Bundesinstitut „übersieht“ Krebseffekt von Glyphosat
Aus Rote Fahne 32/2015: Eine Analyse des Pestizid Aktions-Netzwerks e.V. (PAN Germany) zeigt, dass eine von der Industrie durchgeführte Krebsstudie mit Glyphosat an Labormäusen einen signifikanten Anstieg der Tumorhäufigkeit aufweist, von denen das „Bundesinstitut für Risikobewertung“ (BfR) aber nichts bemerkt haben will.
Die Einstufung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ durch die WHO-Agentur für Krebsforschung (IARC) im März 2015 führte zu einer Kontroverse. Das BfR vertritt die Ansicht, dass von Glyphosat keine Krebsgefahr ausgeht.
Dabei stützt sich das BfR darauf, dass in den von der Industrie durchgeführten Langzeitstudien an Mäusen angeblich keine relevanten Hinweise auf Krebsverursachung ermittelt wurden.
In einer dieser Langzeitstudien kam es zu einem gehäuften Auftreten dieses Tumortyps. Da in der Studie die Lymphome aber auch bei unbehandelten Tieren beobachtet wurden, wenngleich weniger häufig, misst das BfR den Ergebnissen wenig Bedeutung bei. Die erhöhte Tumorrate sei „eindeutig“ auf diesen Mäusestamm und diese eine Studie begrenzt.
Dabei hat das BfR offenbar ungeprüft die Interpretation der Industrie übernommen, kritisiert PAN Germany. Doch bei einer der Studien, die angeblich ohne Effekt waren, wurden dosisabhängig bösartige Lymphome diagnostiziert, während in der Kontrollgruppe kein einziges Mal Lymphome auftraten.
Laut Industrie sind diese Beobachtungen zufälliger Natur, da sie sich nach ihren Berechnungen mathematisch-statistisch nicht absichern ließen. „Wenn man jedoch der ausdrücklichen Empfehlung der OECD zur mathematisch-statistischen Auswertung von Krebsstudien folgt, die mit ihren Guidelines den ,Gold Standard’ für die Testung von Chemikalien und Pestiziden liefert, zeigt sich ein hochsignifikanter, dosisabhängiger Trend für eine erhöhte Tumorrate“, stellt der Toxikologe Dr. Peter Clausing fest, der für PAN Germany die vorliegenden Studien bewertet hatte.
Das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ (BVL) hat zusammen mit dem Umweltbundesamt und dem „Bundesamt für Risikobewertung“ bereits vor zwei Jahren eine umfangreiche Expertise an die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA verschickt. Darin wird die Zulassung von Glyphosat bis 2025 gefordert. Die deutschen Behörden sind als Berichterstatter für Glyphosat praktisch vorentscheidend, was dazu in der EU beschlossen wird. Und auf EU-Ebene ist klar: eine Nichtverlängerung der Zulassung von Glyphosat wäre ein massiver Stolperstein für das geplante Freihandelsabkommens TTIP! (cw)