1. Nationales Vorbereitungstreffen

1. Nationales Vorbereitungstreffen

Der Countdown zur Weltfrauenkonferenz läuft

Das 1. Nationale Vorbereitungstreffen zur 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen hat am Sonntag, 23. Januar, erfolgreich in Gelsenkirchen stattgefunden.

Der Countdown zur Weltfrauenkonferenz läuft
Bild vom Abschlussplenum der 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, die 2016 - also noch vor Corona - in Nepal stattfand (rf-foto)

Eigentlich war ein bundesweites Vorbereitungstreffen in Präsenz geplant, was Corona zur Zeit aber nicht zulässt. Und getreu dem Motto „Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, bauen wir etwas schönes Neues“, wurde mit der Übertragung des Treffens per Livestream, die ein echtes Highlight darstellte, ein gelungener Countdown zur Vorbereitung der 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Tunesien geschaffen. Live dabei waren im Saal und an den Bildschirmen über 300 Menschen.

Hier geht es zum Livestream des Vorbereitungstreffens

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Frauenverband Courage und vom Kämpferischen Frauenrat. Die kulturvolle Veranstaltung mit hochrangigem Publikum, Rednerinnen, Gästen und Grußworten, unter anderem von kurdischen Frauen, von der MLPD, den Afghanischen Frauen von RAWA, ver.di und weiteren, machte ein größeres Publikum an den Bildschirmen zu Hause möglich. Aber die schauten nicht nur zu, sondern schalteten sich per Mail aktiv ein und diskutierten als Expertinnen live mit. Viele Fragen, wie zur Finanzierung; wer überhaupt teilnehmen darf; welche Anforderungen sich die Frauenbewegung stellt; was eigentlich Feminismus ist; was der Jugendverband REBELL sich vornimmt bis hin zum Reiseprogramm von People to People wurden diskutiert. Die offene Diskussion von Kontroversen wie zum Motto, oder zur Gestaltung des Flyers mit einer Frau, die Kopftuch trägt, waren ein wichtiges Lernfeld für die solidarische Streitkultur, die wir in der Vorbereitung der Weltfrauenkonferenz brauchen: Meinungsverschiedenheiten und Widersprüche in der kämpferischen Frauenbewegung sind normal und ihre unaufgeregte Lösung bringt die gemeinsame Sache voran.

Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert hier den Beitrag von Monika Gärtner-Engel, Initiatorin der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, den sie auf dem Treffen im Kultursaal der Horster Mitte in Gelsenkirchen gehalten hat:

„ Liebe Frauen und Mädchen, liebe Unterstützer der Weltfrauenbewegung! Die Zeit ist reif dafür, dass die kämpferische Frauenbewegung sich einen neuen Aufschwung erkämpft, angesichts der brennenden Fragen der Zeit und – zumindest in Deutschland - einer gleichzeitigen Gefahr der Abkapselung von der Masse der Frauen und Mädchen.

Als 1991 der Frauenverband Courage gegründet wurde, 1997 der erste Frauenpolitische Ratschlag stattfand, befand sich die Frauenbewegung in einer prekären Lage. Jahrzehntelang war die Frauenbewegung in Deutschland von der bürgerlichen Frauenbewegung einerseits und einer Spielart des Feminismus andererseits geprägt gewesen, der sich durch den Separatismus und das Sektierertum des reinen Geschlechterkampfes auszeichnete. Die Folge war die weitgehende Isolierung von der großen Masse der Frauen und Mädchen, von der tatsächlichen Einflussnahme auf die wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen und die Zersplitterung und Zerstrittenheit der Frauenbewegung. So aber kann die kämpferische Frauenbewegung ihre vielleicht wichtigste gesamtgesellschaftlich-strategische Aufgabe nicht erfüllen: Gemeinsam mit der Arbeiterbewegung an der Lösung der sozialen Frage zu arbeiten, das heißt: Der Überwindung der Ausbeutung der Lohnarbeit und der Befreiung der Frau. Dafür muss sie inspirierendes und einigendes Bindeglied zwischen den kämpferischen gesellschaftlichen Bewegungen werden.

Die Verwirklichung der Prinzipien von Überparteilichkeit, Demokratie, finanzieller Unabhängigkeit und Internationalismus dagegen brachten enorme Fortschritte. Die kämpferische Frauenbewegung wurde deutlich gestärkt und verband sich international, wie auf den bisher zwei Weltfrauenkonferenzen der Basisfrauen. Die Losung der gleichberechtigten Zusammenarbeit und Zusammensetzung der Bewegung 'von Religion bis Revolution' in Verbindung mit einer demokratischen Streitkultur und weltanschaulicher Offenheit auf antifaschistischer Grundlage erwies sich als Erfolgskonzept.

Das blieb den Herrschenden nicht verborgen. Im Gegensatz zu Kanzler Schröders Diffamierung der Frauenbewegung als 'Frauengedöns' setzen in den letzten Jahrzehnten sämtliche Regierungen verstärkt auf Zugeständnisse an Frauen, wie den Ausbau von Kindertagesstätten oder von finanziellen Verbesserungen oder jetzt der Abschaffung des § 219b. Dies alles garniert mit der Botschaft des Pragmatismus: Besser als gar nichts, oder mehr war nicht drin. Alle diese Zugeständnisse sind auch Kampferfolge, ändern jedoch nichts an der Grundtatsache der doppelten Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen im kapitalistischen System. Das wiederum spüren auch viele Frauen. Um sie von grundsätzlichen Fragen abzuhalten, werden seit einigen Jahren, verstärkt durch die Ampel-Regierung, scheinbar radikale frauenpolitische Strömungen gefördert und aufgewertet. Diese zeichnen sich durch einen frauenfeindlichen Doppelpack aus: Spalterische, die Frauen individualisierende, Konzepte, wie die Queer-Theorie und den Antikommunismus.

Das blieb nicht ohne Wirkung. Wir müssen heute auf höherer Stufe gegen einen 'modernen' Separatismus und das Sektierertum kämpfen. Die große Masse der Frauen ist deutlich mehr mit den verheerenden Folgen von Corona beschäftigt, als mit der Suche nach ihrer sexuellen Identität. Überall, wo auf der Welt derzeit Massenkämpfe, Aufstände oder auch bedeutende Streiks entstehen, gehen sie wesentlich auf eine galoppierende Inflation zurück, die das Leben unbezahlbar macht. Auch in Deutschland erleben wir massive Preissteigerungen, vor allem von Benzin und Heizöl – die auch noch als Beitrag zum Umweltschutz grün lackiert werden. Natürlich ist und bleibt der Kampf gegen sexuelle Unterdrückung fundamentaler Bestandteil der Frauenbewegung. Aber Frauenleben und Frauenkampf ist viel, viel weiter - fragt zunehmend nach grundsätzlichen Perspektiven. Deshalb diskutiert die wirklich überparteiliche Bewegung stets auch – durchaus kontrovers – die Frage nach der gesellschaftlichen Alternative des Sozialismus.

Also, liebe Frauen und Mädchen - raus aus der Selbstbeschäftigung – rein ins pulsierende Leben und in die Zukunftsfragen der Menschheit. Ich freue mich auf die 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen.“