Rebellion ist gerechtfertigt

Rebellion ist gerechtfertigt

50 Jahre Große Proletarische Kulturrevolution

Am 8. August jährt sich zum 50. Mal der Beschluss des ZK der Kommunistischen Partei Chinas zum Beginn der Großen Proletarischen Kulturrevolution. Unter Führung Mao Zedongs1 wurde eine in der Geschichte der Menschheit noch nie dagewesene Massenbewegung eingeleitet, um die drohende Wiederherstellung des Kapitalismus zu verhindern. In einem ersten Artikel2 sind wir auf die Ausgangslage im damaligen China eingegangen. Als Schlussfolgerung aus der Machtergreifung der Revisionisten in der Sowjetunion hatte Mao Zedong konsequent auf die Mobilisierung der Massen gegen die Machthaber auf dem kapitalistischen Weg gesetzt – und ganz besonders auf die Jugend

50 Jahre Große Proletarische Kulturrevolution
„Barfußarzt“ im Einsatz: Junge Intellektuelle beteiligten sich massenhaft am Kampf gegen die Rückständigkeit auf dem Land

Mitte der 1960er-Jahre gab es viel Unzufriedenheit im Land. Das wurde besonders im Bildungsbereich deutlich. Eigentlich sollten nach der Revolution 1949 die Kinder aus Arbeiter- und Bauernfamilien erstmals Zugang zur höheren Bildung bekommen. Aber an den Universitäten fand sich dann doch vor allem der Nachwuchs von Funktionären aus Wirtschaft, Politik und Partei. Die Lehr- und Auslesemethoden entsprachen noch den alten Traditionen. Das Studium sollte der späteren Karriere zur Herausbildung von Führungskräften dienen – statt zur Ausbildung gebildeter, sozialistischer Werktätiger, um zur Abschaffung aller Klassenunterschiede im Kommunismus voranzukommen.

Mao Zedong veröffentlichte an der Pekinger Universität seine eigene, „Dazibao“ genannte, Wandzeitung mit dem Slogan: „Bombardiert das bürgerliche Hauptquartier“. Das Zentralkomitee fasste den Beschluss zur Kulturrevolution – wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durchs Land. In Peking auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ vor dem alten Kaiserpalast versammelten sich bei insgesamt sechs großen Meetings über acht Millionen Jugendliche aus ganz China. Stolz nannten sie sich „Rotgardisten“.

Mao rief ihnen zu: „Letztlich lassen sich alle Wahrheiten des Marxismus in einem Satz zusammenfassen: Rebellion ist gerechtfertigt“. Im ganzen Land wurden Versammlungen organisiert, in denen leitende Kader Rechenschaft ablegen mussten über ihre Haltung gegenüber den Massen. Jeder, der es wissen wollte, konnte erkennen, dass es um mehr ging als um eine Rebellion der Studierenden und Schüler.

Diejenigen Parteiführer, die einen kapitalistischen Weg einschlagen wollten und die sich um den stellvertretenden Parteivorsitzenden Liu Shaoqi sammelten, gingen nun gewaltsam gegen die Rotgardisten vor. Lokale und zentrale revisionistische Parteimachthaber gründeten und förderten überdies konkurrierende „Rote Garden“, um die Revolutionäre zu bekämpfen.

In der Peking Rundschau hieß es in Rückschau zehn Jahre später: „Im kritischen Augenblick, da die jungen revolutionären Kämpfer einem weißen Terror ausgesetzt waren, betonte der Vorsitzende Mao mit aller Schärfe, es werde jeder, der die Studentenbewegung unterdrücke, kein gutes Ende nehmen“. Aber er warnte auch vor linken Abweichungen unter den Jugendlichen: „Führt friedliche, nicht gewaltsame Kämpfe“. Unter der Losung „Dem Volke dienen!“ wurden Millionen Jugendliche aufgerufen, aufs Land zu gehen, zu den armen Bauern, um deren Lebensverhältnisse und Denkweise kennenzulernen und ihnen mit ihren Kenntnissen helfen. Angesichts der Rückständigkeit und teilweiser Armut, die auf dem Land trotz großer Fortschritte im sozialistischen Aufbau immer noch herrschten, waren nicht wenige der jungen, städtischen Intellektuellen schockiert. Auch manche Bauern verhielten sich zunächst feindselig, weil sie zusätzliche Esser fürchteten.

Aber ob diese Jugendlichen bescheiden lernten, sich bei der harten Alltagsarbeit, bei der Alphabetisierung, der Einrichtung von Kindergärten und Schulen nützlich machten – das war eine Frage ihrer revolutionären Überzeugung und Denkweise. Für den sozialistischen Aufbau des rückständigen Riesenreiches war ihr Einsatz unverzichtbar und begeisterte die allermeisten. Zu den aggressivsten Verleumdern der Kulturrevolution gehören bis heute einige solcher Leute, die sich der Herausforderung nicht stellten, die nicht selten ins Ausland flohen, um sich dort als gute bezahlte antikommunistische Kronzeugen zu betätigen.

Warum die Auseinandersetzung im Erziehungswesen für den erfolgreichen Aufbau des Sozialismus eine so große Bedeutung hat, betont Willi Dickhut, Mitbegründer und Vordenker der MLPD: „Die Beherrschung des Erziehungswesens durch das Proletariat ist von entscheidender Bedeutung, denn dort werden die Fortsetzer der Revolution ausgebildet. Deshalb ist es besonders wichtig, den Jugendlichen nicht nur ein technisches und Fachwissen mit auf den Weg zu geben, sondern sie umfassend als sozialistische Werktätige auszubilden, d. h. sie zum sozialistischen Bewusstsein zu erziehen …“3

Letztlich entscheidend für den Erfolg der Kulturrevolution war, dass die Arbeiterklasse Chinas die Führung übernahm. Ein gewaltiges Signal setzten zu Beginn des Jahres 1967 die Arbeiter des Industriezentrums Schanghai mit einer Massenversammlung von 1,5 Millionen Arbeitern für den Aufruf des Zentralkomitees zur Kulturrevolution.

Mit der Losung „Die Arbeiterklasse muss in allem die Führung innehaben“ wurden überall „Arbeiterpropagandatrupps“ gebildet, die in die Schulen, Verwaltungen und Universitäten gingen und gemeinsam mit den revolutionären Jugendlichen die Interessen der Arbeiterklasse durchsetzten.