100. Jahrestag des türkischen Völkermords am armenischen Volk

Der Völkermord an den Armeniern geschah während des I. Weltkriegs unter der Verantwortung des damaligen Osmanischen Reiches. Diesem ersten systematischen Völkermord des 20. Jahrhunderts fielen bei Massakern und Todesmärschen in den Jahren 1915 und 1916 bis zu 1,5 Millionen Menschen zum Opfer. Die türkische Regierung als offizielle Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches bestreitet dies bis heute. Die Leugnung des Völkermordes an den Armeniern bis zum heutigen Tag ist verknüpft mit der Unterdrückung der kurdischen Nation und anderer nationaler, religiöser Minderheiten wie Assyrer, Pontus-Griechen, Roma etc. Nach wie vor ist die armenische Gemeinschaft in Nordkurdistan/Türkei vielfältiger Verfolgung ausgesetzt. Hrant Dink, Kämpfer für Völkerversöhnung und armenischer Identität wurde 2007 eines ihrer Opfer.

Der deutsche Imperialismus trägt an diesem Völkermord ebenfalls eine Mitverantwortung. Das damalige Deutsche Reich war eng verbunden mit dem Osmanischen Reich. Über diese enge Verbindung wurde der Einfluss in den Nahen und Mittleren Osten und den dortigen strategisch wichtigen Rohstoffquellen ausgebaut.

Die historischen Hintergründe zu diesem Völkermord

Zwei Gesichtspunkte sind hier wesentlich. Zum einen die äußere Einwirkung der damaligen Großmächte, insbesondere des zaristischen Russlands und Englands auf die widerstrebenden Kräfte des damaligen Osmanischen Reiches. Ziel war seine weitere Schwächung zur besseren Ausbeutung. Sie stützten sich dazu insbesondere auf die armenische Bourgeoisie. Das befeuerte die innere Widersprüchlichkeit im Osmanischen Reich. Sie bestand unter anderem im Kampf der Armenier für die nationale Selbstbestimmung unter der Führung ihrer Bourgeoisie. Dieser, im damaligen Osmanischen Reich sehr einflussreichen armenischen Bourgeoisie, ging es darum, wirtschaftliche und politische Voraussetzungen für die Ausweitung ihrer Macht zu schaffen. Hierin liegt eine Ursache für den sich entwickelnden Antagonismus. Die armenische städtische Bourgeoisie trat gegenüber der muslimischen Bevölkerung als Vertreter des Kapitals auf, das unter den Verhältnissen des Osmanischen Reiches vorwiegend einen räuberischen und Wuchercharakter hatte. Im Verlauf verschlechterten sich die Beziehungen zum Osmanischen Reich. Eine weitere Ursache war die Zuspitzung zwischen dem sich zur Sesshaftigkeit entwickelnden und früher nomadisierenden kurdischen Volk und den armenischen Bauernmassen. Die Kurden verdrängten diese – mangels Land – im Zuge der Sesshaftwerdung. Unterstützt wurden sie vom Osmanischen Reich, das dadurch wiederum seine Macht gestützt auf einen kurdischen Feudalismus stärken wollte. So kam es bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts zu Massakern und Vertreibungen an der armenischen Bevölkerung. Im Verlauf des I. Weltkrieges eskalierten diese Widersprüche. Die armenische Bourgeoisie näherte sich im Vorfeld des heranreifenden Ersten Weltkrieges wieder dem zaristischen Russland an, welches offen für die „Verteidigung der unterdrückten Armenier“ eintrat und den armenischen Nationalismus in Form von Forderungen nach einem „Groß-Armenien“ befeuerte. Als sich im Verlauf des I. Weltkriegs ein Erfolg der russischen Truppen an der Ostgrenze des Osmanischen Reiches abzeichnete, antwortete dessen Führung mit härtester Unterdrückung der Armenier und ging dazu über, diese planmäßig und allgemein zu vernichten. Dies geschah unter dem Deckmantel der Umsiedlung der „unzuverlässigen“ armenischen Bevölkerung. Erst mit der Hinwendung zu der nach der Oktoberrevolution sozialistischen Sowjetunion 1917 und der Abwendung der übrigen armenischen Bevölkerung von ihrer nationalen Bourgeoisie beruhigte sich die Situation für das armenische Volk.

Anlässlich des 100. Gedenktages am 24. April 2015 fordert die MLPD unter anderem: Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern durch den türkischen Staat! Sofort, ohne Bedingung und mit allen Konsequenzen.