Modernste Haushaltstechnik und materielle Vorbereitung des Sozialismus
Internationale Funk-Ausstellung (IFA) Berlin – Consumer Electronics Unlimited
Berlin (Korrespondenz): Die Internationale Funkausstellung als größte Fachmesse ihrer Art war auch in der 54. Ausgabe dieses Jahr vom 5. bis 10. September ein Riesenpublikumsmagnet. Die beinahe unendlich anmutende Vielfalt an Unterhaltungselektronik und neuester Technik im Kommunikationssegment hat es den Besuchern neben dem Rahmenprogramm mit Stars und Sternchen wohl am meisten angetan.
Aber auch die Gebrauchselektronik versetzt die Besucher jedes Jahr aufs Neue ins Staunen. In den 1920er Jahren wurden noch die ersten Fernseher erkundet. Im Jahr 2014 sind es die komplett vernetzten Haushaltsgeräte im sogenannten „Smart Home“, die einen ins Grübeln bringen.
Smart Home?
Da kann man neuerdings mit seiner Herdplatte beispielsweise Waschmaschine und Trockner anschalten und sie danach im Kühlschrank nachschauen lassen, ob man auf dem Weg nach Hause noch schnell dieses oder jenes einkaufen muss. Das macht man ganz bequem in der Mittagspause oder im Bus mit Smartphone und Internet.
Zeitersparnis und Effizienz stehen ganz hoch im Kurs der Aussteller. Zeit, die man besser mit angenehmen Dingen verbringt, wie man in den Hochglanzbroschüren lesen kann. Stimmt schon. Wer würde nicht lieber einen Roboter die Fußböden saugen und die Fenster putzen lassen, während man auf Arbeit ist, um abends in eine stets glänzende Wohnung zurückzukehren? Und ein Backofen, der weiß, wann der Kuchen fertig ist, sich dann abschaltet und auch noch selbst reinigt, hört sich verlockend praktisch an. Früher musste man noch stundenlang am Fluss die Wäsche waschen und an der Sonne trocknen lassen – heute ist das gesamte Outfit in einer Stunde sauber und trocken, wenn es mal richtig schnell gehen muss.
Fortschritt …
Wem das jetzt wie Zukunftsmusik anmutet, dem sei versichert: Alle beschriebenen Produkte kann man bereits käuflich erwerben. Die Frage, ob man diese braucht, ist allerdings durchaus berechtigt. Gleichzeitig hat sicher niemand etwas dagegen einzuwenden, wenn einem die Hausarbeit derartig erleichtert wird, dass sie nur noch einen minimalen Zeitaufwand bedeutet.
Tatsächlich sind diese Haushaltsgeräte genauso Ausdruck des technischen Fortschritts und der revolutionären Entwicklung der Produktivkräfte im Kapitalismus wie beispielsweise Entwicklungen in der Großindustrie. Im Buch „Götterdämmerung über der ,neuen Weltordnung‘“ heißt es dazu auf S. 573/574:
„Am tiefgreifendsten sind zweifellos die Veränderungen auf dem Gebiet der Kommunikationstechnologie, mit deren Hilfe einzelne Menschen oder Gruppen von Menschen, Produktionsteams, Haushalte, Lebensgemeinschaften usw. allseitig in die Planung und Organisation der gesellschaftlichen Produktion und Reproduktion des unmittelbaren Lebens einbezogen werden können. Hier entstehen umfassende Möglichkeiten:
,Intelligente Häuser und internetfähige Haushaltsgeräte sind nicht mehr visionäre Konzepte einer fernen Zukunft. Mit der Vernetzung verschiedener haustechnischer Systeme wie z. B. Heizung, Alarmanlage, Kühlschrank, TV-Gerät oder Wetter- und Anwesenheitssensoren gehört der vernetzte, teilweise automatisierte und ferngesteuerte Haushalt zu den großen Innovationsfeldern dieses Jahrzehnts. Man spricht zu Recht von einem intelligenten Haus, wenn die einzelnen Komponenten durch moderne Informations- und Kommunikationstechnik zu einem Gesamtsystem vernetzt und koordiniert betrieben werden.‘ (,Erde 2.0 – Technologien für morgen‘, S. 86/87)“
Es wäre ein Leichtes, diese Entwicklungen zu nutzen, um die Hausarbeit in großem Umfang gesellschaftlich zu organisieren. Vor allem bestehen heute Möglichkeiten wie nie zuvor, individuelle und kollektive Lebensweise als Einheit nachhaltig zu gestalten. Verhindert wird das durch die Alleinherrschaft des internationalen Finanzkapitals, die sich der Nutzung des gesellschaftlichen Fortschritts im Interesse der Massen entgegenstellt. Während Hunderte von Millionen Menschen die internationalisierte Produktion tragen und das gesellschaftliche Leben gewährleisten, hält diese kleine Minderheit die Macht in ihren Händen.
