Neues von der Weltwirtschafts- und Finanzkrise

Spaniens Absturz vertieft die Krise in Europa

Spanien ist nach Griechenland in den Brennpunkt der Eurokrise gerückt. Die Verschuldung Spaniens ist im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung zwar weit geringer als die von Griechenland. Sie steigt jedoch rasant an. 2008 lag sie mit 437 Milliarden Euro bei 40,2 Prozent des BIP, 2011 mit 735 Milliarden Euro bei 68,5 Prozent. (Eurostat) Spanien ist mit 47 Millionen Einwohnern gegenüber 11 Millionen in Griechenland viel größer. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist mit 1.073 Milliarden Euro im vergangenen Jahr fast fünfmal so hoch wie das von Griechenland.

Die Furcht vor einem finanziellen Kollaps eines so großen Landes reißt ganz Europa in einen Strudel. Der Dax fiel am 4. Juni zum ersten Mal seit Anfang Januar wieder unter die Marke von 6.000 Punkten. Die „Süddeutsche Zeitung“ kommentiert: „Die heftigen Verluste am Aktienmarkt signalisieren, dass die Anleger mit einer drastischen Verschärfung der Wirtschaftskrise rechnen“. (4. 6. 12) Der Euro ist im Verhältnis zum US-Dollar seit Anfang Mai um acht Cent auf 1,24 US-Dollar gefallen.
Die Vertiefung der Weltwirtschafts- und Finanzkrise in den südeuropäischen Ländern drückt das Exportwachstum. Die deutschen Ausfuhren in die Euro-Länder stiegen im 1. Quartal 2012 nur noch um 2,2 Prozent. Die Ausfuhr in die südeuropäischen Länder sinken: Italien -7,6 Prozent im 1. Quartal, Spanien -7,8 Prozent, Griechenland -9,8 Prozent und Portugal -14,0 Prozent. (www.destatis.de)
Spanien ist von der Weltwirtschafts- und Finanzkrise aufgrund der geplatzten Bau- und Immobilienspekulation be-sonders betroffen. Überall stehen fertige und halbfertige Bauten oder sogar Großprojekte wie Flughäfen, die sich nicht rentieren. Die faulen Kredite in den Büchern spanischer Banken werden auf 180 Milliarden Euro geschätzt. (www.ftd.de, 9. 5. 2012)

Wirtschaft stürzt ab
Der wirtschaftliche Absturz verstärkt die Finanzkrise. Anders als Deutschland hat es Spanien nicht geschafft, sich vom Tiefpunkt der Krise überhaupt wieder zu lösen. Die Industrieproduktion stürzte 2009 um 22,3 Prozent gegenüber dem Höchststand von 2007 ab. Seitdem ist sie noch weiter gesunken, im März 2012 um 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. (http://stats.oecd.org/mei)

Über die Hälfte der Jugend ohne Arbeit
Die offizielle Arbeitslosenquote ist im April auf 24,3 Prozent geklettert, die höchste in der EU. Die Jugendarbeitslosenquote liegt sogar bei 51,5 Prozent (Eurostat). In absoluten Zahlen waren im 1. Quartal 2012 5,7 Millionen Menschen ohne Arbeit. (www.fr-online.de)

Milliarden für die Banken
Um die Neuverschuldung von 8,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vergangenen Jahr auf 5,3 Prozent in diesem Jahr zu senken, hatte die spanische Regierung ein Krisenprogramm in Form von Haushaltskürzungen in Höhe von 37 Milliarden Euro beschlossen. Betroffen sind alle Altersgruppen von der Jugend bis zu den Rentnern, das Bildungswesen und die Altersversorgung. Gleichzeitig stellt die spanische Regierung den Banken Milliarden zur Verfügung, um sie vor einem Zusammenbruch zu retten. Die Muttergesellschaft BFA der großen Sparkasse Bankia mit über 10 Millionen Kunden wurde zu 100 Prozent verstaatlicht. Der Abbau sozialer Leistungen, die steigende Massenarbeitslosigkeit und die geplante Arbeitsplatzvernichtung im Bergbau steigern die Empörung gegen die reaktionäre spanische Regierung.

Bergarbeiter an der Spitze der Massenproteste
Die Gewerkschaften hatten diese Politik mit einem Generalstreik Ende März beantwortet. Seitdem gibt es zahlreichen landesweite Demonstrationen von hunderttausenden Menschen. Mit ihren Streiks und Blockaden in Asturien und einer Demonstration in der Hauptstadt Madrid haben sich die Bergarbeiter an die Spitze der Massenproteste gestellt.