Anhang

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Sammlung wichtiger Zitate von W. I. Lenin zum Thema »neuimperialistische Länder«

ENTSTEHUNG DES IMPERIALISMUS

Imperialismus erwächst gesetzmäßig aus dem Kapitalismus

Kolonialpolitik und Imperialismus sind keineswegs krankhafte und heilbare Auswüchse des Kapitalismus (wie die Philister, unter ihnen auch Kautsky, meinen), sondern die unvermeidliche Konsequenz der Grundlagen des Kapitalismus. („Imperialismus und Sozialismus in Italien“, 1915, Lenin, Werke Bd. 21, Seite 362;)

Ersetzung der freien Konkurrenz durch Monopole

Der Freihandel und die freie Konkurrenz sind ersetzt durch das Streben nach Monopolen, nach Eroberung von Gebieten für Kapitalanlagen, als Rohstoffquellen usw. Aus einem Befreier der Nationen, der er in der Zeit des Ringens mit dem Feudalismus war, ist der Kapitalismus in der imperialistischen Epoche zum größten Unterdrücker der Nationen geworden. („Sozialismus und Krieg“, geschrieben Juli bis August 1915, Lenin, Werke, Bd. 21, S. 301/302)

Hauptarten der Monopolbildung

Es sind insbesondere vier Hauptarten der Monopole oder Haupterscheinungsformen des Monopolkapitalismus hervorzuheben, die für die in Betracht kommende Epoche charakteristisch sind.

Erstens: Das Monopol ist aus der Konzentration der Produktion auf einer sehr hohen Stufe ihrer Entwicklung erwachsen. Das sind die Monopolverbände der Kapitalisten, die Kartelle, Syndikate und Trusts. (…)Zweitens: Die Monopole haben in verstärktem Maße zur Besitzergreifung der wichtigsten Rohstoffquellen geführt (…).Drittens: Das Monopol ist aus den Banken erwachsen. Diese haben sich aus bescheidenen Vermittlungsunternehmun­gen zum Monopolisten des Finanzkapitals gewandelt. (…) Eine Finanzoligarchie(…) – das ist die krasseste Erscheinungsform dieses Monopols.Viertens: Den zahlreichen „alten“ Motiven der Kolonialpolitik fügte das Finanzkapital noch den Kampf um Rohstoffquellen hinzu, um Kapitalexport, um „Einflußsphären“ … („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 304/305)

Beschleunigte weltweite Verbreitung der kapitalistischen Produktion

Der ökonomische Unterschied zwischen den Kolonien und den europäischen Völkern – wenigstens der Mehrzahl der letzteren – bestand früher darin, dass die Kolonien wohl in den Warenaustausch, aber noch nicht in die kapitalistische Produktion einbezogen wurden. Der Imperialismus hat hier Wandel geschaffen. Imperialismus bedeutet unter anderem auch Kapitalexport. Die kapitalistische Produktion wird in immer beschleunigterem Tempo auch in die Kolonien verpflanzt. („Die Ergebnisse der Diskussion über die Selbstbestimmung“, Geschrieben im Juli 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, Seite 344/345)



DEFINITION DES IMPERIALISMUS

Imperialismus als monopolistischer, parasitärer und sterbender Kapitalismus

Der Imperialismus ist ein besonderes historisches Stadium des Kapitalismus. Diese Besonderheit ist eine dreifache: der Imperialismus ist: 1. monopolistischer Kapitalismus; 2. parasitärer oder faulender Kapitalismus; 3. sterbender Kapitalismus. Die Ablösung der freien Konkurrenz durch das Monopol ist der ökonomische Grundzug, das Wesen des Imperialismus. („Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus“, geschrieben im Oktober 1916, Lenin, Werke, Bd. 23, S. 102)

Definition des Imperialismus und Flexibilität der Begriffe

Würde eine möglichst kurze Definition des Imperialismus verlangt, so müßte man sagen, daß der Imperialismus das monopolistische Stadium des Kapitalismus ist …