Die wahre Befreiung der Frau …
Dass die Hausarbeit mehr und mehr gesellschaftlich organisiert wird, ist ein Hauptmerkmal der Befreiung der Frau im Sozialismus als Übergangsgesellschaft zum Kommunismus. Auch dann muss diese Umwälzung offensiv angepackt werden. In einer solchen Aufbausituation in der
sozialistischen Sowjetunion schrieb Lenin in „Die große Initiative“ zu den Herausforderungen für die Befreiung der Frau: „Wir haben tausendmal Recht, stolz zu sein auf das, was wir auf diesem Gebiet geleistet haben. Aber je mehr wir den Boden von dem Schutt der alten bürgerlichen Gesetze und Einrichtungen gesäubert haben, um so klarer ist es für uns geworden, daß dies nur die Ebnung des Bodens für den Bau, aber noch nicht der Bau selber ist. …
Die wahre Befreiung der Frau, der wahre Kommunismus wird erst dort und dann beginnen, wo und wann der Massenkampf (unter Führung des am Staatsruder stehenden Proletariats) gegen diese Kleinarbeit der Hauswirtschaft oder, richtiger, ihre massenhafte Umgestaltung zur sozialistischen Großwirtschaft beginnt.“ (Lenin, Werke, Bd. 29, S. 418/419)
… oder Versüßen der bürgerlichen Familienordnung
Die bürgerliche Familienordnung im Kapitalismus zielt jedoch darauf ab, dass frau ganz allein mit ihrer Wäsche beschäftigt ist und möglichst jeden Tag drei vollwertige Mahlzeiten auf den eigenen Tisch bringt. Mit Hilfe der neuen technischen Entwicklungen am Hausgerätemarkt soll die bürgerliche Familienordnung, die in einer chronischen Krise steckt, somit sogar noch stabilisiert werden.
Mehr Müll und Rohstoffverschwendung
Darüber hinaus sind auch auf dem Hausgerätemarkt die Entwicklungen derartig schnelllebig geworden, dass man hier als Konsument jederzeit dem neuesten Trend nachjagen soll. Die „Frauenfreundlichkeit“ entpuppt sich schnell als Methode, im kapitalistischen Konkurrenzkampf den Absatz anzukurbeln, mit weiterer Überausbeutung der Rohstoffe und der Produktion stets wachsender Müllberge.
Gläserner Haushalt?
Die Vorstellung, dass durch die Vernetzung aller Haushaltsgeräte miteinander und die Steuerung per Internet auch die privatesten Gewohnheiten durch die Hersteller (oder wen auch immer) überwachbar werden, mag ebenfalls Unbehagen auslösen.
Mein Fazit des IFA-Besuchs
Der Kapitalismus hat technische Errungenschaften auf dem bisher höchsten Niveau hervorgebracht. Eine umfassende und weltweite Nutzung dieser Technologien im Interesse der Bedürfnisse der Menschen werden wir mit Genuss und gesellschaftlicher Effizienz im Sozialismus verwirklichen.