Weltbörsen verlieren in zwei Wochen fast acht Billionen Dollar (1) an Wert

Der erneute Absturz an Chinas Börsen hat am 24. August zu massiven Kurseinbrüchen an allen Weltbörsen geführt.

Am Montag brach der Kurs in Shanghai um 8 Prozent ein, in der Folge in Tokio um 4,5 Prozent. Der deutsche Leitindex DAX fiel zeitweise auf 9.338 Punkte und damit deutlich unter die als psychologisch wichtig angesehene 10.000er-Marke. Ein Tagesverlust von 7,8 Prozent!

So stark war er zuletzt 2008 bei Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise gefallen. In den USA fiel bei Handelsbeginn die Technologiebörse Nasdaq gleich um mehr als 8 Prozent und der Dow Jones um 4,5 Prozent. Ein wichtiger konkreter Grund für den Börseneinbruch war die Abwertung der chinesischen Währung Yuan vor zwei Wochen angesichts wachsender wirtschaftlicher Probleme.

Damit versucht China, seine Exporte wieder anzukurbeln, was die Konkurrenz der Imperialisten um den Weltmarkt verschärft. In den Kursstürzen spiegelt sich der zeitweilige Abwärtstrend im Rahmen der schwankenden Stagnation wider. Solche Schwankungen können auf der Grundlage der allgemeinen Labilität der Weltwirtschaft zum Auslöser eines neuen Kriseneinbruchs werden. Bereits in den letzten Wochen hat sich die Talfahrt an den Börsen Schritt um Schritt beschleunigt.

Bei den alten imperialistischen Ländern hält das leichte Wachstum in den USA und auch in Deutschland an. Allerdings liegt in Deutschland die Industrieproduktion immer noch mit 99,2 Indexpunkten unter dem Vorkrisen-Höchststand, in der gesamten EU sind es sogar 9,5 Punkte darunter. In der drittgrößten imperialistischen Wirtschaftsmacht Japan hält der Abwärtstrend seit Juli 2014 an.

In den BRICS-Ländern ist das Wachstum der Industrieproduktion in China als zweitgrößter Volkswirtschaft so niedrig wie seit 25 Jahren nicht. Die Investitionen stiegen von Januar bis Juli 2015 so gering wie zuletzt im Jahr 2000. Vor allem die Investitionen in Immobilien brachen ein. Die Industrieproduktion in Brasilien geht seit März 2014 anhaltend zurück, im April brach sie um 7,2 Prozent ein. In Russland fällt die Industrieproduktion seit Februar 2015 unter den Vorjahresstand. In Indien schwächt sich das Wachstum tendenziell weiter ab.

In den MIST-Ländern geht die Industrieproduktion in Südkorea seit Oktober 2014 monatlich zurück. In der Türkei ist das Wirtschaftswachstum nach + 3,4 Prozent 2014 im ersten Quartal 2015 auf + 1,6 Prozent zurückgegangen. In Mexiko zeichnet sich ebenfalls eine Abschwächung ab. Auch die Währungen der BRICS- und MIST-Länder sind in einem krisenhaften Verfall. Eine konkrete Ursache dafür sind die fallenden Rohstoffpreise, die Rohstoffexportabhängige imperialistische Länder wie Russland, Brasilien, Mexiko – vor allem aber auch neokoloniale Länder treffen wie Venezuela.

Eigentlich, so versprachen die bürgerlichen Ökonomen, sollte die Wirtschaft aufgrund des billigen Geldes jetzt so richtig brummen. Doch der Plan, durch Flutung der Geldmärkte einen „sich selbst tragenden Aufschwung“ (Originalton Angela Merkel) auszulösen, ging nicht auf. Das billige Geld der Zentralbanken floss seit Jahren weniger in die Investitionen als in die Aktienmärkte. Stefan Engel brachte in seinem Interview in der „Rote Fahne“ die Sache auf den Punkt: „Wir erleben heute das Scheitern der bürgerlichen Ökonomie, was objektiv den Kapitalismus überhaupt in Frage stellt.“

 

1 www.welt.de, 25.8.2015