Wie „umweltfreundlich“ sind Schiffe wirklich?
Aus Rote Fahne 26/2014: Lübeck (Korrespondenz): Schiffe gelten im Allgemeinen als „umweltfreundliches Transportmittel“. Wenn man den Ausstoß von CO2 pro Tonnenkilometer mit dem Lkw vergleicht, scheint das zuzutreffen. Der Dreck, der aus Schiffsschornsteinen geblasen wird, ist aber alles andere als „umweltfreundlich“.
So meldete kürzlich das Helmholtz-Zentrum Geesthacht, dass 20 bis 30 Prozent der Schwefel- und Stickstoffkonzentrationen in der Nordsee auf Schiffsemissionen zurückzuführen sind. Hinzu kommen Rußpartikel durch die Verbrennung von Diesel. Am schlimmsten wirkt die Verbrennung von Schweröl. Selbst wenn in Schiffen Rußfilter eingebaut werden – was selten genug der Fall ist – lassen sie zwangsläufig Feinstäube durch.
Dazu heißt es im Buch von Stefan Engel „Katastrophenalarm!“: „Partikel, die weniger als zehn Mikrometer groß sind, werden von den Lungenbläschen aufgenommen. Partikel kleiner als ein Mikrometer können über die Lunge direkt in die Blutbahn, in das Zellgewebe und sogar in das Gehirn von Lebewesen vordringen … Fachleute schätzen, dass 2012 infolge von Feinstäuben weltweit mehr als zwei Millionen Menschen starben.“ (S. 174) Den Hauptanteil dafür bilden Kohlekraftwerke, der Straßenverkehr und Schiffe.
Als wegen des Ausstoßes von Schadstoffen die Anerkennung von Travemünde als Seebad in Gefahr geriet, wurden 2008 Landstromanschlüsse für drei Fähren installiert – viel zu wenig. Allerdings ging es in der öffentlichen Diskussion nicht um die Gesundheitsgefährdung von Hafenarbeitern und Seeleuten sowie die Schädigung der Umwelt.
Warum wird bei einem Schiff am Kai überhaupt noch der Bordstrom über Hilfsdiesel erzeugt? Von den Reedereien kommt regelmäßig das Argument, die Vermeidung von Schweröl und die Bezahlung des Landstroms sei für sie „zu kostenintensiv“. Es geht um ihre Profite!
Mit ihrer Profitwirtschaft richten die Kapitalisten weltweit die natürliche Umwelt und damit die Existenzbedingungen der Menschen zugrunde. Die Kosten für die Zerstörung der Umwelt und bei Krankheiten sollen wir alle tragen. Ihrer Profitlogik können wir uns nicht unterwerfen. Weltweit kämpfen Menschen gegen den beschleunigten Übergang in eine globale Umweltkatastrophe. Auch die Hafenarbeiter sind gefordert, für den Erhalt der bedrohten Einheit von Mensch und Natur zu kämpfen.