Das Who is Who des Terrors

Schlüsselfiguren der Verstrickung staatlicher Stellen, der NPD und des faschistischen Terrors

Beim am 17. April in München beginnenden NSU-Prozess ist Beate Zschäpe der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und der Mittäterschaft bei den zehn Morden der NSU angeklagt. Mit auf der Anklagebank sind vier weitere Neofaschisten wegen Unterstützung der NSU und wegen Beihilfe zum Mord.

Die Generalbundesanwaltschaft beschuldigt inzwischen neun weitere Neofaschisten, ohne dass diese bisher angeklagt werden. Viele haben Querverbindungen zum Geheimdienst, aber auch zur NPD. Die Angeklagten außer Beate Zschäpe sind:

Andre E.
Produzierte in seiner Medienfirma die DVD mit dem unsäglichen Bekennervideo der NSU und überließ der NSU zwei Bahncards. („WAZ“, 24. 11. 2011)

Holger Gerlach
Hat dem NSU-Trio sein Wohnmobil, einen Reisepass und den Führerschein zur Verfügung gestellt. In seinem Bankschließfach fanden die Ermittler 27.500 Euro Bargeld. („Spiegel“, 22. 11. 2011)

Carsten Schultze
Hat die Mordwaffe Ceska in dem Jenaer Szene-Laden „Madley“ gekauft, nachdem diese aus der Schweiz dorthin geliefert worden war. („Freie Presse“, 16. 6. 2012). Nach kurzer Haft entlassen und inzwischen verschwunden.

Ralf Wohlleben
Lange führender NPD-Funktionär, hat 1999/2000 der NSU die Waffe beschafft, mit der alle Morde an den Kleinhändlern begangen wurden. Steht auch im Verdacht, V-Mann des Verfassungsschutzes zu sein.

Nach bisherigen Erkenntnissen stehen unter anderem folgende Personen mit der NSU in Verbindung:

Tino Brandt
Hat den faschistischen „Thüringer Heimatschutz“ aufgebaut. Zugleich V-Mann des Verfassungsschutzes und mit 200.000 DM entlohnt. Auch
V-Mann des Verfassungsschutzes in der NPD. Wichtigste Kontaktperson für Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt. Brand erhielt vom Verfassungsschutz 2.000 Euro, damit die NSU sich „legale illegale“ Pässe beschaffen konnte. Gegen Brandt wurde in 35 teils schweren Fällen ermittelt – nie wurde er verurteilt.

Thomas R.,
auch „HJ-Thommy“ genannt, war mit dem Decknamen „Corelli“ seit zirka 1995 bis 2012 V-Mann des Verfassungsschutzes, honoriert mit insgesamt 180.000 Euro Steuergeldern. Auf der von ihm betriebenen Website der rassistischen Zeitschrift „Der weiße Wolf“ erklärte er 2002 nach drei Morden: „Vielen Dank an die NSU!“ Er war ebenso wie der Gruppenführer der ermordeten Polizistin Michéle Kiesewetter Mitglied einer deutschen Ku-Klux-Klan-Zelle. Mittels einer neuen Identität durch englische und deutsche Geheimdienste lebt er jetzt in England. (focus online 24. 2. 2013)

Jan W.
Hat die Mordwaffe der NSU – eine Ceska 83 – über seine „Blood&Honour“-Kontakte in der Schweiz beschafft. („Focus“, 29. 1. 12) Jan W. soll einer von drei V-Männern des Verfassungsschutzes sein, die dieser im Umfeld der NSU-Gruppe eingesetzt hatte. Er hatte wiederholt Kontakt zum sächsischen Innenministerium.

Thomas Starke
Lieferte Sprengstoff für die NSU-Gruppe. Zugleich Spitzel des Landeskriminalamtes, Skinhead und Mitglied bei „Blood&Honour“. V-Mann des Landeskriminalamt Berlin

Andreas Temme
Hessischer Verfassungsschützer, Spitzname („Klein Adolf“) war mindestens bei einem Mord zur Tatzeit am Tatort und in fünf weiteren in Tatortnähe.