„Nieder mit dem Lohnsystem!“
Diese berühmte Losung von Marx ist heute noch genauso aktuell wie vor 150 Jahren
„Statt des konservativen Mottos: ‚Ein gerechter Tagelohn für ein gerechtes Tagewerk!‘, sollte sie (die Arbeiterklasse – die Redaktion) auf ihr Banner die revolutionäre Losung schreiben: ‚Nieder mit dem Lohnsystem!‘“1
Bevor Karl Marx in seinem Vortrag „Lohn, Preis und Profit“ zu diesem Schluss kommt, räumt er mit einer weitverbreiteten Annahme auf. Nämlich der, dass der Kapitalist den Arbeiter für seine geleistete Arbeit bezahle, sei es nun nach Stunden- oder Akkordlohn. Marx deckt diese Lebenslüge auf, denn „was der Arbeiter verkauft, ist nicht direkt seine Arbeit, sondern seine Arbeitskraft …“ 2 Doch diese menschliche Arbeitskraft ist eine ganz besondere Ware. Sie schafft mehr Werte, als sie zu ihrer eigenen Regeneration und Ausbildung benötigt.
Diesen Mehrwert eignen sich die Kapitalisten an. Sie geben dem Arbeiter nur so viel, dass er leben und seine Arbeitskraft erhalten und reproduzieren kann. So kommt es, dass Arbeiter in Monopolbetrieben, vor allem bei internationalen Übermonopolen, teils weniger als fünf Minuten pro Stunde für ihren eigenen Lebensunterhalt arbeiten – und den größten Teil der Zeit für den Profit der Kapitalisten schuften. Die Arbeiter sind schlichtweg dazu gezwungen, weil sie eben nur ihre Arbeitskraft besitzen, während die Produktionsstätten, die Rohstoffe, die Maschinen, Transportmittel usw. den Monopolherren gehören.
Der Widerspruch zwischen der privaten Aneignung und dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion wird immer mehr auf die Spitze getrieben. Den aus der Arbeit wie der Natur erwirtschafteten gesellschaftlichen Reichtum eignet sich eine immer kleinere Minderheit an.
Mit der Enteignung der Kapitalisten, der Vergesellschaftung der Produktionsmittel nach der Errichtung der politischen Macht der Arbeiterklasse durch die sozialistische Revolution können diese zum Nutzen der ganzen Gesellschaft angewandt werden. Es wird nicht länger für Mehrwert und Profit der Kapitalisten produziert, sondern nach den Bedürfnissen der Massen. Stefan Engel schreibt dazu in dem Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ über die sozialistische Sowjetunion zu Lenins und Stalins Zeiten: „Das sozialistische Verteilungsprinzip verlangte, dass jeder nach seinen Möglichkeiten an der gesellschaftlichen Produktion teilnahm, und garantierte, dass er entsprechend seiner Leistung von den produzierten Gütern erhielt und dass die Gemeinschaft für Alte, Kranke und Behinderte sorgte. Erstmals in der Geschichte der Menschheit wurden die Arbeitenden nach ihrer Arbeitsleistung entlohnt, denn die Ausbeutung der Lohnarbeit war abgeschafft.“ (Seite 85/86).
Das Gegenstück zur kapitalistischen Lohnarbeit ist die bürgerliche Familienordnung, die gewährleisten soll, dass die Arbeitskraft sich erholen und mit den Kindern auch neue heranwachsen können. Sie ist die Grundlage für doppelte die Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen. Für den echten Sozialismus hingegen braucht es die Befreiung der Frau – und er macht ihre Befreiung möglich. Und ebenso die Abschaffung der kapitalistischen Ausbeutung mittels der Lohnarbeit.
Damit kann und wird die Arbeit auch insgesamt ihren Charakter verändern. Befreit und in der bewussten Teilnahme am Aufbau des eigenen Staates und der sich ständig weiterentwickelnden sozialistischen Gesellschaft, wird sie zunehmend zum ersten Lebensbedürfnis. Damit werden auch die Voraussetzungen geschaffen, zum kommunistischen Verteilungsprinzip überzugehen: „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“.
1 Marx/Engels, Werke, Bd. 23, S. 646
2 ebenda, S. 626