Frauen erklimmen die höchsten Berge
Die weltweite kämpferische Frauenbewegung gewinnt an Durchsetzungskraft
und dringt in neue Bereiche vor. Vor allem: In vielen Ländern der Erde ist das gesellschaftliche Bewusstsein über die „Frauenfrage“ deutlich gewachsen – bei Frauen, Mädchen, aber auch Männern! Unübersehbar jedoch auch die verstärkte Formierung und offene Aggressivität frauenfeindlicher Kräfte. Kurz – um die Frage der Befreiung der Frau polarisiert sich die gesellschaftliche Auseinandersetzung! Eine bedeutende Ausgangslage für die vom 13. bis 18. März 2016 in Nepal stattfindende Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen ...
Frauen werden Streikführerinnen
„In der Vergangenheit hat es immer mehr Streiks gegeben, die Frauen angeführt haben. Die etablierten Gewerkschaften waren daran allerdings in der Regel nicht beteiligt.“ Zu diesem Ergebnis kommt der Menschenrechtsaktivist K. Sahadevan unter anderem aufgrund der Streiks von Teepflückerinnen in Indien. Das trifft nicht nur auf Indien zu. Auch die Streiks von Zehntausenden Textilarbeiterinnen in Bangladesch werden vor allem von jungen Frauen geführt. Ein Beispiel ist die revolutionäre Gewerkschaftsführerin Joly Talugder, stellvertretende Asien-Koordinatorin der Weltfrauenkonferenz. Auch in Deutschland stehen Industriearbeiterinnen in der ersten Reihe. So leistete die ehemalige „Offensiv“-Betriebsrätin Annegret Gärtner-Leymann im Kampf gegen die Schließung von Opel in Bochum eine zähe, zuversichtliche und erfolgreiche Arbeit unter ihren Kolleginnen und Kollegen.
Einheit zwischen Frauen- und Arbeiterbewegung wächst
Der Streik der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungswesen 2015 brachte das Frauenbewusstsein in einem bis dahin einzigartigen Massenumfang in das gewerkschaftliche Bewusstsein ein. Der Kampf um höhere Löhne verband sich dabei eng mit dem Kampf gegen die diskriminierend niedrige Bewertung der Frauenarbeit in den Erziehungsberufen. Der Streik erfuhr große Achtung und Solidarität. Das hat zur Höherentwicklung des Klassenbewusstseins insgesamt beigetragen.
Die Pflegerinnen in den Niederlanden kämpfen seit 2013 mit Entschlossenheit und Einfallsreichtum gegen die geplante Schließung öffentlicher Pflegeeinrichtungen und um ihre Arbeitsplätze. Viele Pflegebedürftige und Angehörige nehmen bewusst an diesem Kampf teil. Ehemalige Hafenarbeiter stehen mit ihren Kampferfahrungen den Pflegerinnen mit Rat und Tat zur Seite. Dies wirkte auf die Hafenarbeiter zurück, die, ermutigt durch den Rückhalt, seit Längerem wieder für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze im Containerhafen streikten.
Die proletarische Frauenbewegung hat sich erheblich gestärkt. Sie ist bedeutender Teil der internationalen Arbeiterbewegung, stärkt diese und hilft der Masse der Frauen, immer besser mit dem Vorbehalt fertigzuwerden, es wäre selbstsüchtig, wenn sie aktiv werden und streiken. Es ist im Gegenteil uneigennützig und solidarisch, gerade gegenüber Kindern und anderen Anvertrauten, wenn Frauen gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur kämpfen.
Gemeinsamkeit von Umwelt- und Frauenbewegung
In Peru sind besonders Frauen Aktivistinnen gegen den exzessiven Bergbau der internationalen Konzerne. Zum Beispiel im Kampf gegen das Projekt „Tia Maria“, einem Übertagebergbau, der die Lebensgrundlagen der Bauern und Anwohner in der Region Arequipa zerstört.
Welchen Sinn soll es auch haben, wenn die Frau sich für die Familie vierteilt, aber keinen Einfluss darauf nimmt, die Lebensgrundlagen der kommenden Generationen zu erhalten? Sowohl für die Befreiung der Masse der Frauen von doppelter Ausbeutung und Unterdrückung wie für die Überwindung der gesetzmäßig gewordenen Umweltkrise muss das kapitalistische Profitsystems beseitigt werden.
Widerstand gegen Gewalt an Frauen überwindet Grenzen
International nehmen Widerstandsaktionen gegen Gewalt an Frauen zu und verbinden sich. So haben Frauen in Indien den Erhalt bzw. die Wiedereinführung gesonderter Frauenwaggons erkämpft, um den ständigen sexuellen Übergriffen in den Zügen zu entgehen. Das wurde von den Frauen in Nepal aufgegriffen und auf Busse angewandt. Die öffentliche Debatte, ausgehend von den sexistischen kriminellen Übergriffen gegen Frauen an Silvester in Köln und anderswo, drückt auch eine gewachsene Sensibilisierung aus. Couragiert „gegen Sexismus und gegen Rassismus“ positionierte sich der Bundesvorstand des Frauenverbands Courage, und die Aktivitäten vieler Courage-Gruppen dazu stießen auf große Sympathie. In verschiedenen Städten demonstrierten Tausende oft junge Frauen, unterstützt von vielen Männern, auch Migranten. Sie wiesen auch Versuche zurück, die Übergriffe für rassistische und fremdenfeindliche Stimmungsmache auszunutzen. „Gewalt gegen Frauen hat keine Grenzen – unsere Solidarität genauso wenig“, schrieben Frauenorganisationen in Frankreich und forderten bei Demonstrationen Aufklärung, warum die Polizei in Köln den Mob gewähren ließ. Die internationale Solidarität insbesondere gegen Gewalt an Frauen und Mädchen ist zum Markenzeichen der kämpferischen Frauenbewegung geworden!
