Engagierte Debatte über neuimperialistische Länder

Die letzte Rote Fahne enthielt einen Bericht über die erste Auslandsreise von Gabi Gärtner als stellvertretende Vorsitzende der MLPD nach Südafrika. Der folgende Artikel befasst sich mit einer Veranstaltung, die von der CPSA(ML) in East London durchgeführt wurde

Auf der Veranstaltung, die am 4. Dezember 2016 gemeinsam mit der MLPD-Delegation stattfand, entfaltete sich eine engagierte Strategiedebatte. Über 35 Teilnehmer waren dabei, darunter Automobilarbeiter und -arbeiterinnen aus fünf Betrieben, von Mercedes-Benz und Zulieferbetrieben wie Lear. Aber auch Frauen, Jugendliche und Organizer, unter anderem aus den Townships Mdantsane und Dice. In der Situation der offenen politischen Krise der ANC-Regierung diskutierten sie über den Aufbau der marxistisch-leninistischen Partei, über Einheitsfrontpolitik und Förderung der Selbstorganisationen der Massen. Dazu brachte die MLPD-Delegation unter Leitung von Gabi Gärtner Beiträge und Erfahrungen ein.

Die Veranstaltung begann mit einer Überraschung: Mit Begeisterung wurde die mittlerweile 20-jährige bilaterale Zusammenarbeit von CPSA(ML) und MLPD gefeiert. Internationalistische Kultur, große Herzlichkeit, eine Geburtstagstorte, rote Rosen und das gemeinsame Singen der Internationale machten den proletarischen Internationalismus lebendig. Die Entschlossenheit, das feste Band der internationalen Freundschaft und Zusammenarbeit höherzuentwickeln, zog sich wie ein roter Faden durch die Diskussion.

Hohen Stellenwert nimmt die Förderung des internationalen Kampfs der Automobilarbeiter und der Aufbau der Internationalen Automobilarbeiterkoordination ein. Mercedes-Arbeiter aus East London und Stuttgart wollen zum Beispiel zusammen mit den Menschen aus den Townships für die Schaffung von Arbeitsplätzen kämpfen – durch die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und eine Ausbildungsquote von zehn Prozent der Beschäftigten. Gerade die internationalen Übermonopole sind verantwortlich für Armut und die katastrophale Lebenssituation der Massen in Südafrika. Die Diskussion machte deutlich, dass erst der Kampf für den Sozialismus/Kommunismus eine grundsätzliche Lösung bringt. Dafür müssen in Südafrika die CPSA(ML) und in Deutschland die MLPD mit ihren jeweiligen Betriebsgruppen gestärkt werden.

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern war es ein wichtiges Anliegen, dass der Aufbau von Marikana, der deutsch-südafrikanischen Freundschaftsgesellschaft, in beiden Ländern vorankommt. Im Township Mdantsane wollen die Freunde sie als Massenorganisation aufbauen: „Marikana kann eine sehr große Bewegung werden.“ In den letzten Tagen waren dafür schon 30 neue Mitglieder gewonnen worden. Genossen der Jugendorganisation Communist Youth League (CYL) wollen engere Beziehungen zum Jugendverband REBELL und berichteten für dessen Rebell-Magazin von den Studentenprotesten.

Gabi Gärtner belegte in einem grundsätzlichen wie konkreten Beitrag zur Rolle der neuimperialistischen Länder, dass auch Südafrika sich zu einem solchen Staat entwickelt hat. 2014 befanden sich bereits 13 südafrikanische Monopole unter den 2000 größten Monopolen der Welt. Der Kapitalexport aus Südafrika in andere Länder ist im letzten Jahrzehnt geradezu explodiert. Er zielt darauf ab, die Arbeiterklasse auch in anderen afrikanischen Ländern – zum Beispiel in den Minen – auszubeuten. Südafrika ist eine politische und militärische Macht. Das Land hat militärische Truppen in zahlreichen Ländern, ausdrücklich, um sie gegen revolutionäre Aufstände und Streiks einzusetzen.

Mit großem Interesse und Einvernehmen wurde über diese Einschätzung diskutiert. In mehreren Beiträgen auch über die Frage, ob nur die Monopole imperialistisch seien – oder auch die Regierung. Die ANC-Regierung ist nicht fortschrittlich, sondern Dienstleisterin der internationalen Übermonopole. Kein imperialistisches Land funktioniert ohne imperialistische Regierung. Auch die südafrikanische Regierung ist nach rechts gerückt. Erst kürzlich garantierte sie den Regierungen der USA und Großbritanniens, dass sie Streiks in den internationalen Übermonopolen verhindern oder spätestens nach drei Tagen unterdrücken würde.

Den neuimperialistischen Charakter Südafrikas unter den Massen zu klären, ist wichtig, um in die Offensive gehen zu können. „Darüber habe ich heute am meisten gelernt“, so ein junger Genosse. Die gesamte Diskussion unterstrich die Bedeutung des massenhaften Kampfs um die Denkweise bei der heutigen gesellschaftlichen Polarisierung. Die CPSA(ML) hat die bewusste Anwendung der dialektischen Methode und der Lehre von der Denkweise zu einer Grundlage ihrer Arbeit gemacht, was in vielen Beiträgen, gerade der Jugend, deutlich wurde.

(Korrespondenz)