9. November 2020

9. November 2020

„Reichspogromnacht“ jährt sich zum 82. Mal

Am heutigen 9. November jähren sich drei wichtige Daten: Die sogenannte Reichspogromnacht zum 82. Mal; die Ausrufung der Republik und Abdankung des deutschen Kaisers in der Novemberrevolution 1918 in Deutschland; der Fall der Berliner Mauer 1989, erkämpft durch die demokratische Volksbewegung der DDR.

„Reichspogromnacht“ jährt sich zum 82. Mal
Monika Gärtner-Engel an der Synagoge in Gelsenkirchen.

Der Hitler-Faschismus hatte bereits 1933 brutal die Arbeiterbewegung, die revolutionäre KPD, aber auch die Gewerkschaftskollegen oder die Sozialdemokratie verfolgt und Zehntausende in Konzentrationslager verschleppt. Als Todfeind des Sozialismus bereitete Hitler den II. Weltkrieg vor. Am 9. November 1938 hetzten die Hitler-Faschisten ihre Anhänger, die Straßenschläger von der SA, und von ihrer üblen Propaganda verhetzte Personen auf jüdische Geschäfte, Synagogen und Menschen. Infolge der, von Joseph Goebbels geschmacklos als „Reichskristallnacht“ propagierten Pogrome starben in Deutschland mehr als 1300 Menschen, rund 30.000 Jüdinnen und Juden wurden verhaftet oder in Konzentrationslager verschleppt. 1406 Gottes– und Gemeindehäuser wurden zerstört. Mehrere 1000 Geschäfte wurden verwüstet.

Die faschistische Ideologie Hitlers hatte im Antisemitismus eine weitere, wesentliche und zentrale Rechtfertigung. Das Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ von Stefan Engel weist darauf hin, dass dies bis zum „systematischen Völkermord an Millionen europäischer Juden führte. Dabei nutzten die Propagandisten des Hitler-Faschismus die Jahrhunderte lang von den christlichen Kirchen geschürten Vorurteile. Sie heizten den Hass auf die Juden an: Juden seien die 'Klassenfeinde', die angeblich die einfachen Deutschen ausbeuteten und betrogen. Dagegen sollten Kapitalisten, Arbeiter und Angestellte, Kleinbesitzer und Bauern eine 'Volksgemeinschaft' bilden – ganz ohne Klassengegensätze und Klassenkampf. Zugleich sollte der Antisemitismus die Werktätigen von der revolutionären Arbeiterbewegung trennen, die als 'jüdischer Bolschewismus' diffamiert wurde.“¹

Der Tag heute ist also ein Tag der Mahnung und des Kampfes gegen Antikommunismus, Antisemitismus, Faschismus und Rassismus. Dagegen erklärt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Ansprache: „Die Täter waren Menschen, sie waren Deutsche.“ Kein Wort über den faschistischen Charakter der Täter, der ganzen Organisation des Pogroms und der Verantwortung des deutschen Imperialismus. Das Gedenken an die Novemberrevolution, heute vor 102 Jahren, macht sehr deutlich, dass es auch in Deutschland neben der ultrareaktionären oder faschistischen „Tradition“ eine bedeutende revolutionäre Tradition gibt. Revolutionäre Lösungen sind in den aktuellen Krisenzeiten besonders wichtig! Die demokratische Volksbewegung der DDR in ihrem Kampf gegen das bürokratisch-kapitalistische Honecker-Regime zeigte den Drang der Massen nach Demokratie und Freiheit.

MLPD und kämpferische Opposition nutzen deshalb den heutigen Tag, für würdiges und mahnendes Gedenken, um zu protestieren und zur Bewusstseinsbildung. So findet heute z. B. von AUF Gelsenkirchen in Gelsenkirchen eine Demonstration unter Corona-Schutzmaßnahmen mit vielfältigen Stationen zum Gedenken an die Reichspogromnacht statt. In Herne wird es ab 18 Uhr am Robert Brauner Platz eine Kundgebung der Montagsdemo zum selben Thema geben. Es ist sehr kritikwürdig, dass dieses Jahr ein Großteil der Gedenkaktivitäten abgesagt und meist ins Internet verlegt wurde. Es ist skandalös, dass ausgerechnet die rassistische "Pegida"-Bewegung heute in Dresden auf die Straße gehen darf. Auf keinen Fall dürfen Demokraten und Antifaschisten die öffentlichen Räume Corona-Leugnern, Faschisten oder Antisemiten überlassen.

Heute ist ein wichtiger Tag, an dem sich die demokratischen Kräfte der Gesellschaft auch auf der Straße zeigen sollten. Denn sie können unter Beweis stellen, dass man sein Gedenken und den demokratischen Protest auch unter strikter Einhaltung des Corona-Schutzes organisieren kann. "Gib Antikommunismus, Faschismus, Rassismus und Antisemitismus keine Chance!" ist gerade in Corona-Zeiten sehr bedeutend.