Rebellische Jugend formiert sich

Spätestens seit dem Amtsantritt des faschistoiden Präsidenten Donald Trump in den USA werden gewaltige Veränderungen im imperialistischen System in der Welt offensichtlich

Die Gefahr eines III. Weltkriegs hat sich erheblich verschärft. Die Herrschenden bekommen weder die globale Umwelt- noch die Flüchtlingskrise noch sonst ein grundlegendes Problem gelöst. So ist weltweit die Suche nach einer Alternative zum Kapitalismus zum wichtigsten neuen Moment in den politischen Bewegungen geworden. In den USA äußerten bei einer Umfrage nach Trumps Regierungsantritt 48 Prozent, dass sie eine positive Meinung zum Sozialismus haben. Die Masse der Jugendlichen positioniert sich dabei eindeutig mehrheitlich fortschrittlich – und steht oft an der Spitze kämpferischer Bewegungen.

Die Rebellion der Jugend belebt sich. Und neuerdings suchen Jugendliche auch verstärkt nach politischer Zusammenarbeit und Organisation. Zugleich ist die Jugendbewegung noch zersplittert und hat in ihrer Masse bisher kein gesellschaftliches Ziel. Was ist von der rebellischen und revolutionären Jugend zu erwarten im 100. Jubiläumsjahr der Oktober-Revolution?

Erster erfolgreicher REBELL-Kongress

Der REBELL, der Jugendverband der MLPD, hat sich in letzter Zeit immer mehr einen Namen gemacht in der rebellischen Jugendbewegung – ist gefragter Ansprechpartner geworden. Es gelingt ihm zunehmend, organisierend und prägend in verschiedenen Feldern der Jugendrebellion zu wirken. Wie bei den Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Aktivitäten in Berlin, im Kampf gegen Abschiebungen, im konsequenten antifaschistischen Kampf oder beim rebellischen Musikfestival im thüringischen Truckenthal. Münchner Rebellen organisierten eine viel beachtete Demonstration gegen die Abschiebung afghanischer Flüchtlinge; Göttinger Rebellen gemeinsam mit der MLPD eine Demo gegen den Krieg in Syrien. Es beteiligten sich jeweils Hunderte. Der REBELL ist unter der Arbeiterjugend aktiv, zum Beispiel gegen die kriminellen Machenschaften des „Systems VW“. Er vereinigt in sich mittlerweile viele kämpferische junge Flüchtlinge, einige von ihnen Führer der Aufstände des „Arabischen Frühlings“ oder des kurdischen Freiheitskampfs.

Sie alle waren vertreten beim 1. REBELL-Kongress Anfang März – mit Mitgliedern des REBELL aus bundesweit 38 Städten. Dieser Kongress war etwas Neues. Der REBELL hatte zahlreiche Bündnispartner aus der Jugendbewegung eingeladen, und so nahmen teil: Vertreter der revolutionären türkisch-kurdischen Jugend-Migrantenorganisationenen YDG und Young Struggle, der „Antikapitalistischen Aktion Bonn“, von Solidarität International (SI), vom Internationalistischen Bündnis sowie Einzelpersonen, zum Beispiel von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes /Bund des Antifaschisten (VVN/BdA) Thüringen, der Leipziger Direktkandidat aus der Anti-Legida-Bewegung, ein Aktivist der „Marxistischen Linken“ und einer der Flüchtlingsinitiative Lingen. Azubis, junge Arbeiterinnen, Schülerinnen und Schüler, Studierende, Arbeitslose und Geflüchtete kamen zusammen. „Mich hat beeindruckt, dass das so international war“, so eine Teilnehmerin aus Thüringen.

Mit dabei waren auch Vertreterinnen und Vertreter des Zentralkomitees sowie Jugendverantwortliche der MLPD.

Genügend Gründe für die Rebellion

Die kapitalistischen Krisen treffen die 22 Millionen junge Menschen unter 27 Jahren in Deutschland oft besonders heftig. Der neue Kinder- und Jugendbericht des Bundesfamilienministeriums muss zugeben, dass jeder fünfte Minderjährige arm oder von Armut bedroht ist. Jetzt will die Regierung das Kindergeld um sagenhafte zwei Euro monatlich erhöhen – was aber auf das Arbeitslosengeld II (Hartz IV) angerechnet wird! Im Ausbildungsjahr 2016 gingen 283281 Bewerber für eine Lehrstelle leer aus. Sie lockt die Bundeswehr, die die Zahl der Soldaten erhöhen will. Fast 60 Prozent der jungen Erwachsenen beginnen ein Studium, aber nur 36 Prozent schaffen einen Abschluss – unter anderem, weil ihnen das Geld ausgeht. Verschuldete Kommunen schließen Jugendhäuser, Schwimmbäder und Sportplätze. Gründe genug für die Jugend, zu rebellieren.

Jung = links? So einfach ist es nicht!

