„Vor Krokodilen wird gewarnt – vor Radioaktivität nicht“
Australien: Uranmine vergiftet Weltkulturerbe Kakadu-Nationalpark
Herten (Korrespondenz): Vor kurzem musste die Uranmine im Kakadu-Nationalpark im australischen Nordterritorium ihren Betrieb einstellen. Mehrere tropische Wirbelstürme hatten das Hochwasser hinter den Schutzdämmen bedenklich anschwellen lassen. Der Park ist eine wertvolle Naturlandschaft mit seinen Steinplateaus, Wasserfällen, Klippen und mäandernden Flüssen. Die UNESCO hat den Park zum Weltkulturerbe erklärt. Der Landstrich, etwa 200 Kilometer östlich der Stadt Darwin, gehörte noch in den 1970er-Jahren den Ureinwohnern, den Aborigines.
Seit 1981 betreibt Energy Resources Australia (ERA), ein Tochterunternehmen des australisch-britischen Bergbaukonzerns Rio Tinto, die einzige Uranmine in Australien, die im offenen Tagebau Uran abbaut. In deren Nähe leben noch 500 Aborigines vom Stamm der Mirrar als Fischer und Jäger. Sie befürchten, dass die Rückhaltedämme der Mine mit radioaktiv verseuchtem Wasser nach starken Regenfällen brechen könnten. Was aber vom Bergbau-Unternehmen als unbegründet zurückgewiesen wird. Umweltschützer weisen auf „große Verunreinigungen“ im Magela Creek, einem Zufluss des East Alligator River im Revier der Mirrar, hin. Der East Alligator River fließt am nördlichen Ende des Kakadu-Nationalparks ins Meer. In der Mine wird aus einer Tonne Uranerz nach Auswaschung mit großen Mengen von Schwefelsäure ein gelber Kuchen gewonnen, er wiegt 250 bis 500 Gramm und nennt sich „Yellow Cake“. Die Millionen Tonnen verstrahlten Schlamms (englisch „Tailings“), die dabei anfallen, sind eine große Belastung für die Umwelt. Der Schlamm wird in großen Becken gesammelt und bedroht damit das Grundwasser großer Teile des Nationalparks. Selbst die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) bezeichnete das Minengelände als „ungeeignet" für die Lagerung verseuchten Schlamms. Seit Inbetriebnahme der Mine vor 30 Jahren hat die Regierungsbehörde Environment Australia mehr als 200 Verunreinigungen der Umwelt registriert. Eine Firmensprecherin des Minenbetreibers ERA bestreitet die Zahl 200 nicht, betont jedoch, es habe sich jeweils um „durchschnittliche oder geringe Verunreinigungen“ gehandelt. Umweltschützer haben hingegen recherchiert, ERA habe im vorigen Jahr Millionen Liter radioaktiv verseuchten Wassers aus seinem Damm in den Kakadu-Nationalpark abgelassen. Umweltschützer warnen, dass im Falle heimlicher Verklappungen selbst Touristen unbewusst großen Gesundheitsgefahren ausgesetzt werden. So befinden sich in dem äußerst beliebten Nationalpark rund um die Uranmine auch mehrere Campingplätze. In Australien warnen vor Krokodilen vielerorts Schilder, vor möglichen radioaktiven Kontaminationen jedoch nicht. Australien hat die weltgrößten Uranvorräte, doch die Gefahren des Abbaus werden verdrängt. So spricht sich die australische Premierministerin, Julia Gillard, zwar gegen den Bau von Kernkraftwerken aus, weil die Lagerung der radioaktiven Abfälle ungeklärt sei, das beunruhige die Australier. Sie verschweigt aber völlig, dass auch beim Uranabbau verstrahlter Müll anfällt. Vielleicht schweigt sie auch, weil sie weiß, dass Australien seit 30 Jahren jährlich Tausende Tonnen von Uran abbaut und zu den weltgrößten Exporteuren zählt. Die Bergbaumonopole machen damit ein Milliardengeschäft.
Dave Sweeney, Umweltaktivist der Australian Conservation Foundation, setzt sich für ein atomfreies Australien ein; doch weil der Handel mit Uran ein solch gutes Geschäft ist, ist es in Australien „einfacher, eine Genehmigung für eine Mine zu bekommen, als deren Inbetriebnahme zu stoppen“. Der Uranbergbau setzt radioaktiven Staub in Wasser, Luft und Boden frei, vergiftet und tötet alljährlich Tausende von Menschen durch Leukämie, Tod- und Fehlgeburten, zerstört Landstriche auf Tausende von Jahren. Im Kampf gegen die internationalen Bergbau- und Energiemonopole und ihre Regierungen muss auch der Abbau von Uran unterbunden werden.