Doch sind allzu kurze Definitionen zwar bequem, denn sie fassen das Wichtigste zusammen, aber doch unzulänglich, sobald aus ihnen speziell die wesentlichen Züge der zu definierenden Erscheinung abgeleitet werden sollen. Deshalb muss man – ohne zu vergessen, daß alle Definitionen überhaupt nur bedingte und relative Bedeutung haben, da eine Definition niemals die allseitigen Zusammenhänge einer Erscheinung in ihrer vollen Entfaltung umfassen kann – eine solche Definition des Imperialismus geben, die folgende fünf seiner grundlegenden Merkmale enthalten würde: 1. Konzentration der Produktion und des Kapitals, die eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hat, daß sie Monopole schafft, die im Wirtschaftsleben die entscheidende Rolle spielen; 2. Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf der Basis dieses „Finanzkapitals“; 3. der Kapitalexport, zum Unterschied vom Warenexport, gewinnt besonders wichtige Bedeutung; 4. es bilden sich internationale monopolistische Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich teilen, und 5. die territoriale Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Großmächte ist beendet. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 270/271)



WESENTLICHE MERKMALE DES IMPERIALISMUS

Imperialismus als Herrschaft über das gesamte gesellschaftliche Leben

Ist das Monopol einmal zustande gekommen und schaltet und waltet es mit Milliarden, so durchdringt es mit absoluter Unvermeidlichkeit alle Gebiete des öffentlichen Lebens, ganz unabhängig von der politischen Struktur und beliebigen anderen “Details”. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 241)

Kampf um die Aufteilung der Welt

Unzweifelhaft ist daher die Tatsache, daß der Übergang des Kapitalismus zum Stadium des Monopolkapitalismus, zum Finanzkapital, mit einer Verschärfung des Kampfes um die Aufteilung der Welt verknüpft ist. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 260)

Imperialismus, „Freihandel“ und „Schutzzoll“

Wenn Deutschlands Handel mit den englischen Kolonien sich schneller entwickelt als der Englands, so beweist das lediglich, daß der deutsche Imperialismus frischer, kräftiger, organisierter ist und höher steht als der englische, es beweist aber keineswegs die "Überlegenheit" des freien Handels, denn hier kämpft nicht Freihandel gegen Schutzzollsystem und koloniale Abhängigkeit, sondern Imperialismus gegen Imperialismus, Monopol gegen Monopol, Finanzkapital gegen Finanzkapital. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ S. 295/296)

Besondere Beweglichkeit, Elastizität, nationale wie internationale Verflochtenheit des Finanzkapitals

Zum typischen „Herrscher“ der Welt wurde nunmehr das Finanzkapital, das besonders beweglich und elastisch, national wie international besonders verflochten ist, das besonders unpersönlich und von der direkten Produktion losgelöst ist, das sich besonders leicht konzentriert und bereits besonders stark konzentriert hat, so daß buchstäblich einige Hundert Milliardäre und Millionäre die Geschicke der ganzen Welt in ihren Händen halten. (Vorwort zu N. Bucharins Broschüre „Weltwirtschaft und Imperialismus“, zuerst veröffentlicht am 21. Januar 1927, Lenin, Werke, Bd. 22, Seite 103)

Imperialismus ist parasitärer Kapitalismus

Der Rentnerstaat ist der Staat des parasitären, verfaulenden Kapitalismus, und dieser Umstand muss sich unbedingt in allen sozialpolitischen Verhältnissen der betreffenden Länder im allgemeinen wie auch in den zwei Hauptströmungen der Arbeiterbewegung im besonderen widerspiegeln. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 283)

Wucherimperialismus

Frankreich hat sein exportiertes Kapital hauptsächlich in Europa und vor allem in Russland (nicht weniger als 10 Milliarden Francs) investiert; dabei handelt es sich vorwiegend um Leihkapital, um Staatsanleihen und nicht um Kapital, das in Industriebetrieben angelegt ist. Zum Unterschied vom englischen Kolonialimperialismus könnte man den französischen einen Wucherimperialismus nennen. („Resolutionsentwurf der Zimmerwalder Linken“, Geschrieben vor dem 20. August (2. September) 1915, Lenin, Werke, Bd. 21, Seite 350/351)

