Weitet sich die VW-Krise nun auf Daimler aus?

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die tatsächliche Schadstoffbelastung von Pkw-Dieselmodellen messen lassen

Während der Mercedes der C-Klasse auf dem Rollenprüfstand im Labor Topwerte ablieferte, übertraf er im Realbetrieb die Euro-6-Norm von 80 Mikrogramm Stickoxiden pro Kilometer bis zum 25-Fachen! Daimler reagierte wie schon in früheren Fällen des nachgewiesenen Betrugs und drohte mit „einstweiligen Verfügungen und Schadenersatzandrohungen“. Dabei musste der Konzern kleinlaut „technische Probleme“ bestätigen. Zum „Schutz der Technik“ seien Bauteile abgeschaltet worden. Das sei keine Manipulation, verteidigt sich Daimler und verweist auf eine im Interesse der Autokonzerne enthaltene Ausnahmeregelung in der EU-Vorschrift. Entscheidend ist jedoch nicht, ob Daimler der Einbau eines „Defeat Device“ (so nannte VW seine Betrugssoftware) nachgewiesen werden kann, die die Abgasnachbehandlung nur auf dem Prüfstand zuschaltet. Die neuen Enthüllungen zu Daimler zeigen vielmehr, dass alle Automobilkonzerne mehr oder weniger systematisch die Öffentlichkeit über ihre mutwillige Zerstörung von Umwelt und Gesundheit der Menschen getäuscht haben.

Doch im Kampf um die Weltmarktführerschaft und aufgrund der getätigten Investitionen wollen die bei der Diesel-Technologie führenden deutschen Autokonzerne daran festhalten. Zusammen mit der IG-Metall-Führung und den rechten Betriebsratsspitzen verteidigen sie den Dieselmotor, um die vorgeschriebenen CO2-Emissionen ihrer Autoflotten ohne größere Gewinneinbußen einhalten zu können.

Unter den Daimler-Belegschaften muss die Auseinandersetzung mit der Behauptung ausgetragen werden, dass eine solche Kritik „Nestbeschmutzung“ sei. Die Arbeiter und Angestellten sitzen aber nicht im Nest des Konzernvorstands. Im Interview mit „rf-news“ dazu ein Stuttgarter Daimler-Kollege: „Für den Vorstand ist dann wohl das Überleben der Aggregate wichtiger als das von Menschen. Kein Arbeiter und kein Ingenieur will aber seine Kinder, Enkelkinder und andere Menschen vergiften. Die Verantwortung dafür trägt der Vorstand, der im Interesse der Aktionäre handelt. Die Kapitaleigner sind bei Mercedes das internationale Finanzkapital, dabei Kuwait, Goldmann&Sachs, Al­lianz usw. Wir Arbeiter und Angestellte sind durchaus in der Lage, andere Fahrzeugantriebe zu produzieren.“ (Das vollständige Interview auf www.rf-news.de)

Die Forderung nach umgehender Umstellung auf umweltverträgliche Antriebstechnologie muss mit der Verteidigung der vorhandenen Arbeitsplätze und dem Eintreten für Ersatzarbeitsplätze verbunden werden. (Zitate aus „Stuttgarter Zeitung“ vom 29.1.16)

Stuttgart (Korrespondenz)