Keine Frage: Die Mehrheit der Jugendlichen geht politisch nach links. Seit dem Rechtsruck der Berliner Regierung erst recht. Vor allem Jugendliche stellen sich der Abschiebung von Flüchtlingen in den Weg. Hunderte Schüler haben sich kürzlich zum ersten Mal an einem gewerkschaftlichen Streik beteiligt für die Bezahlung der schulischen Azubis in Krankenhäusern. Wanja Lange vom Jugendverband REBELL dazu auf dem Kongress: „In den Medien wird verbreitet, dass der Rechtsruck aus den Massen kommen soll. Aber die Masse der Arbeiter und der Jugend steht links – das ist keine Phrase!“

Doch auch unter der Jugend gibt es eine Polarisierung! Die Masse der Jugend fühlt sich abgestoßen von plumpen faschistischen und destruktiven Handlungen; dennoch fallen manche auf AfD-Argumente oder andere Hetze herein. Es ist nötig, in Kleinarbeit Überzeugungsarbeit zu leisten! Lisa Gärtner – bis zum Kongress Vorsitzende des REBELL – warnte in einem Beitrag auf dem Kongress vor einer Selbstisolierung der Linken: „Es ist natürlich leichter, unter Gleichgesinnten revolutionär zu sein, als in der kapitalistischen Gesellschaft auch eine Minderheitenposition einzunehmen. Das Problem dabei ist nur: So bleiben wir für alle Zeiten eine Minderheit, und so wird es dann nichts mit der Revolution! Deswegen ist es auch eine Dummheit, wenn wir uns selbst künstlich isolieren und uns nur an die Fortgeschrittensten wenden, die schon Revolutionäre sind. Die eigentlich interessante Frage ist: Wie kommen wir dazu, dass Massen sich uns anschließen?“ Als langjährige Vorsitzende des REBELL – und seit Kurzem für die Jugendarbeit der MLPD Verantwortliche, weiß Lisa Gärtner, wovon sie spricht.

Mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten, wie sie mit gründlicher Argumentation, Ausdauer und Fingerspitzengefühl anfängliches Unverständnis, ja sogar schroffe Ablehnung, in Zustimmung und den Beginn einer Zusammenarbeit verwandeln konnten. Viele berichteten von Auseinandersetzungen mit der autonomen Bewegung, die in der Krise ist und aus der eine Reihe jugendlicher Gruppen nach Alternativen und Organisationsformen suchen. Eine Jungfacharbeiterin schilderte selbstkritisch ihren Lernprozess bei der Arbeit am Fließband im Großbetrieb: „Die Arbeit ist hart – aber da sind wir richtig! Wir müssen dorthin gehen, wo es am härtesten ist.“ Der REBELL verpflichtete sich, der Gewinnung der Arbeiterjugend in Betrieben und Gewerkschaften deutlich mehr Gewicht zu geben und alles Notwendige dafür zu lernen.

Jugendpolitische Plattform gegründet

Die Strategiedebatte auf dem Kongress bestach durch ihre Gründlichkeit. Viele Redebeiträge waren in den Gruppen zu Hause vorbereitet worden. Strittiges konnte geklärt werden.

Es war sehr demokratisch. Alles wurde diskutiert, jeder konnte etwas dazu sagen. Und trotzdem wurde nicht über jede Kleinigkeit gestritten“ – so eine Teilnehmerin. Sieben Organisationen bzw. Bündnispartner und der REBELL erklärten am Ende in einer einstimmig verabschiedeten Resolution des Kongresses: „Die Welt braucht grundlegende Veränderungen. Wir kämpfen für eine von Ausbeutung und Unterdrückung befreite Gesellschaft, für viele von uns ist das der Sozialismus.“

Und weiter: „Wir sind fest entschlossen, die Rebellion der Jugend zu fördern, bündeln dazu unsere Kräfte, bringen unsere unterschiedlichen Erfahrungen ein, lernen voneinander und überwinden so Vereinzelung und Zersplitterung! Gegen die Isolierung der Rebellion der Jugend suchen wir den Schulterschluss besonders zur Arbeiter-, Frauen- und Umweltbewegung.“ Die Gründung einer Jugendplattform im Internationalistischen Bündnis ist ein Erfolg des Kongresses. Dieser auf Dauer angelegte Zusammenschluss kann dem Aufbau des Internationalistischen Bündnisses einen Schub geben. „Es war schön zu sehen, dass Revolutionäre zusammenhalten und eine gemeinsame Front bilden gegen den gemeinsamen Feind“, so eine Vertreterin der Organisation Young Struggle, und: „Das lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.“ Im Grußwort der Neuen Demokratischen Jugend (YDG) heißt es: „Entschlossener denn je werden wir näher zusammenrücken und all unsere Fäuste zu einer großen Faust vereinen …“

Entschlossen den REBELL stärken

Die Rebellen wollen alles geben, um eine Massendebatte unter der Jugend über den echten Sozialismus zu entfalten und die revolutionäre Richtung in der Jugendbewegung zu stärken. Schon lange nicht mehr gab es dafür solche Möglichkeiten. Die autonome Jugendbewegung ist in einer Krise, Beschränkung auf aktionistische Antifa-Aktionen und Verzicht auf die Gewinnung der Massen sind perspektivlos. Es entstehen Jugendgruppen mit revolutionärem Anspruch, die sich dem Marxismus-Leninismus zuwenden. Die MLPD spielt unter der rebellischen Jugend eine immer wichtigere Rolle. Die Initiative beim Bau eines Gesundheitszentrums durch internationale Solidaritätsbrigaden der revolutionären Weltorganisation ICOR in Kobanê (Nordsyrien) ist hoch angesehen.

