arbeit«. Willi Dickhut war aber auch »… alles andere als ein Asket … und schon gar kein Kind von Traurigkeit.«8
Willi Dickhut bewies: Eine proletarische Denkweise und ein marxistischer Arbeitsstil sind kein Hexenwerk, sondern das kann sich jeder zu eigen machen. Einem jungen Rebellen schrieb er als Anleitung: »Um zu den Stärksten zu gehören, muss man eine unerschütterliche Überzeugung haben und einen eisernen Willen zum Handeln.« 8
Daraus, ebenso wie aus der Verbundenheit mit den Massen und dem Vertrauen in sie, seiner Systematik und Disziplin speiste sich seine ungebrochene Siegeszuversicht, sein Einfallsreichtum, seine Zielklarheit – kurz sein »proletarischer Ehrgeiz, sich sein Leben lang mit aller Kraft, mit seinem ganzen Wissen und Können für die Arbeiterklasse einzusetzen, solange das möglich ist.« 9
Quellen & Links
7 Stefan Engel, Rede zum Tod von Willi Dickhut, 31. Mai 1992, S. 11
8 ebenda, S. 28
9 ebenda, S. 28
Erika Steffens, eine frühere Arbeitskollegin:
„Er konnte sehr gut arbeiten und hat in der Firma zum Wohle der Arbeiter viel erneuert. Mir hat er zum Beispiel geholfen, daß ich in der Bezahlung mit den Männern gleichgestellt wurde … In den vierzig Jahren, die ich in der Fabrik arbeitete, fand ich keinen Zweiten, mit dem man so gut arbeiten konnte, der so kollegial war wie Willi Dickhut.“1
Leiter des Solinger Stadtarchivs, Ralf Rogge2:
„Wirklich herausragend sind die Aktivitäten von Willi Dickhut in der ersten Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und zu Beginn der Besatzung der siegreichen Alliierten. Für die KPD ist er die führende Persönlichkeit, die sich direkt nach dem Ende der Kriegshandlungen in Solingen im April 1945 um einen umfassenden antifaschistischen Neuanfang in allen Bereichen der Gesellschaft und Politik engagiert bemühte.“ Zu seinen im Hitlerfaschismus unter Lebensgefahr illegal vertriebenen Rundbriefen, später herausgegeben in dem Buch »Proletarischer Widerstand gegen Faschismus und Krieg“, schreibt Ralf Rogge: »In dieser Zeit sind auch seine mehr als bemerkenswerten Dokumente zur Einschätzung der politischen Lage entstanden ... sie zeigen, mit welchem Engagement und politischen Willen sich Willi Dickhut bemühte, für sich und seine Genossen ein möglichst wirklichkeitsnahes Bild der Kriegslage in den Zeiten der gleichgeschalteten Presse zu zeichnen, um daraus die Chancen für politisches Handeln abzuleiten. Insgesamt, und vor allem auf lokaler Ebene, eine einmalige Quelle. Wir können uns glücklich schätzen, sie zu unseren Archivbeständen zählen zu dürfen.“
Boris Gunko, einer der Gründer der marxistisch-leninistischen Plattform Russlands, und Pawel Bylewski schrieben in der Broschüre »Немецкий девник“ (Deutsches Tagebuch):
„Die MLPD hatte das Glück, dass bei ihren Anfängen und bis zum Ende seines Lebens einer der bedeutendsten Theoretiker unserer Zeit, Willi Dickhut (1904–1992) stand. ... Es war so wie zur Zeit Lenins notwendig, eine Partei neuen Typs zu gründen, die völlig frei von der Überlagerung durch den Opportunismus und fähig zur Weiterentwicklung des Marxismus unter den gegenwärtigen Bedingungen war. ...
