Politik
Was Marx und Engels wirklich vom Antisemitismus hielten
Zum Repertoire der antikommunistischen Diffamierung der MLPD und anderer linker Kräfte gehört seit geraumer Zeit die Behauptung, es gäbe einen „linken Antisemitismus“
Mit dieser Behauptung soll jegliche Kritik an der Unterdrückung der Palästinenser durch die israelische Regierung mundtot gemacht werden. Damit sollen nicht zuletzt Menschen abgeschreckt werden, sich mit der kommunistischen Befreiungsideologie der MLPD zu befassen.
Um diese antikommunistische Wortschöpfung zu untermauern, werden immer wieder auch Aussagen von Karl Marx und Friedrich Engels aus dem Zusammenhang gerissen oder verfälscht, um ihnen selbst eine antisemitische Gesinnung anzudichten.
Bei einer Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung am 4. Juni 2019 mit dem Titel „Karl Marx und Friedrich Engels – ihr ambivalentes Verhältnis zum Judentum“ wandte sich Referent Francois Melis gegen diese Methode. Er legte anhand von Originalzitaten dar, dass es Marx darum gegangen sei, „den kapitalistischen Charakter ... des ‚Judenthums‘ abzuschaffen und nicht die jüdische Identität, ihren Glauben und ihre Kultur zu beseitigen“.¹
Gleichzeitig behauptet er, dass Marx und Engels eine „tiefe Abneigung gegen die jüdische Religion“ gehabt hätten. So habe Engels sich in einer Polemik gegen die österreichische Bourgeoisie „eines stereotypen Bildes des Judentums“ bedient. Immerhin „eine einzige abwertende Aussage zum Judentum“ will Melis bei Engels gefunden haben und verfällt selbst in die Methode aus dem Zusammenhang gerissener Aussagen.
Lassen wir deshalb Friedrich Engels selbst zu Wort kommen über sein und Marx‘ Verhältnis zum Antisemitismus:
„Der Antisemitismus ist also nichts anderes als eine Reaktion mittelalterlicher, untergehender Gesellschaftsschichten gegen die moderne Gesellschaft, die wesentlich aus Kapitalisten und Lohnarbeitern besteht, und dient daher nur reaktionären Zwecken unter scheinbar sozialistischem Deckmantel; er ist eine Abart des feudalen Sozialismus, und damit können wir nichts zu schaffen haben. …
Dazu kommt, dass der Antisemitismus die ganze Sachlage verfälscht. Er kennt nicht einmal die Juden, die er niederschreit. Sonst würde er wissen, dass hier in England und in Amerika Tausende und aber Tausende jüdische Proletarier gibt; und zwar sind diese jüdischen Arbeiter die am schlimmsten ausgebeuteten und die allerelendesten. Wir haben hier in England in den letzten zwölf Monaten drei Streiks jüdischer Arbeiter gehabt, und da sollen wir Antisemitismus treiben als Kampf gegen das Kapital? …
Außerdem verdanken wir den Juden viel zuviel. Von Heine und Börne zu schweigen, war Marx von stockjüdischem Blut; …
Viele unserer besten Leute sind Juden. … Leute, auf deren Freundschaft ich stolz bin, und alles Juden!“²
Das ist wohl eindeutig genug! Nach 130 Jahren noch aktuell und mit klarer Kante geschrieben. Wer links ist, kann nur konsequenter Gegner von Antisemitismus, Faschismus, Antikommunismus und Rassismus sein! Wer für die Sache der Arbeiterklasse gegen kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung einstehen will, der ist – auch unabhängig seiner Religion – genau richtig in der MLPD.