Arbeiter besonders betroffen
Corona-Pandemie, Arbeitshetze und Entlassungen
Als Mitte letzter Woche Bosch AS in Schwäbisch Gmünd weitere Abbaupläne bekanntgab, reagierten die Kolleginnen und Kollegen sofort. Für kommenden Montag haben sie einen riesigen Autokorso dagegen angekündigt (1).
Es ist nur zu berechtigt, dass die Boschler sich trotz aller notwendigen Schutzmaßnahmen von der Virus-Pandemie und der Krise im Gesundheitswesen nicht von ihrem Protest abhalten lassen. Bosch hatte 2017 der Belegschaft einen „Standortvertrag“ abgetrotzt, der den Abbau von 760 Arbeitsplätzen vorsieht.
Im Oktober forderte die Geschäftsleitung, den Abbau von weiteren 1.000 Arbeitsplätzen bis Jahresende „zu regeln“, und diese Woche wurde bekannt, dass nochmal 1.100 Arbeitsplätze bis 2026 gestrichen werden sollen. Das bedeutet eine Reduzierung der Arbeitsplätze bei Bosch in Schwäbisch Gmünd um mehr als die Hälfte in den neun Jahren seit 2017 - auf dann 2.500 Arbeitsplätze.
Trotz immer neuer Arbeitsplatzvernichtungspläne und Werksschließungen in der Automobilindustrie - so bei MAN (mehr dazu) oder SITECH Hannover (mehr dazu) - beherrschen natürlich auch die Sorgen vor der Pandemie, die Organisierung des Lebens in dieser Notstandssituation und der Protest gegen die Kaltschnäuzigkeit der Konzerne die Diskussionen in den Betrieben.
Massive Kritik an Opel-Geschäftsleitung
So berichten Kolleginnen und Kollegen vom Opel-Zentrallager in Bochum: "Spätestens seit Mitte der Woche ist die Corona-Pandemie das beherrschende Thema unter den Kollegen: am Donnerstag musste die Geschäftsleitung offiziell bekannt geben, dass ein erster Kollege positiv auf das neuartige Coronavirus getestet wurde und erkrankt ist.
Nicht einmal eine Handvoll Kollegen seines unmittelbaren Umfelds wurden durch das Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt. Und das in einem Betrieb mit fast 1.000 Beschäftigen aus dem gesamten mittleren Ruhrgebiet, die zum Teil auf engem Raum zusammenarbeiten! In der Belegschaft entfaltet sich seitdem eine massive Kritik an der Geschäftsleitung, die offensichtlich aus reinem Profitinteresse an der Aufrechterhaltung des Lagerbetriebs festhält. Bereits am Donnerstag Abend kam die Arbeit dadurch zeitweise zum Stillstand." (mehr dazu)
Corona-Pandemie offenbart Krisenchaos
Der Ausbruch der Corona-Pandemie bringt die Krisenhaftigkeit des imperialistischen Weltsystems konzentriert zum Ausdruck und durchdringt sich mit den bereits bestehenden Krisen. Es zeigt das Chaos der Konkurrenz, die Anfälligkeit und Labilität des faulenden kapitalistischen Systems wie in einem Brennglas.
Umso bedeutender ist es, dass die Arbeiter auch in dieser Frage beginnen, über Ländergrenzen zusammenzuarbeiten. So schickte ein befreundeter Gewerkschafter aus Italien wichtige Hinweise zum Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus an Rote Fahne News (mehr dazu).
In China stehen vielerorts die Bänder
Mit dem Produktionsstop in Teilen von Chinas Wirtschaft wurde die internationalisierte Produktion empfindlich getroffen. Die Lieferung von Fertigungsteilen war erheblich eingeschränkt und läuft jetzt erst allmählich wieder an: „Die Auswirkungen waren dementsprechend fatal. Und das nicht nur in China, wo die Bänder vielerorts stillstehen. Hersteller wie Renault-Samsung, General Motors sowie SsangYong, aber auch Hyundai und Kia haben ihre Produktion in Korea längst aussetzen müssen, weil dringend benötigte Bauteile aus China nicht geliefert wurden.“2
Nun kommt seit diesem Wochenende ein Produktionsstop in Teilen der norditalienischen Wirtschaft hinzu. All das trägt zur sprunghaften Vertiefung der bereits bestehenden Weltwirtschafts- und Finanzkrise bei.
Schutzmaßnahmen auch für die Arbeiterinnen und Arbeiter
Um die Folgen der sich verschärfenden Wechselwirkung der verschiedenen Krisen mit der Corona-Pandemie abzudämpfen, hat die Bundesregierung ein milliardenschweres Subventions- und Umverteilungsprogramm zu Gunsten der internationalen Monopole aufgelegt (mehr dazu). Notwendig ist aber ein Schutzprogramm für die breiten Massen und die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Betrieben:
- Auch in den Betrieben sind umfassende Schutzmaßnahmen überfällig – allein die Aufforderung, vermehrt die Hände zu waschen, wird der Situation nicht gerecht!
- Die Konzerne müssen selbst für die Lohnausfälle durch Kurzarbeit, Urlaub und für die Freistellung betroffener Eltern aufkommen!
- Vor allem müssen Ursachenforschung, Schaffung flächendeckender Voraussetzungen für eine gründliche und schnelle Diagnose sowie die Entwicklung einer wirksamen Therapie vorangetrieben werden!
- Das ist von dringlichster Bedeutung, weil damit gezielt einer exponentiellen Ausbreitung des Virus entgegen gewirkt werden kann. In einer Diskussion im Betrieb machte ein Kollege den Vorschlag, einen Schnelltest zu entwickeln und Medizinstudenten sowie ähnliche Berufsgruppen in Ausbildung in seine massenhafte Anwendung und Auswertung einzubeziehen, um schnell ein klares Bild der Verbreitung zu erhalten: „Die Studenten haben sicher schon nach kurzer Studienzeit entsprechende Kenntnisse vermittelt bekommen, um diese Aufgabe sinnvoll zu erfüllen.“
Ein Vorschlag, der in tiefem Vertrauen in die Massen in einer sozialistischen Gesellschaft auf freiwilliger Basis verwirklicht werden könnte und der Profitausrichtung des heutigen Gesundheitswesens diametral entgegensteht.