Kapitalexport von überakkumuliertem Kapital

Die Notwendigkeit der Kapitalausfuhr wird dadurch geschaffen, daß in einigen Ländern der Kapitalismus "überreif" geworden ist und dem Kapital (unter der Voraussetzung der Unentwickeltheit der Landwirtschaft und der Armut der Massen) ein Spielraum für "rentable" Betätigung fehlt. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ S. 245)

Kapitalexport zur Steigerung der Profite

Solange der Kapitalismus Kapitalismus bleibt, wird der Kapitalüberschuss nicht zur Hebung der Lebenshaltung der Massen in dem betreffenden Lande verwendet – denn das würde eine Verminderung der Profite der Kapitalisten bedeuten –, sondern zur Steigerung der Profite durch Kapitalexport ins Ausland, in rückständige Länder. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 245)

Kapitalexport in Form von Finanzanlagen

Die imperialistischen Interessen lassen sich, wie allgemein bekannt, nicht nur durch territoriale Erwerbungen wahrmachen, sondern auch durch finanzielle. Die schweizerische Bourgeoisie exportiert – das darf nicht übersehen werden – mindestens 3 Milliarden frs. Kapital, beutet also zurückgebliebene Völker imperialistisch aus. Das ist Tatsache. Tatsache ist auch, daß das schweizerische Bankkapital in innigster Verbindung und Verflechtung mit dem Bankkapital der Großmächte steht …. („Der Schutz der Neutralität“, geschrieben im Januar 1917, Lenin, Werke, Bd. 23, S. 272)

Ausdehnung der kapitalistischen Entwicklung durch Kapitalexport

Der Kapitalexport beeinflusst in den Ländern, in die er sich ergießt, die kapitalistische Entwicklung, die er außerordentlich beschleunigt. Wenn daher dieser Export bis zu einem gewissen Grade die Entwicklung in den exportierenden Ländern zu hemmen geeignet ist, so kann dies nur um den Preis einer Ausdehnung und Vertiefung der weiteren Entwicklung des Kapitalismus in der ganzen Welt geschehen. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 247)

Machtverschiebung durch ungleichmäßige Entwicklung

Die Kapitalisten teilen die Welt nicht etwa aus besonderer Bosheit unter sich auf, sondern weil die erreichte Stufe der Konzentration sie zwingt, diesen Weg zu beschreiten, um Profite zu erzielen; dabei wird die Teilung „nach dem Kapital“, „nach der Macht“ vorgenommen – eine andere Methode der Teilung kann es im System der Warenproduktion und des Kapitalismus nicht geben. Die Macht aber wechselt mit der ökonomischen und politischen Entwicklung; („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 257)

Entstehung neuer imperialistischer Länder

Am schnellsten wächst der Kapitalismus in den Kolonien und den überseeischen Ländern. Unter diesen Ländern entstehen neue imperialistische Mächte (Japan). („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 279)

Alle zivilisierten Länder werden imperialistisch

Nicht die Schweiz „mutet“ dies dem Proletariat „zu“, sondern der Kapitalismus, der in allen zivilisierten Ländern, auch in der Schweiz, zum imperialistischen Kapitalismus geworden ist. („Zwölf Thesen über I. Gräulichs Verteidigung der Landesverteidigung“, Januar 1917, Lenin, Werke, Bd. 23, Seite 265/266)

Gesetz der ungleichmäßigen Entwicklung

Die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung ist ein unbedingtes Gesetz des Kapitalismus. („Über die Losung der vereinigten Staaten von Europa“, Lenin, Werke Bd. 21, Seite 345)

Imperialismus führt zu Krise und Krieg

Unter dem Kapitalismus ist ein gleichmäßiges Wachstum in der ökonomischen Entwicklung einzelner Wirtschaften und einzelner Staaten unmöglich. Unter dem Kapitalismus gibt es keine anderen Mittel, das gestörte Gleichgewicht von Zeit zu Zeit wiederherzustellen, als Krisen in der Industrie und Kriege in der Politik. („Über die Losung der Vereinigten Staaten von Europa“, 23. August 1915, Lenin, Werke, Bd. 21, S. 344/345)

