Zur Diskussion gestellt: „Wir können nicht auf den Sozialismus warten, um die Umwelt zu retten“

Aus Rote Fahne 26/2014: Aschaffenburg (Korrespondenz): Neulich fragte mich bei einem Info-Stand eine in der Umweltbewegung aktive Frau, warum wir uns so viel Zeit nehmen würden, das Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ zu studieren.

Viel wichtiger sei es doch, dass jetzt möglichst viele Leute z. B. für eine wirkliche „Energiewende“ auf die Straße gehen. Wir könnten doch nicht auf den Sozialismus warten, um die Umwelt zu retten.

Ich antwortete, dass wir selbstverständlich den Kampf zur Rettung der Umwelt auch heute führen. Sie wisse ja, dass wir bei uns am Ort z. B. zum Jahrestag der Fukushima-Katastrophe eine Protestkundgebung organisierten. Es reicht aber nicht mehr, gegen diese oder jene umweltzerstörerischen Ereignisse spontan auf die Straße zu gehen und die eine oder andere Umweltschutzmaßnahme durchzusetzen. Man kann die Umwelt nicht retten, wenn man die gesellschaftlichen Ursachen der katastrophalen Entwicklung der globalen Umweltkrise nicht versteht. Das Buch beweist z. B., dass nicht der Mensch an sich schuld daran ist, sondern die Umwelt vor der kapitalistischen Profitwirtschaft gerettet werden muss.

Sie sehe schon, dass vor allem die großen Konzerne verantwortlich für die zunehmenden Umweltzerstörungen sind und die Regierungen nach deren Pfeife tanzen, meinte die Umweltaktivistin. Das eben müsse man ändern.

Ob sie schon jemals erlebt hätte, dass eine Regierung den Kapitalismus gezähmt habe, fragte ich sie. Die Regierungen sind doch die Geschäftsführer der Monopole – egal wer gerade das Zepter schwingt. Im Buch wird untersucht, wie die kapitalistische Produktionsweise im Laufe ihrer Geschichte den Raubbau an der Natur immer weiter getrieben hat. Der Kapitalismus kann bei seiner heutigen Entwicklungsstufe der international organisierten Produktion ohne die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit nicht mehr existieren. Das verlangt der weltweite kapitalistische Konkurrenzkampf von den internationalen Monopolen, wenn sie nicht untergehen wollen. Deshalb kann nur eine internationale sozialistische Revolution mit der sozialen Frage auch die ökologische Frage nachhaltig lösen. „Dieses Buch lässt keinen Zweifel daran, dass die Menschheit die Umweltfrage nicht dem herrschenden Gesellschaftssystem überlassen darf. Sie wird sonst untergehen in der kapitalistischen Barbarei“, heißt es im Vorwort.

Interessiert, aber noch nicht ganz überzeugt, wollte die junge Frau nun wissen, was das praktisch für uns heißt. Was tun wir – außer das Buch zu studieren und Kundgebungen zu organisieren?

Wir arbeiten daran, dass der Umweltkampf geführt wird und einen gesamtpolitischen, gesellschaftsverändernden, letztlich revolutionären Charakter bekommt, erklärte ich. Wir Marxisten-Leninisten engagieren uns für eine breite, selbständige und kämpferische Umweltbewegung auf antifaschistischer Grundlage. Der aktive Widerstand gegen die drohende globale Umweltkatastrophe kann so zur Schule der Vorbereitung und Durchführung der internationalen Revolution werden.

Ich gab ihr dann einen Flyer zum Buch. Mal sehen, ob sie es kauft und eventuell auch an der Studiengruppe teilnimmt.