Kreislaufwirtschaft – die Lösung des Abfallproblems
Immer kurzlebigere Produkte und die Erweckung ständig neuer künstlicher Bedürfnisse sind ein Wesensmerkmal der heutigen kapitalistischen Wegwerfproduktion
Die durchschnittliche Lebensdauer von Mobilfunktelefonen und Laptops ist auf unter zwei Jahre gesunken.1 Die jährliche Menge an Elektronikschrott hat alleine von 2013 bis 2014 weltweit von 40 auf 42 Millionen Tonnen zugenommen.2 Heute ist es manchmal billiger, einen neuen Drucker zu kaufen als Nachfüllkartuschen. Weniger als ein Prozent der weltweit produzierten Elektronik wird recycelt. Der größte Teil wird in neokolonial abhängige Länder exportiert und bildet dort riesige giftige Abfallhalden. Ein Teil wird verbrannt oder vergraben.
Für jedes Kilogramm einer produzierten Ware entsteht in der kapitalistischen Produktion circa 40- bis 70-mal so viel Abfall. Eine Untersuchung kommt zu dem Schluss: Von jedem Rohstoff, der heute durch die kapitalistischen Monopole abgebaut wird, werden 99 Prozent innerhalb von sechs Monaten zu Müll verwandelt.3 Materie kann jedoch weder erzeugt noch vernichtet, sondern nur in verschiedenste Formen umgewandelt werden. Deshalb gibt es wissenschaftlich betrachtet keinen Abfall. Der menschliche Stoffwechsel mit der Natur muss die Form einer Kreislaufwirtschaft annehmen, in der die Stoffkreisläufe geschlossen werden.
Die kapitalistische Wegwerfproduktion ist dagegen eine Hauptursache für den Umschlag in eine globale Umweltkatastrophe. Wesentliche Triebkraft ist die chronische Überakkumulation von Kapital mit einem ständigen Zwang zur Erweiterung der Produktion und Vernichtung von Kapital.
Dabei sind selbst unter kapitalistischen Verhältnissen schon einige Recycling-Verfahren, z. B. für Elektronik, entwickelt worden, die kaum eingesetzt werden. Dazu gehören Entlötstationen für Platinen, das Kleinmahlen von Elektronik-Bestandteilen unter Kälte (Kryo-Recycling) sowie die Trennung von Metallen, Kunststoffen und Halbleitern. Im Sozialismus können darüber hinaus ganz neue Ansätze mittels einer planmäßigen Entwicklung der Produktion verwirklicht werden, wie die recyclinggerechte Konstruktion aller Bauteile, das Verbot von Giftstoffen und die Steigerung der Haltbarkeit. Produktion und Wiederverwertung werden dann als Einheit entwickelt. Erst die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln und der Natur ermöglicht die weitsichtige Befriedigung der materiellen und kulturellen Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Generationen in Einheit mit der Natur in Verbindung mit einer bewussten Lebensweise.
Die MLPD hat dazu schöpferische Schlussfolgerungen aus den Erfahrungen der früheren sozialistischen Länder gezogen, in denen der Kapitalismus restauriert wurde: „Die neue sozialistische Gesellschaft braucht angesichts der negativen Erfahrungen aus der kapitalistischen Produktions- und Konsumtionsweise einen gesamtgesellschaftlichen Paradigmenwechsel unter der Generallinie der Einheit von Mensch und Natur. … Der Paradigmenwechsel in den Produktionsverhältnissen muss als Grundlage die kritisch-selbstkritische Prüfung haben, welche Produkte und welche Verfahren der Produktion und der Logistik überhaupt sinnvoll sind und welche aufgegeben oder radikal umgestellt werden müssen.“4
(cj)
1 M. Khurrum S. Bhutta, Adnan Omar, and Xiaozhe Yang, Electronic Waste: A Growing Concern in Today’s Environment, doi:10.1155/2011/474230
2 THE GLOBAL E-WASTE MONITOR 2014, United Nations University
3 Paul Hawken, Natural Capitalism, (1999) S. 81
4 „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“, S. 322/323