Rote Fahne 16/2019
Ernst Thälmann – ein Leben für die Sache der Arbeiter
Zum Gedenken an den Vorsitzenden der KPD, Ernst Thälmann, ruft das Internationalistische Bündnis zu einer Veranstaltung am 17. August in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar auf. Die Hamburger Geschichts- und Kulturwerkstatt trägt dazu folgende Gedanken bei.
Vor 75 Jahren, in den frühen Morgenstunden des 18. August 1944, wurde Ernst Thälmann in Buchenwald vor dem Krematorium auf Befehl Hitlers ermordet. Elf Jahre lang hatten ihn die Faschisten in Einzelhaft eingesperrt und ständigen Verhören und Folterungen unterzogen. Immer wieder wurde er aufgefordert, seiner proletarischen Weltanschauung abzuschwören. Doch er blieb standhaft. Als er im Juni 1941 hämisch von der Gestapo mit der Nachricht des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion konfrontiert wurde, sagte er nur: „Stalin bricht Hitler das Genick!“.
Ernst Thälmann wurde am 16. April 1886 in Hamburg geboren, wo er auch aufwuchs. Bald schon kam er mit der sozialdemokratischen Presse und Literatur in Kontakt. Hautnah erlebte er den großen Hafenarbeiterstreik von 1896. Mit 16 Jahren wurde er Mitglied der damals noch revolutionären SPD. Er trat in die Transportarbeiter-Gewerkschaft ein, übernahm Funktionen wie Kassierer oder gewerkschaftlicher Vertrauensmann. Zeitlebens machte er es sich zur Aufgabe, die Gewerkschaftsmitglieder für den Sozialismus zu gewinnen.
Als der deutsche Imperialismus den I. Weltkrieg vom Zaun brach, wurde auch Ernst Thälmann an die Front einberufen. Dort verteilte er oppositionelle Antikriegs- Zeitungen. Enttäuscht hatte er sich von der SPD abgewandt, nachdem die gesamte SPD-Fraktion (mit Ausnahme von Karl Liebknecht) im Reichstag den Kriegskrediten zugestimmt hatte. Seine Losung fand er in einem Flugblatt des Spartakus-Bundes: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land.“
Er wurde 1917 Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratie (USPD), orientierte sich aber weiter an der Spartakus-Gruppe um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Bald wurde er Hamburger USPD-Vorsitzender. Seine Überzeugungskraft war so groß, dass bei der Auflösung der USPD 42 000 der 44 000 Hamburger USPD-Mitglieder der KPD beitraten – mit ihm zusammen. Trotzdem ist sein zu langes Festhalten an der schwankenden USPD zu kritisieren. Für den revolutionären Parteiaufbau wurden alle revolutionären Kräfte dringend benötigt.
Lehren aus dem Hamburger Aufstand
Im Jahr 1923 kam es in Hamburg zum Aufstand. Die KPD-Führung beschloss zunächst einen Aufstand im ganzen Reich, kümmerte sich aber nur ungenügend um die Planung. Man meinte, der Aufstand würde sich spontan aus einem Generalstreik ergeben. Dass der Aufstand schließlich abgeblasen wurde, kam in Hamburg nicht an. Dort begann der bewaffnete Aufstand – gut vorbereitet. Ernst Thälmann arbeitete in der Leitung.
Einige Zeit nach dem geordneten Rückzug in Hamburg wertete er aus: „Alle Bedingungen für den Sieg der Arbeiterklasse waren da, außer einer einzigen: dem Bestehen einer klaren, eisern zusammengeschlossenen, unauflöslich mit den breitesten Massen verbundenen kommunistischen Partei, die entschlossen und fähig war, den spontanen Kampf der Arbeitermassen zusammenzufassen, ihn zu organisieren, ihn zu leiten.“1
Ab 1925 wurde Ernst Thälmann zum Vorsitzenden der KPD gewählt. Er, der Lenin im Rahmen der Kommunistischen Internationale persönlich gekannt und wissbegierig alle verfügbaren Werke Lenins studiert hatte, leitete die Reorganisierung der KPD ein, die sogenannte Bolschewisierung: Die Partei sollte zum Kampfstab im Klassenkampf werden, mit den Betriebsgruppen als den wichtigsten Parteigruppen. Hier zeigten sich die hervorragenden organisatorischen Fähigkeiten Ernst Thälmanns. Aber auch sein nie erlahmender Drang, sich mehr Wissen anzueignen, besonders von den in Russland siegreichen Bolschewiki.
Eine schwere Niederlage für die Arbeiterklasse
Im Herbst 1929 beendete der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise die Phase der relativen Stabilisierung des Kapitalismus. Die NSDAP-Faschisten wurden durch die Massenmedien und die führenden Monopolverbände systematisch gefördert. Anfang 1933 gelang den reaktionärsten Teilen des Finanzkapitals die Errichtung der faschistischen Diktatur mit Hitler an der Spitze. Die Arbeiterbewegung, die tief in die Anhängerschaft von KPD und SPD gespalten war, erlitt eine schwere Niederlage. Nur die KPD rief zum Generalstreik gegen die Errichtung des Faschismus auf. Doch alleine reichte ihre Kraft nicht aus.
Die so notwendige antifaschistische Einheitsfront kam nicht zustande. Ernst Thälmann hatte immer die antifaschistische Einheit mit den sozialdemokratischen und christlichen Arbeitern betont. Auch Bündnisangebote an die SPD zum gemeinsamen politischen Streik, wie beim Kapp-Putsch 1920, wurden von der KPD gemacht – und von der SPD-Führung abgelehnt. Hauptgrund für das Scheitern der Einheitsfront war die systematische Spaltungspolitik der SPD. Aber auch die KPD hat durch „linke“ Fehler dazu beigetragen: besonders die auf die SPD bezogene falsche „Sozialfaschismus-Theorie“.
Zwei Jahre später zog der 7. Weltkongress der Kommunistischen Internationale die Lehre: Dem antifaschistischen Kampf der Massen und dem Kampf um das Zustandekommen der antifaschistischen und antiimperialistischen Einheitsfront muss höchste Beachtung zugewiesen werden.