Die Rebellen haben auf dem Kongress klargelegt, wie sie den Sprung zum marxistisch-leninistischen Jugendmassenverband erreichen wollen. Bis zum 13. Verbandsdelegiertentag des REBELL 2018 wollen sie einen großen Schritt schaffen. Dabei will der REBELL in der nächsten Zeit Massengruppen in den Städten aufbauen und seine Anziehungskraft deutliche erhöhen. Als eine erste Kampfaufgabe steckten sich die Rebellen das Ziel, dass jede REBELL-Gruppe pro Woche 10 bis 50 Unterschriften für die Wahlzulassung der Internationalistischen Liste/MLPD sammelt und dabei Jugendliche von der sozialistischen Alternative überzeugt. Dieses Ziel war nicht unumstritten. Aber es wurden auch die überzeugt, die anfänglich Bedenken hatten wegen einer „Überforderung“ der Rebellen. Zur Aufbruchstimmung auf dem Kongress meinte ein saarländischer Teilnehmer, der erst seit Kurzem im REBELL ist: „Ich war überrascht von der Einheit und Geschlossenheit, die momentan im REBELL herrscht, vom Optimismus, nicht nur im REBELL, sondern auch in den anderen Organisationen, und von der Streitkultur.“

Bewusster Generationswechsel

Die rebellische Jugend verdient Vertrauen. Skepsis und Zögerlichkeit sind der Tod für diesen Aufbruch. Es geht um eine Schlüsselfrage in der Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution: Alle proletarischen Revolutionen wie in Russland oder in China oder auch Volksaufstände wie der Arabische Frühling – waren jung. Damit der Sozialismus erreicht wird, muss die marxistisch-leninistische Partei eng mit der Jugend verbunden sein und hier ihre Kräfte ständig erneuern.

Mit der massenhaften Gewinnung von Rebellen, ihrer Erziehung und Ausbildung zu Marxisten-Leninisten geht es um den Generationswechsel, der die Zukunft und „Lebensversicherung“ der MLPD ist. Der Kongress hat den REBELL sehr mobilisiert, Hauptreservoir für die Partei zu werden und mehr Verantwortung für den Parteiaufbau zu übernehmen. Toni Lenz von der Jugendabteilung des Zentralkomitees rief dazu auf, Mitglied in der MLPD zu werden: „Ob wir die Masse der Jugend gewinnen, steht und fällt mit dem engen Schulterschluss von MLPD und Rebell. Wir müssen unsere Kräfte stärken. Man kann ab 16 Jahren Parteimitglied im Jugendverband werden.“ Eine junge Teilnehmerin: „Ich fand den Kongress sehr inspirierend. Er hat mich wieder sehr bestärkt, Rebellin zu sein und zu bleiben – und in nächster Zukunft den nächsten Schritt zu wagen und Mitglied der Partei zu werden.“

Die Erklärungen von Rebellen, sich für ein revolutionäres Leben zu entscheiden und zu qualifizieren, berührten viele. Ihre einstimmig verabschiedete Resolution zum Generationswechsel an der Spitze der MLPD, des REBELL und der Rotfüchse drückt mit am deutlichsten aus, dass der REBELL bei der Umsetzung der Beschlüsse des X.Parteitags voll mitziehen will. Auch im eigenen Verband werden jüngere Genossen mutig in die Führung befördert.

Die MLPD ist gefordert, Verantwortung für die Jugendarbeit zu übernehmen und sie als Massentaktik des Parteiaufbaus nachhaltig durchzukämpfen. Der Kongress bewies, dass die Jugend beweglich im Denken, Fühlen und Handeln ist und bei guten Argumenten viele gewonnen werden können, Revolutionär zu werden! In der taktischen Offensive für den echten Sozialismus im laufenden Jahr hat die MLPD sich vorgenommen, in jeder Aufgabe zu trainieren, die Einheit von Jung und Alt herzustellen. Deshalb waren zu diesem Kongress auch Jugendverantwortliche der MLPD aus den Landesverbänden eingeladen, die sich vorwärtstreibend beteiligten.

Einer berichtete anschließend: „Unsere Rebellen sind erst seit Kurzem organisiert. Sie haben Elan, aber sie kennen für die Auseinandersetzung mit ihren Freunden die Politik und ideologisch-politische Linie der MLPD noch viel zu wenig. Jeder REBELL muss die Gelegenheit bekommen, an den Diskussions- und Studiengruppen zum Parteiprogramm teilnehmen zu können. Die Parteimitglieder müssen mit den Rebellen zusammen die Auseinandersetzungen mit Jugendlichen um die Unterschrift für die Wahlzulassung führen, nicht die Rebellen ‚vorschicken‘ …“

25 Jahre REBELL – das diesjährige Jubiläumsjahr verspricht ein ereignisreiches Jahr der Jugendbewegung zu werden!