Automobilzulieferindustrie: Jeder zehnte Job auf der Abschussliste

Automobilzulieferindustrie: Jeder zehnte Job auf der Abschussliste

In der Automobilindustrie ist eine internationale Neustrukturierung voll im Gange. Ganze Werke werden geschlossen, die Ausbeutung gesteigert. Das hat auch weitgehende Auswirkungen auf die Zulieferer. Dort sind zurzeit europaweit fünf Millionen Menschen beschäftigt, sie sind Teil des internationalen Industrieproletariats.
Eine Studie der Unternehmensberatung Berger kam im März 2013 zu dem Ergebnis, dass in den nächsten vier bis fünf Jahren in Westeuropa um die 75.000 Stellen in der Zulieferindustrie vernichtet werden sollen, etwa jeder zehnte Arbeitsplatz. Ein erneuter Einbruch in der Weltwirtschafts- und Finanzkrise ist da noch gar nicht eingerechnet.
Beim Autositze-Hersteller Johnson Controls stehen die Werke Roudnice/Tschechien, Grefrath, Böblingen und möglicherweise Neuenburg und Espelkamp auf der Abschussliste. Bosch plant Schließung oder Verkauf von weltweit zehn Standorten bzw. die Vernichtung jedes fünften Arbeitsplatzes. Magna kündigt das Aus für sein Werk in Steyr/Österreich an. Das Hella-Werk in Paderborn ist seit Juni dicht und Benteler will 2013 1.800 Stellen streichen.
Oft wird die Arbeitsplatzvernichtung durch Entlassung von Leiharbeitern auch scheibchenweise durchgesetzt. Bei Bosch sind schon 1.800 Beschäftigte von der Betriebsvereinbarung vom Dezember 2012 betroffen: Arbeitszeitabsenkungen bei Umsatzeinbrüchen bis zu 20 Prozent mit teilweisem Ausgleichsbetrag und „Beschäftigungsgarantie“ von 12 Monaten.
Die Automobilkonzerne diktieren den Zulieferern in ihrem Kampf um die Weltmarktstellung Nummer 1 die Preise. Unter dem Schlagwort „schlankere Wertschöpfungskette“ wollen sie die Anzahl ihrer Zulieferer reduzieren, z. B. Ford weltweit auf 750. Zulieferer reduzieren auch selbst die Anzahl ihrer Zulieferer, z. B. Kirchhoff/Attendorn von 5.000 auf 3.000, Sitzehersteller Grammer von 1.500 auf 300, Continental von 1.300 auf 900, ZF von 3.500 auf 2.000. Deshalb sind die Zulieferer der Zulieferer besonders von Insolvenzen betroffen. Viele Zulieferer verlagern ihre Produktion zunehmend nach Asien, Mittelamerika und Osteuropa.
Außerdem erhöhen die Zulieferer selbst den Preisdruck auf ihre Zulieferer. Stolz verkündete Herr Lucas von der Hella-Geschäftsführung auf der Betriebsversammlung des Werks Recklinghausen im Juni, dass sie den Preisdruck „überkompensieren“ konnten. Über die Folgen für die Beschäftigten verliert er kein Wort.
Da ist der gemeinsame Kampf und Zusammenhalt der Belegschaften in den Autokonzernen selbst und bei den Zulieferern gefordert. Die TRW-Kollegen Gelsenkirchen legten schon vor, als sie wie die Opelaner in Bochum einen Erpresservertrag mit weiterem Lohnverzicht ablehnten.