Stalin

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Russlands Sicht auf Stalin - verehrt und lebhaft diskutiert trotz antikommunistischer Attacken

Die Rote Fahne sprach mit Elena Prudnikova, 58, eine der in Russland bekanntesten Autorinnen zu Streitfragen um Stalin. Ihre Bücher erreichen zusammen eine Millionen-Auflage

Russlands Sicht auf Stalin - verehrt und lebhaft diskutiert trotz antikommunistischer Attacken

Es ist von großer Bedeutung, dass Elena Prudnikova in einer extrem polarisierten Diskussion – die in Russland von übelster antikommunistischer Hetze bis hin zu unkritischer Stalin-Nostalgie reicht – Position bezieht. Das folgende Interview ist ein Diskussionsbeitrag. Die Redaktion weist darauf hin, dass er eine etwas unkritische, vereinfachende Tendenz gegenüber der Auseinandersetzung um Stalin enthält. Die MLPD würdigt die großen Verdienste Stalins beim Aufbau und der Verteidigung des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion gegen den erbitterten Widerstand innerer und äußerer Feinde. Sie kritisiert jedoch, dass er den notwendigen Kampf gegen die Bürokratie vernachlässigt und auf die Mobilisierung der Massen gegen sie verzichtet hat. Stattdessen setzte Stalin beim Kampf gegen bürokratische Misswirtschaft und Sabotage einseitig auf administrative Methoden und den ebenfalls bürokratisierten Geheimdienst. Aufgrund falscher Anschuldigungen durch diesen wurden auch unschuldige Menschen eingeschüchtert, denunziert, verurteilt oder gar hingerichtet. Die Rote Fahne sprach mit Elena Prudnikova, 58, zu Streitfragen um Stalin. Ihre Bücher erreichen

Rote Fahne: Sie haben eine Reihe Bücher über Stalin verfasst, warum?

Elena Prudnikova: Obwohl es sehr viele Bücher über Stalin in Russland gibt, gibt es kein einheitliches Bild. Niemand untersucht diese Zeit unter dem Gesichtspunkt der inneren Ursache der Ereignisse. Zum Beispiel die Kollektivierung: Die Agrarreform von Stolypin1 und die Kollektivierung verfolgten das gleiche Ziel: die Schaffung von Großbauernwirtschaften anstelle von 20 Millionen Kleinbauernstellen. Aber Stolypin ging den westlichen Weg: Übergabe des Landes an die Bauern und Entfachung des kapitalistischen Kampfs ums Überleben einer gegen den anderen. Die Kollektivierung setzte auf die Kooperation innerhalb der Dorfgemeinde und war erfolgreich, weil sie dem Leben des Volkes nicht widersprach. Sie hat in weniger als zehn Jahren eine fortschrittliche Landwirtschaft geschaffen. Stalin wird von vielen Menschen in Russland verehrt, obwohl er im Mittelpunkt antikommunistischer Verleumdungen steht. Wie ist das zu erklären? In Russland haben viele Menschen kein Vertrauen mehr in die Massenmedien. Es gibt heute noch Menschen, die unter Stalin lebten und die sich erinnern, dass sie damals von Jahr zu Jahr besser leben konnten und sie ein klares Ziel hatten. Außerdem erinnern sie sich, dass es die Verleumder Stalins waren, die die Sowjetunion ruinierten. Die Politik dieser Leute führte dazu, dass das Volk heute schlechter lebt als früher.

Wie gehen Sie bei den Recherchen vor? Auf welche Probleme stoßen Sie?

Das Problem ist nicht, dass es zu wenig Material gibt – es gibt zu viel Material. Es gibt so viele Dokumente, dass meine Zeit nicht reicht, um sie alle zu lesen. Es ist schwer, sich aus dem ganzen Material ein richtiges Bild zu machen.

In Deutschland steht Stalin im Zentrum der Verunglimpfung des Sozialismus durch antikommunistische Hetze in Medien, Schulen und Politik – was können Sie unseren Lesern empfehlen?

Im Kapitalismus ist das größte Heiligtum das Eigentum und das Geld, im Sozialismus steht dagegen der Mensch im Mittelpunkt. Man kann nicht gleichzeitig Gott und dem Mammon dienen. Das heißt, je mehr ein kommunistischer Führer sich um die Menschen kümmert, je mehr er also dem Kommunismus dient, desto mehr ist er ein Feind des Kapitalismus, und der Kapitalismus kämpft gegen ihn. Chruschtschow hat sich sehr um das Geld gekümmert; je mehr er das tat, desto weniger war er ein Feind des Kapitalismus. Stalin wird auch geliebt, weil er Hitler besiegt hat. Hitler wollte die Sowjetunion zerstören, hat viele Menschen getötet und Stalin hat ihn besiegt. Stalin sagte, es gibt Deutsche und es gibt Faschisten und man darf die beiden nicht miteinander verwechseln.

Vielen Dank für das Gespräch! Wir wünschen Ihnen weiterhin eine schöpferische Forschungstätigkeit!