Imperialistische Bündnisse

‘Interimperialistische‘ oder ‚ultraimperialistische‘ Bündnisse sind daher in der kapitalistischen Wirklichkeit, und nicht in der banalen Spießerphantasie englischer Pfaffen oder des deutschen ‚Marxisten‘ Kautsky, notwendigerweise nur ‚Atempausen‘ zwischen Kriegen (…)Friedliche Bündnisse bereiten Kriege vor und wachsen ihrerseits aus Kriegen hervor, bedingen sich gegenseitig, erzeugen ein Wechsel der Formen friedlichen und nicht friedlichen Kampfes auf ein und demselben Boden imperialistischer Zusammenhänge und Wechselbeziehungen der Weltwirtschaft und der Weltpolitik. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 301)

Imperialismus als Reaktion auf der ganzen Linie

Der Imperialismus ist die Epoche des Finanzkapitals und der Monopole, die überallhin den Drang nach Herrschaft und nicht nach Freiheit tragen. Reaktion auf der ganzen Linie, gleichviel unter welchem politischen System, äußerste Zuspitzung der Gegensätze auch auf diesem Gebiet – das ist das Ergebnis dieser Tendenzen. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 302)

Illusion der Demokratie im Imperialismus

Der Kapitalismus überhaupt und der Imperialismus insbesondere verwandelt die Demokratie in eine Illusion – und zugleich erzeugt der Kapitalismus demokratische Bestrebungen in den Massen, schafft er demokratische Einrichtungen, verschärft er den Antagonismus zwischen dem die Demokratie negierenden Imperialismus und den zur Demokratie strebenden Massen. („Antwort an P. Kijewsi (J. Pjatakow)“, geschrieben August bis September 1916, Lenin, Werke, Bd. 23, S. 14)



IMPERIALISMUS ALS STERBENDER KAPITALISMUS

Dialektik von Wachstum und Fäulnis

Es wäre ein Fehler, zu glauben, daß diese Fäulnistendenz ein rasches Wachstum des Kapitalismus ausschließt (…)Im großen und ganzen wächst der Kapitalismus bedeutend schneller als früher, aber dieses Wachstum wird nicht nur im allgemeinen immer ungleichmäßiger, sondern die Ungleichmäßigkeit äußert sich auch im besonderen in der Fäulnis der kapitalkräftigsten Länder (England). („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 305/306)

Sterbender, aber noch nicht gestorbener Kapitalismus

Der Imperialismus gestaltet in Wirklichkeit den Kapitalismus nicht von Grund aus um, und er kann es auch nicht. (…) Der Imperialismus ist der im Ableben begriffene, aber noch nicht abgelebte, der sterbende, aber noch nicht gestorbene Kapitalismus. Nicht reine Monopole, sondern Monopole neben dem Austausch, dem Markt, der Konkurrenz, den Krisen – das ist überhaupt die wesentlichste Eigenart des Imperialismus. („Materialien zur Revision des Parteiprogramms“, 1917, Lenin, Werke, Bd. 24, S. 465)



IMPERIALISMUS UND STAATSMONOPOLISTISCHER KAPITALISMUS ALS VORSTUFE DES SOZIALISMUS

Imperialismus als staatsmonopolistischer Kapitalismus

Der monopolkapitalistische Kapitalismus verwandelt sich in staatsmonopolistischen Kapitalismus, eine Reihe von Ländern gehen unter dem Druck der Verhältnisse zur öffentlichen Regulierung der Produktion und der Verteilung über, einige von ihnen führen die allgemeine Arbeitspflicht ein. Vor dem Kriege gab es das Monopol der Trusts und Syndikate, während des Krieges das Staatsmonopol. (Lenin, „Rede zur Resolution über die gegenwärtige Lage“, Werke, Bd. 24, S. 298)

Bedeutung der Staatsfrage

Die Frage des Staates gewinnt gegenwärtig besondere Bedeutung sowohl in theoretischer als auch in praktisch-politischer Hinsicht. Der imperialistische Krieg hat den Prozess der Umwandlung des monopolistischen Kapitalismus in staatsmonopolistischen Kapitalismus außerordentlich beschleunigt und verschärft. Die ungeheuerliche Knechtung der werktätigen Massen durch den Staat, der immer inniger mit den allmächtigen Kapitalistenverbänden verschmilzt, wird immer ungeheuerlicher. Die fortgeschrittenen Länder verwandeln sich – wir sprechen von ihrem ‚Hinterland‘– in Militärzuchthäuser für die Arbeiter. (Lenin, Vorwort zur 1. Aufl. von „Staat und Revolution“, 1917, Werke, Bd. 25, Seite 395)

