Zum 150. Geburtstag Lenins
Wo immer ein Kommunist spricht, muß er an die Massen denken ...
Vor 150 Jahren wurde das russische Zarenreich zum Knotenpunkt aller Widersprüche des Imperialismus. Mehr als irgendein anderes Land ging Russland mit der Revolution schwanger. Hier wurde am 22. April 1870 Wladimir Iljitsch Uljanow – der sich als Revolutionär Lenin nannte – geboren. Hier lagen die Voraussetzungen vor, die von Marx und Engels erarbeitete Lehre des wissenschaftlichen Sozialismus weiterzuentwickeln.
Lenin verstand es in genialer Weise, die revolutionäre Theorie mit der revolutionären Praxis zu verbinden – bis hin zum Höhepunkt der Oktoberrevolution 1917. Weil er zudem mehr als fünf Jahre lang den erstmaligen erfolgreichen Aufbau des Sozialismus leitete, wurde der Marxismus-Leninismus zur weltanschaulichen Grundlage der internationalen kommunistischen Bewegung.
Die MLPD gratuliert einem ihrer Namenspaten zum 150. Geburtstag
Durch den Sieg der Arbeitermacht über die inneren konterrevolutionären Kräfte Russlands, die sich mit den Interventionstruppen mehrerer kapitalistischer Länder verbunden hatten, wurde Lenin zugleich zur Hassfigur der kapitalistischen Welt. Je offensichtlicher heute die krisenhafte Daseinsweise des Imperialismus zutage tritt, umso lauter und wüster werden ihre Verleumdungen und Beschimpfungen. Die Antikommunisten bezeichnen ihn als „Massenmörder“ und „Terrorist“, weil er weder davor zurückschreckte, die Revolution zu machen, noch davor, sie zu verteidigen. Sie schlagen vordergründig die Person, zielen aber auf die Massen: Deren Recht auf Revolution soll damit getroffen werden!
Rote Fahne 09/2020
Dieser Artikel erschien in der Roten Fahne 09/2020
48 Seiten
ab 2 €
Für Niveau und Methode der antikommunistischen Gräuelmärchen steht eine von Professor Jörg Baberowski frei erfundene Begebenheit: Anfang März 1919 hielt sich Lenin in Petrograd (Petersburg) auf. Seine Aktivitäten in diesen Tagen sind bekannt. Im Gegensatz dazu behauptet Baberowski, Lenin habe sich zu einer Streikversammlung in die Putilow-Werke begeben: „Es war das erste Mal, daß Lenin mit Arbeitern sprach, die er sonst nur aus Büchern kannte. Lenins Rede ging im Protestgeschrei unter. Am Ende entsandten die Bolschewiki Panzerwagen und bewaffnete Tscheka-Einheiten in die Arbeiterbezirke. 200 Streikführer wurden ohne Verfahren erschossen.“¹
Wohl sprach Lenin auf verschiedenen Versammlungen, worüber umgehend in der Presse berichtet wurde², von einem Putilow-Streik im März 1919 ist jedoch nichts bekannt … Eine besondere Blüte ist die Behauptung, Lenin habe 17 Monate nach der Revolution das erste Mal mit Arbeitern gesprochen. Die deutsche Kommunistin Clara Zetkin zitierte ihn dazu: „Ich weiß nur, daß ich, als ich ‚unter die Redner ging‘, stets an Arbeiter und Bauern als meine Zuhörerschaft dachte. Ich wollte von ihnen verstanden werden. Wo immer ein Kommunist spricht, muß er an die Massen denken, muß er für sie sprechen.“³