Böses Spiel bei Küppersbusch (TEKA)

Böses Spiel bei Küppersbusch (TEKA)

Die Firma Küppersbusch gehört zum spanischen Konzern TEKA. In Gelsenkirchen werden Großküchen produziert und Herde vertrieben. Im Juni wurde ein sogenanntes „Schutzschirmverfahren“ eingeleitet (siehe Interview mit Rechtsanwalt Frank Stierlin dazu). Der Belegschaft wurde Hoffnung gemacht: so könne der Betrieb saniert werden, um eine Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden. Drei Monate zahlte das Arbeitsamt die Löhne. Doch die Geschäftsführung bestand auf bis zu 70 Entlassungen und verlangte für die übrigen Beschäftigten bis 30 Prozent Lohnkürzung und weitere Flexibilisierung. Auf einer Gewerkschaftsversammlung im August wurde diese Erpressung von den Vertretern der IGM-Ortsverwaltung als alternativlos zur Stilllegung dargestellt. Überrumpelt stimmten die meisten Anwesenden dafür, das zu verhandeln. Als Anfang September der Sanierungsplan umgesetzt wurde und 56 Arbeiter und Angestellte die Kündigung bekamen, wurde vielen klar, dass sie für ihre eigene Entlassung gestimmt hatten. Ein betroffener Kollege berichtet der „Roten Fahne“:

„Wir sind keine räudigen Hunde!“
Über 35 Jahre habe ich bei Küppersbusch gearbeitet. Als ich anfing, waren wir noch 3.200 Leute, jetzt sind es noch 350. Ich habe nicht mit der Kündigung gerechnet, schon aus Altersgründen. Doch dann wurde ich früh morgens zur Geschäftsführung gerufen. Der Geschäftsführer bedauerte, dass er uns entlassen muss. Wir bekämen den Lohn noch vier Monate, könnten aber sofort unsere Sachen mitnehmen oder bleiben. Wir sollten die Zeit nutzen, uns nach anderer Arbeit umzusehen. Das sollte wohl ein schlechter Witz sein! Überall werden hier Arbeitsplätze abgebaut. Und dann in meinem Alter. Da hast du dich Jahrzehnte für den Betrieb kaputt geschuftet und bekommst einen Tritt wie ein räudiger Hund!

Wenn alle anderen Ansprüche bedient sind: des Sanierungsverwalters, des Gerichts, der Banken usw., dann gibt es vielleicht maximal 2,5 Monatslöhne als Abfindung. Wie sollen wir ohne Arbeit unsere Verpflichtungen zahlen? Auch brechen Kontakte weg, die Gespräche auf der Arbeit, ob es über Fußball ging oder über den „Zündfunken“ (Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Küppersbusch).

Das Vorgehen zeigt, dass unsere Arbeitsplätze TEKA einen Dreck interessieren. Die wollen den Betrieb nur verjüngen und rentabler machen. Keine Ahnung, ob sie den Betrieb weiterführen oder nicht. Aber wenn sie ihn schließen wollen, dann tun sie das, ob wir auf Lohn verzichten oder nicht. Wir können danach nicht gehen. Sie fragen uns auch nicht, wovon wir die Miete zahlen oder die Raten für den Kredit oder die Ausbildung der Kinder! Ich empfehle heute den Kollegen: Verzichtet auf gar nichts – das rettet keinen einzigen Arbeitsplatz. Die Jungen und andere, die geblieben sind, sind froh, dass sie noch drin sind, haben Angst und nehmen es hin. So habe ich auch gedacht. Obwohl wir ja schon früher erpresst wurden. Wir haben auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet. Zwölf Millionen Euro wurden mit dem letzten Sondertarifvertrag aus der Belegschaft erpresst. Trotzdem habe ich auf der Versammlung auch dafür gestimmt, über die Forderungen von TEKA zu verhandeln. Es kam rüber, dann gibt es eine Chance für den Betrieb. Um ehrlich zu sein: Ich dachte, ich werde nicht dabei sein. Das war ein Fehler.

Letztlich schneiden wir uns immer ins eigene Fleisch, wenn wir uns ausspielen lassen. Es schwächt uns insgesamt, wenn wir nur auf die eigene Person oder den Betrieb sehen. Es stimmt schon, dass wir viel stärker wären, wenn wir zusammen vorgehen mit den anderen Kollegen von Opel, Stahl und anderen. Doch der Zusammenhalt ist viel schwerer geworden in den letzten Jahren. Aber man darf nicht aufgeben. Vielleicht kann ich die Zeit, die ich jetzt habe, dafür nutzen.