„Die Umweltfrage nicht ,Experten‘ überlassen ...“
Auszüge aus Diskussionsbeiträgen auf www.sozialismus-forum.de
Abgeschickt von Rene-G am 30. 10. 2014, 15.17 Uhr
... Soll man die Umweltfrage Experten, die „richtig viel Ahnung von Naturwissenschaften (Physik, Chemie, Mathematik, Biologie) und Technik haben“ überlassen? Natürlich werden auch die Experten gebraucht, das ist selbstverständlich, aber zur Rettung der Umwelt brauchen wir doch auch und gerade die breiten Massen. Manch einer hat in Detailfragen sein Wissen, seine Erfahrungen (das „seine“ wie immer geschlechtsneutral) und wenn einer vielleicht keine umfassenden Kenntnisse in Fragen der Naturwissenschaften hat, hat er vielleicht umso mehr Kenntnisse in Fragen der Organisation von Kämpfen oder anderen Dingen. ...
Klar kann dann einer kommen, der (vielleicht) „mehr Ahnung hat, oder so tut als hätte er“. Die Frage ist, wie geht man damit um? Lässt man sich dadurch in die Defensive bringen? Oder nimmt man das als Anlass, sein eigenes Wissen über das Wissen des Anderen zu erweitern, um dann mit ihm Seit an Seit weiter voranzugehen. ... Wenn du und ich und er gleichberechtigt miteinander umgehen und die gegenseitigen Stärken und Schwächen anerkennen und daraus die notwendigen Lehren ziehen, dann ist das doch die Grundlage dafür, dass es nicht mehr ums „du und ich und er“ geht, sondern ums „wir gemeinsam“ (die Leute, die aus ihrem Mehrwissen einen Anspruch auf Überheblichkeit ableiten, gibt es zwar auch, aber die klammere ich hier mal aus). Diskussion der Umweltfrage, das ist NICHT NUR tiefgehende wissenschaftliche Erörterung. Diskussion der Umweltfrage ist so allumfassend wie die Umweltfrage selber.
Abgeschickt von Peter Bäuerle am 3. 11. 2014, 12.53 Uhr
Ich finde gut, dass hier diskutiert wird, welche Bedeutung die Umweltfrage heute hat. Das Buch „Katastrophenalarm!“ stellt ja den Widerspruch heraus: Einerseits bewegt diese Frage enorm viele Menschen hier und weltweit dermaßen, dass inzwischen die ganzen Monopolkonzerne ebenso wie ihre Dienstleister, die bürgerlichen Politiker, sich ständig als Umweltschützer darstellen – obwohl sie die größten Umweltverbrecher sind und wissentlich in eine Umweltkatastrophe steuern. Andererseits gibt es bisher keine vereinheitlichte kämpferische Umweltbewegung, die das internationale Finanzkapital ins Visier nimmt und außer in den Zwischenschichten vor allem unter Arbeitern entscheidenden Einfluss hätte. ...
Dass die Diskussion hier noch etwas zögerlich läuft, liegt wohl daran, dass die Dimension der Frage bei vielen noch nicht erfasst ist. Manche denken, es wird ja schon genügend für die Umwelt getan, weil ihnen das tagtäglich eingeredet wird. Andere meinen, „da kann man eh nichts mehr machen, weil die Kapitalisten eh tun, was sie wollen“. Ich denke auch nicht, dass die meisten Menschen dazu nichts sagen könnten, weil sie vielleicht nicht „wissenschaftlich“ genug gebildet wären. Im Gegenteil! Um was es geht, und genau das tut Stefan Engel in dem Buch, ist, aus den vielen Einzelerkenntnissen, die Wissenschaftler zur Umweltfrage zusammengetragen haben, die Konsequenzen zu ziehen und sie mit der Strategie zum Kampf um den Sozialismus zu verbinden. Es reicht hier eben nicht, allgemeine, abgehobene Diskussionen über den Sozialismus zu führen, sondern es geht um Fragen der Weltanschauung bis zu ganz konkreten Fragen: Reicht es, sich individuell „umweltgerecht“ zu verhalten? Wie bringen wir vor allem unter Arbeitern den sozialen Kampf und den Kampf gegen die Umweltkatastrophe zusammen? Was halten wir vom Gedanken der Umweltgewerkschaft? usw.