Nordost-Syrien

Nordost-Syrien

Wut, Trauer, Empörung und viel Entschlossenheit gegen den türkischen Überfall

Rund um den Globus und natürlich in Nordost-Syrien betrauern die Menschen die ersten Opfer des völkerrechtswidrigen und faschistischen Angriffs der Türkei. Und es wachsen Widerstand und Entschlossenheit. Die revolutionäre Weltorganisation ICOR ruft ebenso wie die kurdische Bewegung den Tag X aus und mobilisiert überall zu Protesten und Demonstrationen. In Deutschland stehen dafür die MLPD und das Internationalistische Bündnis: Um 18 Uhr finden in vielen Städten Aktionen des Protests statt.

Von Jörg Weidemann
Wut, Trauer, Empörung und viel Entschlossenheit gegen den türkischen Überfall
Protest der Menschen gegen die Invasion an der türkisch-syrischen Grenze (Foto: ANF)

Gestern Nachmittag versuchte das türkische Militär auch mit Bodentruppen in Nordost-Syrien (Rojava) einzudringen und zerstörte Grenzmauern an verschiedenen Orten. Vorher bombardierten die Aggressoren bereits kurdische Städte mit Geschützen und Flugzeugen.

Angriffe gehen weiter

In der Nacht und heute Morgen gingen die Angriffe weiter. Gefechte wurden aus Miçê im Osten von Serêkaniyê gemeldet. Inzwischen ist die Grenzmauer an drei Stellen geöffnet. Heute Nacht gingen Luftangriffe der türkischen Armee auf das Stadtzentrum von Girê Spî pausenlos weiter. Die Bombardierungen richten sich gezielt gegen die Zivilbevölkerung. In Girê Spî wurden vier Panzer der Türkei vernichtet.

Erdogans Überfall stärkt den faschistischen IS, dessen Schläferzellen gestern bereits in syrischen Stadt Raqqa Attacken durchführten. Die SDF-Kräfte erklärten, im Moment alle Aktionen gegen den nach wie vor aktiven IS einstellen zu müssen, um sich dem türkischen Angriff in den Weg zu stellen. (Hier geht es zu einer laufend aktualisierten Karte des Frontverlaufs und hier zu einer Karte des Eindringens der Bodentruppen (Stand 10. Oktober, morgens)

Mutige Verteidiger

In Rojava stellen sich die militärisch unterlegenen syrisch-demokratischen Kräfte (SDF) gemeinsam mit der Bevölkerung mutig den Aggressoren in den Weg. Die Bundesregierung agiert scheinheilig. Sie hat zwar öffentlich den Angriff kritisiert, denkt aber nicht im Traum daran, die Forderung der MLPD zu erfüllen, die diplomatische Beziehungen zum türkischen Regime sofort abzubrechen. In den bürgerlichen Medien heute Morgen und gestern Abend konnten Vertreter der türkischen Regierung ihre absurden Kriegsbegründungen ausbreiten. Die demokratische Selbstverwaltung von Nordost-Syrien muss von der Bundesregierung sofort anerkannt werden. Tatsächlich war aber Innenminister Horst Seehofer (CSU) erst vor wenigen Tagen in der Türkei. Mit Sicherheit wurde dort auch über den Angriff gesprochen.

Imperialisten agieren kaltschnäuzig, scheinheilig und zerstritten

Bevor der faschistische Präsident Recep Tayyip Erdogan seine Truppen in Marsch setzte, hatte er sich noch einmal telefonisch bei US-Präsident Donald Trump rückversichert. Die Tweets von Trump, mit halbseidener Distanzierung von diesem Angriff, bringen andererseits die Defensive und Zerstrittenheit der Imperialisten zum Ausdruck. Die Völker der Welt tun gut daran, keiner der imperialistischen Mächte über den Weg zu trauen oder gar Hoffnung in sie zu setzen.

Weltweite Solidarität

Die revolutionäre Weltorganisation ICOR und ihre Mitgliedsorganisationen unterstützen, initiieren und organisieren Protest-, Solidaritäts- und Widerstandsaktionen. In Deutschland ruft die MLPD und das Internationalistische Bündnis gemeinsam mit der kurdischen Bewegung zu den Protesten auf. Die revolutionäre Weltorganisation ICOR hatte bereits 2014 einen Solidaritätspakt mit dem kurdischen Befreiungskampf geschlossen. Sein Grundgedanke ist die Selbstverpflichtung zur gegenseitigen Unterstützung. Er wurde 2016 bekräftigt. "Die ICOR ... erzieht die Massen im Geist der internationalen Solidarität", heißt es darin. Die internationale Solidarität muss mit einer Stärkung der antiimperialistischen und revolutionären Kräfte überall auf der Welt verbunden sein - und dem Aufbau einer weltweiten antiimperialistischen Einheitsfront.

Gemeinsam um 18 Uhr gegen Erdogans Aggression

Heute um 18 Uhr werden in vielen Städten Deutschlands Menschen auf die Straße gehen - gemeinsam Araber, Kurden, Türken, Assyrer, Aramäer, Armenier, Deutsche und Menschen der verschiedensten Nationalitäten und Religionen. Selbstverständlich werden die verschiedenen Parteien, Vereine und Organisationen ihre Fahnen mitbringen, darunter die Fahnen der SDF, YPG und YPJ, die in Deutschland nicht verboten sind. Es sind die Fahnen der Kämpferinnen und Kämpfer, die heldenhaft und mutig den IS besiegt haben.

Erst kürzlich wurde die Legalität dieser Fahnen juristisch bestätigt und ein Vorgehen der Polizei als eindeutig rechtswidrig erklärt (Bedeutender Erfolg für das Recht auf internationale Solidarität). Das Aktenzeichen des Vorgangs beim Amtsgericht Gelsenkirchen ist: 317 Cs–29 Js 2010/18-365/18

Die Aktionen heute werden kämpferisch und entschlossen protestieren. Am Beginn steht das Gedenken an die Märtyrer und Opfer, die dieser Überfall bereits gekostet hat. In Gelsenkirchen ruft zum Beispiel das Internationalistische Bündnis gemeinsam zu der Aktion auf. Hier sind Deutsche und Migranten gemeinsam organisiert, unter anderem aus der Türkei, Kurdistan und Syrien.

Hier werden laufend alle bekannten Aktionen zum Tag X veröffentlicht