Rote Fahne 19/2020

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Gerechte Löhne im Kapitalismus? Die Gerechtigkeit ist ganz auf der Seite des Kapitals

Von allen Parteien in Deutschland tritt neben der MLPD tritt die Linkspartei derzeit für eine Wochenarbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ein. Darum muss auch in gemeinsamer Aktion der Tageskampf organisiert werden. Dabei gibt es jedoch grundlegende Unterschiede ...

Gerechte Löhne im Kapitalismus? Die Gerechtigkeit ist ganz auf der Seite des Kapitals
Foto: wal_172619 / Pixabay / Pixabay-License

Die Linkspartei sieht die Arbeitszeitverkürzung als einen Schritt, dass die „Gestaltung der Arbeitszeit … den Interessen der Beschäftigten gerecht“ wird.1

Friedrich Engels, der Mitstreiter von Karl Marx, polemisierte 1882 gegen damals verbreitete Illusionen einer gerechten Arbeitswelt im Kapitalismus:

„Der Arbeiter gibt dem Kapitalisten die volle Arbeitskraft eines Tages, das heißt, so viel er geben kann, ohne die ununterbrochene Wiederholung des Vorgangs unmöglich zu machen. Im Austausch erhält er gerade so viel und nicht mehr an Existenzmitteln, wie nötig sind, um die Wiederholung desselben Geschäfts jeden Tag zu ermöglichen. Der Arbeiter gibt so viel, und der Kapitalist so wenig, wie es die Natur der Übereinkunft zuläßt. Das ist eine sehr sonderbare Sorte von Gerechtigkeit. … Die Gerechtigkeit der politischen Ökonomie … ist ganz auf der einen Seite – auf der des Kapitals. Begrabt darum den alten Wahlspruch für immer, und ersetzt ihn durch einen anderen: Besitzer der Arbeitsmittel – der Rohstoffe, Fabriken und Maschinen – soll das arbeitende Volk selbst sein.“2

Ausbeutung – nur noch des Prekariats?

Oft wird so getan, als gäbe es heute keine Ausbeutung mehr oder höchstens bei angeblich prekär Beschäftigten. Dabei steigt die Ausbeutung mit wachsender Arbeitsproduktivität.

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„Die Arbeit von ausnahmsweiser Produktivkraft wirkt als potenzierte Arbeit oder schafft in gleichen Zeiträumen höhere Werte als die gesellschaftliche Durchschnittsarbeit derselben Art. Aber unser Kapitalist zahlt nach wie vor nur 5 sh3. für den Tageswert der Arbeitskraft. Der Arbeiter bedarf daher, statt früher 10, jetzt nur noch 71/2 Stunden zur Reproduktion dieses Werts. Seine Mehrarbeit wächst daher um 21/2 Stunden, der von ihm produzierte Mehrwert von 1 auf 3 sh. Der Kapitalist, der die verbesserte Produktionsweise anwendet, eignet sich daher den größren Teil des Arbeitstags für die Mehrarbeit an, als die übrigen Kapitalisten in demselben Geschäft.“ 4 Im Jahr 2019 betrug der Umsatz pro Beschäftigten im deutschen Maschinenbau 215 200 Euro. Der durchschnittliche Lohn eines Facharbeiters in dieser Branche betrug rund 60 000 Euro. Er arbeitet also umgerechnet auf die Stunde 17 Minuten für sich und 43 Minuten für den Kapitalisten. Diese unbezahlte Mehrarbeit als Quelle seines Profits will der Kapitalist möglichst schrankenlos ausdehnen.

Marx schlussfolgert: „Dennoch, so zeigt die ganze Geschichte der modernen Industrie, daß das Kapital, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird, ohne Gnade und Barmherzigkeit darauf aus ist, die ganze Arbeiterklasse in diesen Zustand äußerster Degradation zu stürzen.“5

Arbeitskraft im Sozialismus

Erst im Sozialismus wird die Arbeitskraft keine Ware mehr sein, die der Arbeiter an den Kapitalisten gegen Lohn verkaufen muss. „Das sozialistische Verteilungsprinzip verlangt, dass jeder nach seinen Fähigkeiten an der gesellschaftlichen Produktion teilnimmt, und garantiert, dass er entsprechend seiner Leistung in die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums einbezogen wird und die Gemeinschaft darüber hinaus für Alte, Kranke und Behinderte sorgt.“6