Vergesellschaftung der Produktion

In seinem imperialistischen Stadium führt der Kapitalismus bis dicht an die allseitige Vergesellschaftung der Produktion heran, er zieht die Kapitalisten gewissermaßen ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen in eine Art neue Gesellschaftsordnung hinein, die den Übergang von der völlig freien Konkurrenz zur vollständigen Vergesellschaftung bildet. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 209/210)

Imperialismus als unmittelbare Vorstufe des Sozialismus

Der imperialistische Krieg ist der Vorabend der sozialistischen Revolution (…), weil der staatsmonopolistische Kapitalismus die vollständige materielle Vorbereitung des Sozialismus, seine unmittelbare Vorstufe ist, denn auf der historischen Stufenleiter gibt es zwischen dieser Stufe und derjenigen, die Sozialismus heißt, keinerlei Zwischenstufen mehr. („Die drohende Katastrophe und wie man sie bekämpfen soll“, September 1917, veröffentlicht Oktober 1917, Lenin, Werke, Bd. 25, S. 369 und 370)

Materielle Vorbereitung des Sozialismus

Doch der Mechanismus der gesellschaftlichen Wirtschaftsführung ist hier bereits fertig vorhanden. Man stürze die Kapitalisten, man breche mit der eisernen Faust der bewaffneten Arbeiter den Widerstand dieser Ausbeuter, man zerschlage die bürokratische Maschinerie des modernen Staates - und wir haben einen von dem "Schmarotzer" befreiten technisch hochentwickelten Mechanismus vor uns, den die vereinigten Arbeiter sehr wohl selbst in Gang bringen können, ... („Staat und Revolution“, September 1917, Lenin, Werke, Band 25, S. 439)

IMPERIALISMUS UND OPPORTUNISMUS

Materielle Grundlage des Opportunismus

Der Imperialismus (…) schafft die ökonomische Möglichkeit zur Bestechung der Oberschicht des Proletariats und nährt, formt und festigt dadurch den Opportunismus. Nur darf man die dem Imperialismus im allgemeinen und dem Opportunismus im besonderen entgegenwirkenden Kräfte nicht vergessen, die der sozialliberale Hobson natürlich nicht sieht. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 286)

Identität von Opportunismus und Sozialchauvinismus

Kautsky trennt die Politik des Imperialismus von seiner Ökonomik, trennt den Monopolismus in der Politik von dem Monopolismus in der Ökonomik, um seinem platten bürgerlichen Reformismus wie „Abrüstung“, „Ultraimperialismus“ und ähnlichem Unsinn den Weg zu ebnen. Sinn und Zweck dieser theoretischen Fälschung läuft einzig und allein darauf hinaus, die tiefsten Widersprüche des Imperialismus zu vertuschen und auf diese Weise die Theorie der „Einheit“ mit den Apologeten des Imperialismus, den offenen Sozialchauvinisten und Opportunisten, zu rechtfertigen. („Der Imperialismus und die Spaltung des Sozialismus“, geschrieben im Oktober 1916, Lenin, Werke, Bd. 23, S. 104)

Sozialchauvinismus als vollendeter Opportunismus

Diese Strömung (…) - Sozialismus in Worten, Chauvinismus in der Tat – ist gekennzeichnet durch die niederträchtige, lakaienhafte Anpassung der „Führer des Sozialismus“ an die Interessen nicht nur „ihrer“ nationalen Bourgeoisie, sondern namentlich auch „ihres“ Staates. („Staat und Revolution“, September 1917, Lenin, Werke, Band 25, S. 395)

Unverzichtbarer Kampf gegen den Opportunismus

Am gefährlichsten sind in dieser Hinsicht Leute, die nicht verstehen wollen, daß der Kampf gegen den Imperialismus eine hohle, verlogene Phrase ist, wenn er nicht unlöslich verknüpft ist mit dem Kampf gegen den Opportunismus. („Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, Frühjahr 1916, Lenin, Werke, Bd. 22, S. 307)