Die für die Praxis wichtigsten Fragen der Theorie wurden im seit 1970 herausgegebenen theoretischen Organ des KABD (...) ,Revolutionärer Weg‘ geklärt. In Übereinstimmung mit der Theorie, die sich gründete auf das Studium des Lebens, entwickelte sich die praktische Arbeit der Partei.“ (Moskau 2000, S. 34/35)
Khan Rano von der Kommunistischen Partei Bangladesch schrieb in einem Brief am 8. Januar 2021:
„Die Reihe Revolutionärer Weg der MLPD ist für die ganze revolutionäre Weltbewegung bedeutend. Das, was hier ausgearbeitet wurde, ist auf keinen Fall nur für Deutschland wichtig. Die Bücher sollten überall auf der Welt studiert werden. Sehr bedeutsam ist dabei die Frage der angewandten dialektischen Methode. Ich kann diese Bücher nur jedem empfehlen. Von besonderer heutiger Bedeutung sind die Bücher von Stefan Engel – von der Lehre von der Denkweise, über die ,Götterdämmerung ...‘ bis zu dem Buch ,Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution‘.“
Es gab nur wenige Mitglieder der DKP, die sich später für ihre Diffamierungen von Willi Dickhut entschuldigten. Einer von ihnen war der Marburger Professor Georg Fülberth. Er schreibt am Schluss eines Nachrufs für Willi Dickhut:
„Über alle politischen Gegensätze hinweg bleibt das Bild eines tapferen und ungebrochenen Mannes, eines herausragenden Vertreters einer viel geprüften Generation von Kommunistinnen und Kommunisten.“ 3
Ein Redner aus Wuppertal beim Seminar zum 10. Todestag von Willi Dickhut:
„Es war wohl in den späten 1970er-Jahren. Ich war in Düsseldorf auf einer Demonstration … Willi Dickhuts Ausstrahlung hat mich stark beeindruckt. Was er sagte – und mehr noch: wie er es sagte, war durch und durch authentisch. Hier sprach ein Arbeiter, der genau wusste, wovon er redete. Kein Wort geriet zum Schlagwort. Seine Rede unterschied sich wohltuend vom Parteichinesisch, von Nachgeplapper und Wichtigtuerei, die damals so häufig waren. Wenn er ,Imperialismus‘ sagte, dann hörte man – wieder – hin: Es stand seine ganze Lebenserfahrung dahinter; Theorie, die er sich zu eigen gemacht hatte. So wirkte Willi Dickhut auf mich, klar und verständlich, ruhig und kämpferisch zugleich.“
Quellen & Links
1 zitiert aus Rote-Fahne-Sondernummer zum Tod von Willi Dickhut, Mai 1992
2 Stadtarchiv Solingen 20. Mai 2015, Ralf Rogge, Willi Dickhut – Anmerkungen zu seiner Bedeutung für Solingens Stadtgeschichte – erstellt i. A. einer Bezirksvertretung in Solingen zum Bürgerantrag für eine Willi-Dickhut-Straße.
3 Nachruf vom 18. Mai 1992, verfasst für die Zeitung „Unsere Zeit“ und die „Sozialistische Zeitung“
1 Drei Programme – drei Dokumente des Revisionismus und Opportunismus
2 Der Weg zum Sozialismus
3 Antiautoritarismus und Arbeiterbewegung
4, 5 Parteiaufbau und der Kampf um die proletarische Linie
6 Die dialektische Methode in der Arbeiterbewegung
7 Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion, I. Teil, Die Klasse der neuen Bourgeoisie
8 Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion, II. Teil, Die neue kapitalistische Wirtschaft
9 Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion, III. Teil, Der Sozialimperialismus
10 Einige Grundfragen des Parteiaufbaus
11, 12 Gewerkschaften und Klassenkampf
13, 14 Wirtschaftsentwicklung und Klassenkampf
15 Kampf dem Liquidatorentum
16 Der staatsmonopolistische Kapitalismus in der BRD, I. Teil, Die Entwicklung des Kapitalismus der freien Konkurrenz zum
staatsmonopolistischen Kapitalismus
17 Der staatsmonopolistische Kapitalismus in der BRD, II. Teil, Die wirtschaftliche Macht im staatsmonopolistischen
Kapitalismus
18 Der staatsmonopolistische Kapitalismus in der BRD, III. Teil, Die politische und militärische Macht im
staatsmonopolistischen Kapitalismus
19 Der staatsmonopolistische Kapitalismus in der BRD, IV. Teil, Staatsmonopolistischer Kapitalismus, Sozialismus und
moderner Revisionismus
20, 21 Strategie und Taktik im Klassenkampf
22 Krieg und Frieden und die sozialistische Revolution
23 Krisen und Klassenkampf
24 Die dialektische Einheit von Theorie und Praxis
25 Der Neokolonialismus und die Veränderungen im nationalen Befreiungskampf
26 Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung
27 Der Klassenkampf und der Kampf um die Befreiung der Frau, I. Teil, Die gesellschaftlichen Grundlagen für die besondere
Ausbeutung und Unterdrückung der Frau im Kapitalismus
28 Der Klassenkampf und der Kampf um die Befreiung der Frau, II. Teil, Proletarische und bürgerliche Frauenbewegung, III. Teil, Der Kampf um die Befreiung der Frau und der Sozialismus
29 Die Neuorganisation der internationalen Produktion, I. Teil, Wesentliche Veränderungen in der politischen Ökonomie
des Imperialismus
30 Die Neuorganisation der internationalen Produktion, II. Teil, Die Neuorganisation der internationalen Produktion
leitet eine neue Stufe in der Entwicklung des Imperialismus ein
31 Die Neuorganisation der internationalen Produktion, III. Teil, Die Neuorganisation der internationalen Produktion
verschärft die Krise des imperialistischen Weltsystems
32 Strategie und Taktik der internationalen sozialistischen Revolution, I. Teil, Proletarische Strategie und der internationale Charakter der
sozialistischen Revolution
33 Strategie und Taktik der internationalen sozialistischen Revolution, II. Teil, Die Strategie und Taktik des internationalen Finanzkapitals
im Klassenkampf gegen das internationale Proletariat und seine Verbündeten
34 Strategie und Taktik der internationalen sozialistischen Revolution, III. Teil, Die marxistisch-leninistische Strategie und Taktik der
internationalen Revolution
35 Der Klassenkampf und der Kampf um die Einheit von Mensch und Natur
36 Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise, I. Teil, Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus
37 Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise, II. Teil, Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus