Antikommunismus
Karl Marx ein "Antisemit"? Von wegen!
In "Facebook"- und "Twitter"-Kommentaren, aber auch in antikommunistisch motivierten Versuchen, die MLPD aus fortschrittlichen Bewegungen auszugrenzen, ist die Rede von einem angeblich „linken Antisemitismus“ - also linker Judenfeindlichkeit.
Als „Erfinder“ einer solchen angeblichen Vereinbarkeit von Antisemitismus und linker, fortschrittlicher Weltanschauung muss ausgerechnet Karl Marx herhalten. Mit dem Antisemitismus kannte sich Karl Marx aus. Er wurde 1818 in einer jüdischen Familie im katholisch dominierten Trier geboren. Wegen der herrschenden Diskriminierung der Juden konvertierte sein Vater zum Christentum. Er hätte sonst seinen Anwaltsberuf nicht ausüben dürfen.
Marx vertrat - als ein Kernstück der damals umkämpften bürgerlichen Revolution - die Forderung nach einer „Emanzipation“ der Juden, also die nach deren vollständiger rechtlichen Gleichstellung. Immer wieder wird als „Beweis“ für Marx' angeblichen Antisemitismus eine seiner frühesten Schriften aus dem Jahr 1843: „Zur Judenfrage“ angeführt .¹
Es handelt sich dabei um eine kritische Besprechung von Schriften des idealistischen Junghegelianers Bruno Bauer. Dieser hatte sich ebenfalls zur Judenfrage geäußert – allerdings ihre Emanzipation nicht nur als bürgerliches Recht gefordert, sondern von ihnen die Absage an ihre Religion als Voraussetzung für ihre Befreiung verlangt. Diese sektiererische Position kritisierte Marx grundsätzlich. Darum geht es in der Schrift, die nicht ganz einfach zu verstehen ist.
Marx kritisierte als Materialist die Religion und sah darin eine weltanschauliche Fessel der Menschen. Aber er verdeutlichte zugleich den Unterschied zwischen der politischen und der religiösen Seite der Frage. „Die politische Emanzipation des Juden, des Christen, überhaupt des religiösen Menschen, ist die Emanzipation des Staats vom Judentum, vom Christentum, überhaupt von der Religion. In seiner Form, in der seinem Wesen eigentümlichen Weise, als Staat emanzipiert sich der Staat von der Religion, indem er sich von der Staatsreligion emanzipiert,...“ ²
Dementsprechend forderte er die Trennung von Kirche und Staat. Ganz im Gegensatz zu Bruno Bauer tritt Marx zugleich für die Religionsfreiheit als persönliches Menschenrecht ein: „Der Mensch emanzipiert sich politisch von der Religion, indem er sie aus dem öffentlichen Recht in das Privatrecht verbannt.“³
Für ein Karl-Marx-Denkmal - neben der Lenin-Statue in Gelsenkirchen!
Das Marx-Denkmal soll ein Denkanstoß sein, dass der von Karl Marx und Friedrich Engels geschaffene wissenschaftliche Sozialismus eine lebendige revolutionäre Wissenschaft ist, um die Menschheit aus der Krise des Kapitalismus zu befreien.
Marx spricht in der gleichen Schrift vom „Judentum“ und kritisiert dieses. Auf diesen Begriff stürzen sich alle, die es nicht besser wissen wollen. Denn völlig unzweideutig meint Marx mit dem Begriff des Judentums die Lebensweise, die den Juden gerade aufgrund des herrschenden Antisemitismus aufgezwungen wurde. Sie durften viele Berufe nicht ausüben – und Teile von ihnen wurden Händler oder Geldverleiher auf der Suche nach Aufstiegsmöglichkeiten in der bürgerlichen Gesellschaft. Sie griffen zum „Schacher“, wie Marx schreibt. Den vom Antikommunismus beflügelten Zitatenstechern liegt es allerdings fern, sich mit solchen differenzierten Auffassungen zu befassen.
Die Grundaussagen von Marx entsprechen vollkommen dem Standpunkt der MLPD. Einen „linken Antisemitismus“ gibt es nicht. Der Antisemitismus war als spalterisches Gift immer das Terrain der Rechten und Faschisten, jahrhundertelang von den christlichen Kirchen befeuert. Verbunden mit der Forderung nach der Trennung von Kirche und Staat lehnt die MLPD jede Bevorzugung oder Diskriminierung von Religionsgemeinschaften oder religiöser Menschen ab, ob von Juden, Muslimen oder Christen. Religion muss Privatsache sein.
Davon unbenommen bleibt eine atheistische, weltanschauliche Überzeugungsarbeit im Sinne des dialektischen Materialismus. Das geht einher mit Respekt vor religiösen Gefühlen und Gewohnheiten. Deshalb finden auch religiös gebundene Menschen ihren Platz in den Reihen der MLPD.