Kampf um die Befreiung der Frau eine internationale Aufgabe
Die revolutionäre Weltorganisation ICOR und ihre Mitgliedsorganisationen haben die Befreiung der Frau zu ihrem programmatischen Ziel gemacht. Die kurdische Befreiungsbewegung eroberte für die Frauen in Rojava (Nordsyrien/Westkurdistan) gleichberechtigte Positionen – ein gewaltiger Schritt nach vorne! Die ICOR-Brigaden zum Aufbau eines Gesundheitszentrums in Kobanê haben diesen Befreiungskampf unterstützt und dem internationalen Zusammenhalt neue Bedeutung gegeben. Nesrin Abdullah, erste Kommandeurin von Kobanê und Vorsitzende der bewaffneten Fraueneinheiten YPJ, die in Rojava gegen den faschistischen IS kämpfen, brachte es in Suleymania in einem Gespräch mit Gabi Gärtner von der MLPD auf den Punkt: Ihre Bewegung sei lange nur eine kurdische Frauenbewegung gewesen, aber heute sei sie Teil einer internationalen Frauenbewegung.
Mit der Entwicklung dieser internationalen Frauenbewegung wächst das Verständnis, dass der Kampf um die Befreiung der Frau und der Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung gemeinsam mit allen Befreiungsbewegungen, der internationalen Arbeiterbewegung und den Revolutionären der Welt geführt werden muss. Eine weltweit verbundene kämpferische Frauenbewegung beginnt, zu einem Bindeglied zwischen der internationalen Arbeiterbewegung und der breiten Volksbewegung aller Unterdrückten zu werden. Sie ist von strategischer Bedeutung für die Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution.
Die Krisenhaftigkeit des imperialistischen Systems, die die breiten Massen in der Welt vor größte Probleme stellt, kann auch durch entschiedene Kämpfe um Verbesserungen nicht überwunden werden. Die Frage nach grundsätzlichen Alternativen wird daher in der kämpferischen Frauenbewegung weltweit diskutiert, mit einer großen Bandbreite von Standpunkten. Die Überparteilichkeit der kämpferischen Frauenbewegung ist eine große Errungenschaft, die immer neu gefestigt wird, besonders gegen Versuche, sie durch antikommunistische Ausgrenzung, Diffamierung und Isolierung zu schwächen.
Weltfrauenkonferenz findet in Nepal statt
Das ist ein toller Sieg der kämpferischen internationalen Frauenbewegung, konsequent an ihren Plänen zur Durchführung der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Nepal festzuhalten und sich nicht durch komplizierte Bedingungen beirren zu lassen. Da war das verheerende Erdbeben im April 2015 mit seiner immensen Zerstörung. Seit dem 20. September führt die faschistoide indische Modi-Regierung eine inoffizielle Wirtschafts- und Handelsblockade gegen Nepal durch (siehe S. 25–27). Diese Blockade macht das Alltagsleben der Familien immens kompliziert: Es fehlt unter anderem an Kochgas und Medikamenten, Schulen müssen schließen.
Die internationale Solidarität der kämpferischen Frauenbewegung hat den Frauen in Nepal Mut und Zuversicht gegeben. Durch die sofortige Sammlung von 23 000 Euro Spenden für den Wiederaufbau nach dem Erdbeben und durch vielfältige Protesterklärungen und -aktionen gegen die Blockade. Natürlich respektierten die Weltfrauen die Entscheidung der Frauen in Nepal, ob die Konferenz überhaupt durchführbar sein würde. Als sich die Blockade lockerte und die nepalesische „United Women’s Alliance“ Monika Gärtner-Engel um ihre Meinung fragten, schrieb sie an die Frauen in Nepal: „Meiner Meinung nach könnte und sollte die Konferenz auch unter schwierigen Bedingungen stattfinden – denn das sind Umstände der Masse der Frauen der Welt! Die Imperialisten organisieren häufiger Blockaden von ganzen Ländern oder Regionen, um die Massen zu unterdrücken und um die fortschrittlichen Bewegungen zu erwürgen. Sollen wir uns dem beugen? Nein! … Ihr entscheidet, aber wir sind bereit, alles mit Euch durchzukämpfen!“ Die Antwort der Nepalesinnen blieb nicht lange aus, auch wenn die Blockade noch nicht gänzlich aufgehoben ist: Die Konferenz findet wie geplant statt!
Wer sind diese Basisfrauen?
Hier sind keine UN- oder Regierungsvertreter am Werk, die mit viel finanziellem Aufwand und unter den Scheinwerfern der Medien schöne Reden schwingen über die Rechte der Frauen, während sie gleichzeitig daran mitwirken, dass das reale Leben der Frauen sich weltweit verschlechtert. Der MLPD-Vorsitzende Stefan Engel würdigte das in seinem Interview mit „Rote Fahne“ 8/2015: „Der internationale Zusammenschluss der Frauenbewegung ist auch deshalb von so großer Bedeutung, weil er ohne Einfluss der von den Herrschenden gesteuerten NGOs zustande kam. Er war eine wirkliche kämpferische Initiative der Basisfrauen und sollte es auch bleiben.“
Nutzen wir die letzten Wochen bis zur Konferenz! Gewinnen wir Nachbarinnen und Arbeitskolleginnen, Vertreterinnen aus der Frauen-, Umwelt- oder Arbeiterbewegung für die Teilnahme an der Weltfrauenkonferenz! Sammeln wir in Deutschland weiter Spenden für eine Partnerin aus einem afrikanischen oder osteuropäischen Land! Bereiten wir uns gemeinsam und gründlich auf diese spannende Auseinandersetzung vor!