Wie bei Daimler eine kämpferische Kollegin „kalt entsorgt“ werden soll
Stuttgart (Korrespondenz): Seit der Fernsehsendung „Hungerlohn am Band“ bei Daimler entwickelte sich der vielfältige Widerstand gegen Werksverträge. Die verschiedensten Enthüllungen reißen nicht mehr ab. Solidarität und Protest wird organisiert. Aber auch bürgerliche Politiker, wie zuletzt Angela Merkel beim IGM-Gewerkschaftsstag in Frankfurt, müssen sich zumindest verbal für die Rechte der Kollegen positionieren. Und auch der Daimler-Vorstand versucht, seine Hände in Unschuld zu waschen.
Die Wählerinitiative für den Direktkandidaten der MLPD, Volker Kraft, machte eine Umfrage vor dem Tor. Dabei setzten sich drei Viertel der Kollegen für die Übernahme und Gleichstellung der Kollegen ein. Eine Initiative machte zwei Kundgebungen vor dem Tor. Die Logistikfirma Preymesser und ihr Auftraggeber Daimler, bei dem die Werkverträgler letztlich arbeiten, gerieten immer mehr ins Visier. Einzelne Kollegen klagten gegen die Zustände.
Die Kollegin Andrea Limburg diskutierte mit vielen Beschäftigten über die arbeiterfeindlichen Zustände und setzte sich darüber hinweg, dass sich die Werksverträgler mit den Daimler-Arbeitern nicht mehr unterhalten sollten. Ein ebenso unverschämter wie haltloser Maulkorb, der nicht zu akzeptieren ist. Sie war auch bei einer Kundgebung vor dem Tor.
„Ihre“ Leihfirma „home of job“ meldete nun Konkurs an und setzte alle Beschäftigten bis zum 31. Oktober auf die Straße, darunter auch Andrea Limburg. Bei einem Gespräch mit Herrn Piegsa von Preymesser wurde den Kollegen die Option genannt, sich auch direkt bei der Logistikfirma Preymesser zu bewerben. Andrea Limburg nahm diese Möglichkeit wahr und hörte zuerst mal gar nichts. Nach längerer Wartezeit wurde bei einem Gespräch – wieder mit Herrn Piegsa – ihr Arbeitseinsatz gelobt. Einen Arbeitsvertrag bekam sie trotzdem nicht. Für die Nichtübernahme sollten „persönliche Gründe“ verantwortlich sein, die Herr Piegsa aber nicht nennen wollte. Nun – keine Antwort ist auch eine Antwort.
Offensichtlich soll eine kämpferische Kollegin, die sich nicht den Mund verbieten lässt, auf kalte Tour politisch motiviert „entsorgt“ werden. Im Hintergrund wirkt hier auch Daimler mit. Der Konzern will einerseits gut Wetter machen, indem er groß in den Medien verbreitet, dass 150 Leiharbeiter fest übernommen würden. Gleichzeitig will Daimler aber an den arbeiterfeindlichen Werksverträgen festhalten. Nur die gröbsten ungesetzlichen Verstöße will die Geschäftsleitung beseitigen. In dieser Situation wird die Entlassung von Andrea Limburg zum Politikum besonderer Art, indem eine Kollegin genau für das bestraft werden soll, wogegen derzeit alle und jeder und selbst die „offizielle Politik“ auftreten – nämlich für den Kampf gegen verschärfte Ausbeutung und Unterdrückung durch Leiharbeit und Werkverträge!
Hier ist die Solidarität der ganzen Belegschaft gefragt. Ganz so wie es die Vertrauensleute-Vollversammlung der IG Metall am 16. Juli beschlossen hat: „Die Daimler-Vertrauensleute der IGM in Untertürkheim unterstützen die Werkverträge-Kollegen, die um gleiche Rechte und Festanstellung kämpfen … Eine Klasse – ein Gegner – ein Kampf!“
Wer einen von uns angreift, greift alle an. Deshalb muss auch die politisch motivierte Kündigung von Andrea Limburg vom Tisch – denn um nichts anderes handelt es sich real. Daimler muss Andrea Limburg fest einstellen.