Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energie in kurzer Zeit möglich
Aus Rote Fahne 23/2015. Moers (Korrespondenz): Eine bereits vor zwei Jahren erstellte Studie der Stanford University sagt: Bis 2030 könnten bei jährlichen Investitionskosten von circa sieben Prozent des Weltsozialprodukts die bisherigen Technologien weltweit umgestellt werden auf eine Energieversorgung aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft. Dann könnte 50 Prozent des Bedarfs über Wind- und 40 Prozent über Solarenergie gedeckt werden, je circa 4 Prozent aus Geothermie und Wasserkraft und 2 Prozent aus Wellen- und Gezeitenkraftwerken.
Autos, Züge und Schiffe können mit Strom und Brennzellen auf Wasserstoffbasis angetrieben werden, Flugzeuge mit flüssigem Wasserstoff. Heizung und Klimaanlagen in Gebäuden könnten ebenfalls über Strom funktionieren, Wasser durch Sonnenenergie vorgewärmt werden. Auch in der Industrie können Strom und Wasserstoff als Antriebsmittel dienen.
Außerdem ließe sich der weltweite Energieverbrauch um 30 Prozent verringern durch Ersetzung bisheriger Verbrennungsprozesse durch energieeffizientere elektrische und wasserstoffgetriebene.
Speicher- und Netzproblematik lösbar
Zur Nutzung von 100 Prozent erneuerbaren Energien braucht man Speichermöglichkeiten zum Schwankungsausgleich (wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint) und ein effektives Stromnetz aus HGÜ-Leitungen1 und „SuperGrid“2. Bereits existierende und verbesserungsfähige Speichertechniken sind: Pumpspeicherkraftwerke, Bleibatterien („Inselnetz“ Berlin), Druckluftspeicher, Erzeugung von Methan und Wasserstoff.
„Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien könnten außerdem Zehntausende Arbeitsplätze neu geschaffen oder erhalten werden“, heißt es in einem Flugblatt der MLPD vom 24. April „Kampf um Arbeitsplätze und Umweltschutz“).
Warum investieren die Monopole nicht in erneuerbare Energie?
Tatsächlich verfolgen die Übermonopole mit der Ausbeutung aller fossilen Rohstoffe und der Atomenergie eine vollkommen entgegengesetzte Richtung. In Deutschland überrundete kürzlich im Energie-Mix der Anteil der erneuerbaren Energie die anderen. Das bedroht unmittelbar die Spitzenposition der fossilen Energie- und Atomkonzerne. Warum steigen diese aber nicht in das Erfolgsmodell regenerative Energie ein? Warum bevorzugen sie stattdessen Fracking?
Dass US-Konzerne durch Fracking Weltmarktführer in der Öl- und Gasproduktion wurden, verschärft den internationalen Konkurrenzkampf und führt dazu, dass auch die internationalen Monopole anderer Ländern nachzuziehen versuchen. Investitionen werden aufgrund der schwankenden Weltmarktlage und des harten Konkurrenzkampfs nur noch getätigt, wenn sie zu Maximalprofit führen. Für Fracking sind relativ geringe Investitionen nötig, weil man vorhandene Techniken nutzen kann. Dagegen sind zum Ausbau der regenerativen Energie höhere Investitionen in Forschung und technische Verbesserungen erforderlich. Das ist für die Konzernvorstände ein Nachteil im Konkurrenzkampf.
1 HGÜ: Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung
2 SuperGrid: Besonders leistungsfähiges Stromnetz zur Fernübertragung großer Strommengen