IMPERIALISMUS UND AUFGABEN DER SOZIALISTEN

Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts

Der Imperialismus ist die Epoche der fortschreitenden Unterdrückung der Nationen der Welt durch eine Handvoll „Groß“mächte, und darum ist der Kampf für die internationale sozialistische Revolution gegen den Imperialismus unmöglich ohne Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Nationen. „Ein Volk, das andere unterdrückt, kann sich nicht selbst emanzipieren.“ (Marx und Engels.) Ein Proletariat, das sich auch nur mit dem kleinsten Gewaltakt „seiner“ Nation gegen andere Nationen abfindet, kann nicht sozialistisch sein. („Sozialismus und Krieg“, geschrieben Juli bis August 1915, Lenin, Werke, Bd. 21, S. 318)

Prinzipielle Ablehnung jedes Chauvinismus

Der Angelpunkt, um den sich die Frage der Selbstbestimmung der Nationen in unserer Epoche dreht, ist daher das Verhalten der Sozialisten der unterdrückenden Nationen. Ein Sozialist, der einer unterdrückenden Nation (England, Frankreich, Deutschland, Japan, Rußland, Vereinigte Staaten u.a.) angehört und das Recht der unterdrückten Nationen auf Selbstbestimmung (d.h. auf freie Lostrennung) nicht anerkennt und nicht vertritt, ist in Wirklichkeit kein Sozialist, sondern ein Chauvinist. („Die Frage des Friedens“, geschrieben Juli bis August 1915, Lenin, Werke, Bd. 21, S. 292)

Bedeutung des Kampfes um Freiheit und Demokratie

Ohne politische Freiheit ist weder eine volle Entwicklung der Produktivkräfte in der modernen bürgerlichen Gesellschaft noch ein umfassender, offener und freier Klassenkampf, noch eine politische Aufklärung, Erziehung und Zusammenschweißung der Massen des Proletariats denkbar. Deshalb stellt sich das klassenbewusste Proletariat stets die Aufgabe, einen entschiedenen Kampf für die volle politische Freiheit, für die demokratische Revolution zu führen. („Die demokratischen Aufgaben des revolutionären Proletariats“, 17. (04.) Juni 1905, Lenin, Werke Bd. 8, Seite 513)

Befreiung der Massen von Illusionen

Natürlich ist der Kampf für den Sturz des Imperialismus schwierig, doch die Massen müssen die Wahrheit über den schwierigen, aber notwendigen Kampf kennen. Die Massen dürfen nicht durch die Hoffnung auf einen Frieden ohne Beseitigung des Imperialismus eingelullt werden. („An die Internationale Sozialistische Kommission“, September 1915, Lenin, Werke, Bd. 21, S. 380)

Proletarischer Internationalismus (I)

Der kleinbürgerliche Nationalismus behauptet, die alleinige Anerkennung der Gleichberechtigung der Nationen sei bereits Internationalismus, und lässt (ganz abgesehen davon, dass eine solche Anerkennung nur ein Lippenbekenntnis ist) den nationalen Egoismus unangetastet, während der proletarische Internationalismus verlangt: erstens, dass die Interessen des proletarischen Kampfes in jedem einzelnen Lande den Interessen des proletarischen Kampfes im Weltmaßstab untergeordnet werden; zweitens, dass die Nation, die den Sieg über die Bourgeoisie erringt, fähig und bereit ist, die größten nationalen Opfer für den Sturz des internationalen Kapitals zu bringen. („Entwurf der Thesen zur nationalen und kolonialen Frage“, veröffentlicht im Juni 1920, Lenin, Werke, Bd. 31, Seite 136/137)

Proletarischer Internationalismus (II)

Internationalismus bedeutet Bruch mit den eigenen Sozialchauvinisten (d. h. den Vaterlandsverteidigern) und mit der eigenen imperialistischen Regierung, bedeutet revolutionären Kampf gegen diese Regierung, bedeutet ihren Sturz, bedeutet die Bereitschaft, größte nationale Opfer (selbst einen Brester Frieden) auf sich zu nehmen, wenn das der Entwicklung der internationalen Arbeiterrevolution dienlich ist. („Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky“, Oktober 1918, Lenin, Werke, Bd. 28, S. 101)