Katastrophenalarm

Katastrophenalarm

Artensterben und Zerstörung regionaler Ökosysteme

Ausschnitte aus dem Buch "Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?"

Von Stefan Engel
Artensterben und Zerstörung regionaler Ökosysteme
Foto: fotolia_83770459

Kapitel B.6. Seite 142 ff:

Die Zerstörung regionaler Ökosysteme und das Artensterben

Die Entwicklung der Umweltkrise hin zur globalen Umweltkatastrophe  findet  ihren  sichtbarsten  Ausdruck  in  einer beschleunigten  Gefährdung  und  auch  Vernichtung natürlicher  Lebensräume  und  ihrer  Lebensformen. Diese Entwicklung kann ihrem Wesen nach als dramatischer Verlust an biologischer Vielfalt (Biodiversität) gekennzeichnet werden, sie hat weitreichende Auswirkungen auf die menschlichen Lebensbedingungen.

Die Bedeutung der Biodiversität

Die Biodiversität umfasst die Summe der verschiedenen Tier­ und Pflanzenarten auf der Erde und darüber hinaus auch die Vielfalt der Ökosysteme und der Varietäten (Kultursorten, geografische Rassen) aller einzelnen Spezies. In ihrer Gesamtheit bilden sie die biologische Lebensgrundlage der Menschheit. Das ist vor allem auf zwei Gründe zurückzuführen:

  1. Die Verwertung von Tieren und Pflanzen und die Nutzung ihrer Leistungen ist eine Grundbedingung der Produktion und Reproduktion des menschlichen Lebens.
  2. Die relative Stabilität und Plastizität der Ökosysteme, von deren Funktionsfähigkeit letztlich auch die Lebensbedingungen  der  Menschen  abhängen,  ist  vielfach  auf  die große  Mannigfaltigkeit  der  Pflanzen-  und  Tierwelt zurückzuführen.

Besonders empfindlich auf äußere Stressfaktoren reagieren Ökosysteme,  die  auf  extreme  Umweltbedingungen  spezialisiert sind. Sie sind an Sonderbedingungen angepasst und wenig tolerant gegenüber äußeren Veränderungen. Zu diesen Ökosystemen gehören die Eismeere, Süßwasserlebensräume wie Flussmündungen und -deltas, Salzwiesen, Muschelbänke oder arktisch-alpine Zwergstrauchheiden.
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Immer wieder taucht die Frage auf: Ist der Erhalt jeder Art überhaupt wichtig? Brauchen wir wirklich die australischen Gebirgsökosysteme? Könnten wir nicht notfalls auch ohne Eisbären leben? 
Die einzelnen Arten haben wichtige und zuweilen unabdingbare Funktionen im großen Ganzen. Das zeigt sich an den besonders  gefährdeten  hochspezifischen  Ökosystemen  der Korallenriffe, der Mangrovenwälder oder des Baikalsees in Sibirien.

Das beschleunigt fortschreitende  globale Artensterben

Während  vor  einigen  Jahren  noch  davon  ausgegangen wurde, dass es insgesamt etwa eine Million Arten gibt, wurden bis 2010 schon 1,75 Millionen Arten wissenschaftlich beschrieben. Aktuelle wissenschaftliche Schätzungen der Gesamtzahl der Arten von Lebewesen auf der Erde liegen mittlerweile zwischen zehn und 100 Millionen. 
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Der Verlust an Arten und Strukturen beschleunigt sich in geradezu dramatischer Weise. Nach wissenschaftlichen Schätzungen verschwinden jährlich bis zu 35 000 Arten für immer. Damit ist das Tempo des globalen Artenverlusts 1 000 bis 10 000 Mal höher als die natürliche Aussterberate, die bei circa zehn Arten pro Jahr liegt. Nach Angaben von Greenpeace sind heute achtmal so viele Arten vom Aussterben bedroht, wie in den letzten 500 Jahren insgesamt ausgestorben sind.
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Die in der Pflanzenproduktion nahezu hundertprozentig verwendeten Hochertragssorten umfassen nur ein Tausendstel der insgesamt 30 000 nutzbaren Arten. Das Risiko dieser einseitigen Fixierung auf wenige Typen rührt vor allem von ihrer oft wesentlich geringeren Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Umweltbedingungen her und auch von ihrer geringeren Widerstandsfähigkeit gegenüber schädlichen äußeren Einwirkungen wie Trockenheit, Hagel, Platzregen, Befall mit Krankheitserregern oder Schädlingen. Internationale Agrar- und Chemiemonopole wie Monsanto, Bayer, BASF, DuPont oder Syngenta treiben diese Entwicklung  skrupellos  auf  die  Spitze,  indem  sie  sich  bestimmte gezüchtete Lebensformen und Kultursorten patentieren lassen, um damit Maximalprofite zu erzielen.
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Die quantitative Dimension des Artensterbens ist nur ein Aspekt des Problems. Die qualitative Dimension – was verloren geht, wenn Arten verschwinden – ist oft viel schwieriger zu erfassen, denn manche Arten haben entscheidende Bedeutung für ein ganzes komplexes System.