Kurdische Flüchtlinge erzwingen Einreise in die Türkei

Kurdische Flüchtlinge erzwingen Einreise in die Türkei

Tausende kurdische Flüchtlinge, darunter viele Kinder, erzwangen am Sonntagabend an der syrisch-türkischen Grenze ihre Flucht in die türkische Stadt Akcakale.

 Zuvor hatten türkische Polizisten und Militärs seit Samstag bei brütender Sommerhitze mit Wasserwerfern und Warnschüssen immer wieder versucht, die Flüchtlinge vom Grenzzaun fernzuhalten.

Unterstützt wurden sie dabei auf syrischer Seite von faschistischen IS-Schergen, die ebenfalls versuchten, die Flüchtlinge am Grenzübergang zu hindern. Trotzdem gelang es diesen letztlich, den Grenzzaun niederzureißen und sich einen Weg in die Türkei zu bahnen.

Die örtlichen türkischen Behörden in Akcakale erlaubten daraufhin offiziell den Flüchtlingen die Einreise, obwohl der türkische Vizeministerpräsident Numan Kurtulmus zuvor im Sender CNN-Turk darauf beharrt hatte, „die Menschen müssen im eigenen Land bleiben“.

Zu Recht bezeichnet die kurdische Nachrichtenagentur Amed insbesondere die Zusam­menarbeit der türkischen Sicherheitskräfte mit dem IS als „Kriegsverbrechen“. Ist doch der aktuelle Anlass für das Flüchtlingsdrama der erfolgreiche Vormarsch der kurdischen Kämpfer auf die vom IS besetzte grenznahe syrische Stadt Tal Abjad. So war die Stadt von den kurdischen YPG-Kämpfern und YPJ-Kämpferinnen eingekesselt und es stand bevor, dass der IS vollständig aus der Stadt vertrieben wird.

Das hat strategische Bedeutung für den kurdischen Befreiungskampf. Die Einnahme von Tal Abjad unterbricht die direkte Nachschubroute des IS für Waffen aus der Türkei sowie seine illegalen Ölexporte in die Türkei. Während die türkische Regierung den Kriegs-Korridor der IS erlaubt und schützt, verweigert sie nach wie vor auch einen humanitären Korridor für Helfer und Hilfsgüter zum Wiederaufbau der weitgehend zerstörten Stadt Kobanê. 

In einem Artikel der kurdischen Nachrichtenagentur „Firatnews“ vom 11. Juni heißt es dazu: „Mehr als 100.000 Menschen sind nach Kobanê zurückgekehrt und ein Team mit 40 Fahrzeugen arbeitet hart, um die Straßen der Stadt von Trümmern und Schutt zu säubern. Der Ko­banê-Koordinierungsausschuss fordert Soforthilfe für die Stadt, damit die Menschen überleben und das Problem der Unterkunft bis September lösen können. … Gezgör sagte, dass fast 100.000 Menschen aus Kobanê weiterhin in Zeltstädten rund um Suruc leben; er rief die Weltöffentlichkeit auf, Solidarität mit deren Lage zu zeigen und für die Eröffnung eines humanitären Hilfekorridor in die Stadt einzutreten.“

Das sind nicht zuletzt eklatante Verstöße gegen das internationale humanitäre Völkerrecht. Die aktuellen Vorfälle unterstreichen, wie dringend notwendig die Unterstützung und Verbreitung der Petition für einen humanitären Korridor „Öffnet die Grenzen – Ko­banê muss leben!“ ist.