„Wir können nicht länger schweigen“

SHIINA Chieko, eine Unterstützerin des Fukushima-Netzwerkes, berichtet

„Wir haben gerade unsere Sit-In-Aktion vor dem Ministerium für Ökonomie, Handel und Industrie mit großem Erfolg beendet. Aber wir hatten nicht erwartet, dass unsere dreitägige Aktion zu einer solchen Fülle von Antworten führen würde. Viele Menschen kamen vom ersten Tag unserer Aktion, um sich uns anzuschließen. Wir erhielten sehr große Ermutigung. Es gab einen ungeheuren Enthusiasmus der Frauen und eine intensive Entschlossenheit für die Stilllegung aller AKW: ,Wir können nicht länger schweigen! Wir müssen unsere Stimme erheben!‘ – Das war wirklich tief beeindruckend …
Nach dem 11. März fühlte ich mich schlecht und elend. Zuerst war ich über meine Machtlosigkeit deprimiert und bedauerte mich selbst. Aber Kummer und Bedauern geben uns nicht die Kraft, Schritte vorwärts zu machen. Seit meiner Teilnahme an dem Fukushima-Netzwerk zur Rettung der Kinder vor der Radioaktivität habe ich zusammen mit meinen Freundinnen und Freunden die Solidarität entwickelt und viel bei den Aktivitäten mit ihnen gelernt. … Der Fukushima-Nuklearunfall ist eine beispiellose Katastrophe und wir dürfen nicht zulassen, dass dies wieder passiert. Aber sie sagt uns auch, dass wir selbst den Ort schützen müssen, wo wir leben. In einer bestimmten Weise ist es für uns eine große Möglichkeit, über unseren Lebensweg, die Kommunikation mit anderen, die Entwicklung gegenseitiger Solidarität und wichtige Schritte für die Zukunft nachzudenken. Wenn wir denken, dass dies eine Herausforderung für uns menschliche Lebewesen ist, vorwärts zu gehen, sind wir mit voller Energie vorbereitet.
Die Regierung sagt uns, ,es gibt keine unmittelbaren Auswirkungen‘. Aber das ist eine Lüge. Viele Kinder haben blutige Nasen, Übelkeit oder Gefühle der Lustlosigkeit. Auch Jugendliche leiden unter Gesundheitsproblemen. Auch ich habe das Gefühl von Stacheln in meinen Augen und einen wunden Hals. Alle Schulen in Fukushima werden bald zu Kliniken werden. Ganz Fukushima wird ein Krankenhaus werden. … Es ist das Beste für die Kinder, sie aus Fukushima zu evakuieren, aber viele sind nicht in der Lage, das zu tun, und wir helfen ihnen, die Wirkung der Strahlung auf ihre Körper zu reduzieren. … Unser neuer Premierminister betreibt die Wiederinbetriebnahme der AKW in unserem Land und versucht, den Export von AKW zu expandieren. …
Nun ist meine kleine, in den Bergen gelegene Stadt, umgeben von wunderschöner Natur, durch radioaktive Strahlung kontaminiert worden und ich kann nicht länger mein selbstgenügsames Leben weiterführen. … Es ist unmöglich für mich, mein Leben weiterzuführen ohne den Bezug zur Frage der Atomkraft. Mein Leben ist nun der Kampf gegen die Atomkraft.
Ich bedauere bitterlich, dass es zu dem verhängnisvollen Ereignis kam, weil wir in der Vergangenheit diese wichtige Frage vernachlässigt haben und nicht entschlossen nach ihrer Lösung gestrebt haben. Ich will mit all meiner Kraft kämpfen und mich gegen TEPCO und den Staat auf die Hinterbeine stellen. Ich will meiner Verantwortung nachkommen!“